Emmentaler Liebhaberbühne glückt Auftakt

  08.11.2015 Aktuell, Burgdorf, Kultur, Gesellschaft

Dies in der Mundartfassung von Frank Gerber nach einer Vorlage von Rudolf Stalder in der Regie von Ulrich Simon Eggimann. Die Premiere vom Freitag und die zweite Vorstellung am Sonntag lockten je rund 200 Theaterfreunde ins Casino Theater. «Schön, dass wir endlich loslegen konnten, der Auftakt gelang und die Reaktionen positiv sind», so Sandra Schneider, die als Puntilas Tochter Eva auf der Bühne steht. «Das Publikum am Freitag war etwas spontaner als jenes vom Sonntag», verglich sie.

Zur Handlung
Brechts Stück spielt in Finnland in den 1940er-Jahren und handelt vom Klassengegensatz Herr / Knecht. Gutsbesitzer Puntila (Patrick Sommer) ist nüchtern ein Ausbeuter, betrunken ein Menschenfreund. In zwei Tagen hat er mehrere Honoratioren unter den Tisch gesoffen. Ein Opfer des Gelages ist auch Richter Fredrik (Hans Rudolf Kummer), der regungslos am Boden liegt, ehe er, nun halbwach – zum Amüsement des Publikums – «Ruhe im Gerichtssaal» schreit. So kommt Puntila mit dem seit fünf Wochen in seinen Diensten stehenden Chauffeur Matti (Bendicht Eggimann) verspätet auf Kurgela ein, wo ihn Tochter Eva und der noble Attaché (Peter Eggimann) erwarten, deren Heirat bevorsteht. Eva verweigert hier ihrem Vater den Schnaps. Kein Problem für Puntila. Dieser erhält vom Viehdoktor (Dominik Zürcher) ein Rezept, um angeblich seine neunzig allesamt an Scharlach erkrankten Kühe mit Alkohol zu behandeln.
Diesen Alkohol erhält Puntila vom Apothekerfräulein (Marisa Widmer). Im Alkoholrausch verlobt er sich mit dieser – im Minutentakt auch mit dem Kuhmädchen (Katrin Haueter), der Telefonistin (Franziska Christen) und Schmuggler-Emma (Christin Maho) – alles Frühaufsteherinnen. Puntila deckt sich auf dem Gesindemarkt mit Taglöhnern ein. Später, in nüchternem Zustand, ist Puntila ein Ekel, menschlich kaum zu ertragen. «Ich habe es mir anders überlegt. Ich nehme keinen Einzigen», verkündet er jetzt den Taglöhnern. Puntilas Tochter Eva will ihren verschuldeten Attaché loswerden – mit Mattis Hilfe. So gaukeln Eva und Matti dem Attaché eine Sauna-Affäre vor.
«Meine Tochter hat ihre Mitgift zwischen ihren Schenkeln», sagt Puntila, der erkennt, dass Tochter Eva keine Frau für den Attaché ist. «Use, du Schlappschwanz» – mit diesen Worten wirft Puntila den Hochstapler-Attaché aus dem Haus. Puntila will nun Matti zum Schwiegersohn machen, doch Eva fällt im Examen durch, in welchem sie hätte beweisen sollen, dass sie Matti glücklich machen kann. Jetzt holt Puntila zu einem Beleidigungs-Rundschlag aus. Seine treue Köchin Laina (Lisa Eggimann) bezeichnet er als Zwergengestalt, Chauffeur Matti als Sauhund. Dieser hat jetzt genug von Puntila. «Die Stund’ des Abschieds hat geschlagen», beginnt Matti seinen klassenkämpferischen Epilog, in dem er Puntila vorwirft, nur als Besoffener ein Mensch zu sein. Mit herzlichem Applaus verabschiedet sich das von den tollen Leistungen auf der Bühne faszinierte Publikum. Zufrieden tritt dieses den Heimweg an, denn die 155 Minuten im Casino Theater waren kein Ausharren, sondern ein Genuss.


Hans Mathys
Vorstellungen im Casino Theater Burgdorf: Samstag, 7.11., 20.00 Uhr; Sonntag, 8.11., 17.00 Uhr; Freitag, 13.11., 20.00 Uhr; Sonntag, 15.11., 17.00 Uhr.
Weitere Vorstellungen im Rüttihubelbad Walkringen: Freitag, 20.11., 20.00 Uhr; Sonntag, 22.11., 17.00 Uhr; Samstag, 28.11., 20.00 Uhr; Sonntag, 29.11., 17.00 Uhr; Samstag, 5.12., 20.00 Uhr; Silvester, 31.12., 17.00 Uhr; Samstag, 9.1.2016, 20.00 Uhr; Sonntag, 10.1.2016, 17.00 Uhr; Samstag, 16.1.2016, 20.00 Uhr; Sonntag, 17.1.2016, 17.00 Uhr.
Informationen unter www.elb.ch


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