Die ELB feierte eine gelungene Premiere

  25.11.2014 Aktuell, Region, Vereine, Kultur, Gesellschaft

Insgesamt 16 Vorstellungen von Johann Nepomuk Nestroys Posse «Zu ebener Erde und erster Stock» bietet zurzeit die renommierte Emmentaler Liebhaberbühne im Rüttihubelbad in der Gemeinde Walkringen. Die Premiere ging am Freitag-, der zweite Auftritt am Sonntagabend über die Bühne. Beide Male waren rund die Hälfte der 430 Sitzplätze im Festsaal besetzt. Dies vorweg: Das Publikum kommt in der Inszenierung von Ulrich Simon Eggimann – einer berndeutschen Bühnenfassung – voll auf seine Kosten. Nestroys Stück in drei Aufzügen wurde am 24. September 1835 im Theater an der Wien uraufgeführt.

Im Rüttihubelbad wird der Schauplatz nach Bern in den 1920er-Jahren verlegt. Auf der Bühne sind übereinander zwei Wohnungen zu sehen. Im ersten Stock residiert Millionär Goldfuchs (Hans Rudolf Kummer), der – umgeben von seinen Bediensteten – in Saus und Braus lebt. Im Erdgeschoss vegetiert die Familie von Hudilumper Jakob (Bruno Lädrach) mit Frau Martha (Antonia Flury) und vier Kindern vor sich hin. Weil kein Geld vorhanden ist, blitzt auch Hausherr Michael Zins (Peter Eggimann) ab, der vergeblich versucht, ausstehende Mietzinse einzutreiben. «Mit leerem Bauch ist man kraftlos», so der Hundilumper. Der Lebensstandard auf den beiden Etagen könnte unterschiedlicher nicht sein. Einzige Verbindung zwischen oben und unten ist die Liebe des ältesten Hudilumper-Sohnes Adolf (Michael Rauch) zur Millionärstochter Emilie (Andrea Schär). Einer solchen Verbindung von Reich und Arm jedoch würde Goldfuchs nie und nimmer zustimmen. Auch Hausvermieter Michael Zins, der bei Goldfuchs um die Hand dessen Tochter Emilie anhält, wird abgewiesen – von Tochter und Vater Goldfuchs zugleich. Dieser hat für seine Tochter Monsieur Bonbon (Florian Dolder), einen Kaufmann aus Marseille, ausgewählt. «Ein Hoch dem jung verliebten Paar», lässt Goldfuchs – er hat im 1. Stock bei reich gedeckter Tafel wieder die beste Gesellschaft um sich geschart – mit Champagner auf die Verlobung von Monsieur Bonbon mit seiner Tochter Emilie anstossen. Dies zu deren Entsetzen.

Gleichzeitig wird unten, zu ebener Erde, gehungert. Ein Brot muss für alle reichen. Die Posse nimmt ihren Lauf, und das Publikum geniesst die köstliche Unterhaltung auf der Bühne, die auch Bonmots enthält. So etwa als Marthas Bruder und Jakobs Gehilfe Otto (Dominik Zürcher) verkündet, Bonbon habe seine Frau Louise zu seiner Bonbonniere machen wollen. Oben läuft Stefan Zurflüh als meisterhaft die Fäden ziehender, geldgieriger Diener Johann im Hause Goldfuchs zu wahrer Topform auf. «Mir winkt ein Freudentag», sagt Millionär und Spekulant Goldfuchs. Er reibt sich bereits euphorisch die Hände. Sein ganzes Vermögen ist zurzeit in einem Schiff auf dem Meer unterwegs. «Mein Gewinn wird astronomisch sein», ist er sich sicher.

Die Ereignisse überstürzen sich. «Mich trifft der Schlag. Das Schiff ist untergegangen», verkündet Goldfuchs oben der noblen Gesellschaft. Ein Bote aus Marseille (Dominik Müller) hatte ihm die Schreckensnachricht eben überbracht. Unten hingegen herrscht erstmals Hochstimmung. Dafür gibt es Gründe: Hudilumper-Gattin Martha verzeichnete einen Sechser im Lotto, und der unsterblich in Goldfuchs-Tochter Emilie verliebte Pflegesohn Adolf erbt von seinem verschwunden geglaubten Vater enorm viel Geld. Happy End Verkehrte Welt: Goldfuchs ist nach dem Untergang seines Schiffes, in dessen Ladung er als gewinnträchtige Anlage sein ganzes Geld gesteckt hatte, mausarm. Immerhin offeriert ihm Hausherr Michael Zins, weiterhin im Haus bleiben zu dürfen – aber nun unten. Dies im Tausch mit der unerwartet zu viel Geld gekommenen Familie des Hudilumpers. Reich zieht nach unten, Arm in den ersten Stock. Nachdem Goldfuchs von Adolfs Reichtum erfahren hat, gibt er den Segen für die Heirat seiner Tochter Emilie mit dem Hudilumper-Sohn. Das Happy End ist perfekt. Das Publikum belohnt das Ensemble für die eindrückliche und starke Leistung – dazu zählen auch jene der hier nicht namentlich erwähnten Darsteller – mit grossem Applaus.

Hans Mathys

Weitere Vorstellungen: 28., 29. und 30. November, 7. und 31. Dezember, 2., 9., 10., 11., 17., 18., 30. und 31. Januar, 1. Februar. Infos/Reservationen: www.elb.ch – Telefon 079 570 39 00.


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