Wenn Frauen in die Wechseljahre kommen

  04.11.2014 Aktuell, Burgdorf, Gesellschaft

Übermorgen Donnerstag, 6. November 2014, 19.00 bis 20.00 Uhr, findet im Kurslokal des Spitals Emmental in Burgdorf der zweitletzte Publikumsvortrag dieses Jahres statt. Dr. med. Sibylle Fässler Waber, Leitende Ärztin Gynäkologie / Geburtshilfe, wird diesen gestalten. Ihr Thema: «Wissenswertes rund um die Wechseljahre». Im Anschluss an den Vortrag lädt das Spital Emmental zu einem kleinen Apéro ein, währenddessen die Referentin auch für Fragen zur Verfügung steht.

«D’REGION»: Welche Aspekte werden Sie dem Publikum an Ihrem Vortrag näherbringen?
Dr. Fässler: Das Publikum darf hören, wie die Wechseljahre beginnen und was passiert – vor allem im Bereich des Hormonhaushaltes. Zudem werde ich mögliche Therapien beschreiben.

«D’REGION» In welchem Alter kommen die Frauen in die Wechseljahre?
Dr. Fässler: Zwischen dem 40. und 50. Altersjahr. Dies ist von Frau zu Frau anders. Es geht um die Abnahme der weiblichen Geschlechtshormone.

«D’REGION»: Gibt es auch bei Männern eine Art Wechseljahre?
Dr. Fässler:  Auch bei den Männern sind Wechseljahre bekannt – und zwar durch die Abnahme von Testosteron, welches gleichzeitig ein Vorläufer des Östrogens ist, sodass sie grund­sätzlich die gleichen Symptome aufweisen. Der Unterschied ist jedoch, dass der Abfall dieses Hormons sehr langsam erfolgt und dass er nicht bei allen Männern gleich ausgeprägt ist. Bei einem Teil der Männer liegen sogar normale Hormonspiegel bis ins hohe Alter vor.

«D’REGION»: Woran erkennen Frauen, dass sie sich in den Wechseljahren befinden?
Dr. Fässler: Unregelmässige Blutungen oder nächtliche Wallungen mit Schlafstörungen. Bei jenen Frauen, welche keine Gebärmutter mehr haben, sind es meistens Wallungen. Gewisse Frauen merken überhaupt nichts – ausser dass die Menstruation ausbleibt.

«D’REGION»: Das Klimakterium ist ein natürlicher Abschnitt im Leben einer Frau und keine Krankheit. Gibt es viele Frauen, die das nicht einfach so akzeptieren?  
Dr. Fässler: Die Wechseljahre werden von den Frauen gut akzeptiert. Meine Hilfe nehmen sie vor allem dann in Anspruch, wenn die Hitzewallungen dermassen stark sind, dass sie nicht mehr schlafen können, und wenn sie dadurch in ihrer Lebensqualität stark eingeschränkt sind. Eine weitere Gruppe Frauen kommt zu mir mit starken, unregelmässigen Blutungen, die ebenfalls zu Beginn der Wechseljahre auftreten können.

«D’REGION»: Sind Hitzewallungen und Schweissausbrüche die häufigsten Beschwerden während der Wechseljahre?
Dr. Fässler: Zusammen mit den un­regelmässigen, starken Blutungen sind Hitzewallungen und Schweissausbrüche und die psychische Verstimmung sicher die häufigsten Beschwerden während der Wechseljahre.

«D’REGION»: Nimmt in den Wechseljahren die Lust auf Sex immer, meist oder selten ab – und weshalb?
Dr. Fässler: Die Lust auf Sex nimmt lange nicht bei allen Frauen und Männern ab. Spätestens nach meinem Vortrag sollte sich jede Frau auf ein erfülltes Sexualleben freuen können. Gleichzeitig werden die Männer erfahren, was sie zu einem grossen Teil dazu beitragen können, damit beide in Stimmung bleiben und die traute Gemeinsamkeit geniessen können.

«D’REGION»: Was kann die Frau bei Schlafstörungen während der Wechsel­jahre tun?
Dr. Fässler: Bei diesen Frauen helfen pflanzliche Medikamente oder aber, wenn die Schlafstörungen durch Hitzewallungen bedingt sind, natürliche Östrogene. Schlafmittel stehen sicher an allerletzter Stelle und werden von mir nie verschrieben.

«D’REGION»: Welches sind die häufigsten Wechseljahrbeschwerden bei Frauen?
Dr. Fässler: Nächtliche Hitzewallun­gen.

«D’REGION»: Kommen Frauen mit Wechseljahrbeschwerden direkt zu Ihnen?
Dr. Fässler: Die Frauen kommen nicht zu mir ins Spital, sondern in meine Praxis. Der Hausarzt wird nur in den seltensten Fällen konsultiert, da ich für die meisten Frauen auch noch ein wenig als Hausärztin tätig bin. Die Frauen wenden sich an eine Apotheke und fragen nach einem pflanzlichen Medikament.

«D’REGION»: Helfen bei Beschwerden in den Wechseljahren eine Behandlung mit Pflanzenpräparaten, regelmässige körperliche Aktivität oder Entspannungstechniken wie Yoga am besten?
Dr. Fässler: Bei leichten Wechseljahr­beschwerden kann eine Behandlung mit Pflanzenpräparaten sehr erfolgreich sein. Regelmässige körperliche Aktivität beziehungsweise Sport ist auf jeden Fall zu empfehlen. Yoga bei Wechseljahrbeschwerden? Sicher führt diese Form von «Aktivität» zu einem besseren Körpergefühl und beeinflusst die aktuellen Lebensumstände positiv.

«D’REGION»: Verschwinden Wechseljahrbeschwerden oft auch ohne ärztliche Hilfe?
Dr. Fässler: Zwei Drittel der Frauen kommen ohne jegliche ärztliche Hilfe durch die Wechseljahre. Die Wechseljahre sind ja keine Krankheit, sondern lediglich ein anderer Zustand. Die moderne Frau ist oft gut informiert, was sie für sich tun kann, damit sie diese Jahre geniessen kann. Es sind Jahre ohne lästige Menstruationsbeschwerden und ohne die allenfalls ständige Angst vor einer ungeplanten Schwangerschaft.

«D’REGION»: In welchen Wechseljahr-Fällen sollte ärztliche Hilfe unbedingt in Anspruch genommer werden?
Dr. Fässler: Bei starken Blutungen, die zu einem Eisenmangel führen, ist unbedingt ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, aber auch, wenn die Schlafstörungen so ausgeprägt sind, dass sie zu einer schweren psychischen und physischen Beeinträchtigung führen.

«D’REGION»: Die Hormonersatztherapie soll eine wirksame Behandlung von Wechseljahrbeschwerden sein. Stimmt das?
Dr. Fässler: Bei der Hormonersatz­therapie werden durch natürliche Hormone die fehlenden Hormone des Eierstocks in ganz geringer Dosis ersetzt. Dies geschieht meist über die Haut in Form eines Gels. Wichtig zu wissen ist, dass ein solcher Hormonersatz erst nach zwei bis drei Wochen hilft und daher die Frauen sehr engmaschig überwacht und sehr gut beraten werden müssen. Vorgängig sind diverse fachärztliche Abklärungen unbedingt notwendig. Die Lebensqualität ist
unter einer Therapie selbstverständlich massiv verbessert, wenn die Beschwerden entsprechend stark waren und sie die Lebensqualität beeinträchtigt haben.

«D’REGION»: Ihr allgemeiner Rat für Frauen mit Wechseljahrproblemen?
Dr. Fässler: Die Frauen sollten rechtzeitig Hilfe holen und sich bei Fachpersonen informieren.

Zur Person
Dr. med. Sibylle Fässler Waber ist 48-jährig und stammt aus Appenzell. Aufgewachsen ist sie in Schaffhausen und Lommiswil bei Solothurn. Sie ist verheiratet und seit 13 Jahren in Aefligen wohnhaft.

Ihr beruflicher Werdegang: chirurgische Grundausbildung im Ziegler-Spital Bern, drei Jahre Universitätsfrauenklinik, Inselspital Bern, dort Spezialsprechstunden wie Senologie, Urodynamik, Dysplasie und Neonatologie besucht – gleichzeitig Ausbildung in der operativen Tätigkeit, speziell Laparoskopie Geburtshilfe. Praxis-
assistenz in der Frauenpraxis Runa in Solothurn. Assistenzjahre im Bürgerspital Solothurn. 2005 Facharzttitel FMH Gynäkologie und Geburtshilfe mit operativem Facharzt. Während der dreijährigen Ausbildung als Oberärztin Weiterbildung speziell in der laparos­kopischen Chirurgie, aber auch in der Tumorchirurgie der Brust. Breite Erfahrung im Bereich der Geburts­hilfe.

Der Berufswunsch Ärztin zeichnete sich bereits als Erstklässlerin ab. Dem Studium gingen die Krankenschwester-Ausbildung und die eidgenössische Matura voraus.

Hans Mathys


Image Title

1/10


Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote