Die Ehre gebührt Christa Markwalder
08.12.2015 Aktuell, Politik, Burgdorf, Kultur, GesellschaftDas hat es noch nie gegeben: Auf den Präsidentenstühlen von National- und Ständerat nehmen 2015 /16 zwei junge FDP-Mitglieder Platz. Christa Markwalder heisst die neue Nationalratspräsidentin aus Burgdorf, Raphaël Comte aus dem Kanton Neuenburg der neue Ständeratspräsident. Beim Apéro im Bundeshaus drängen sich die geladenen Gäste der beiden Kammern, Bundesräte sowie Politiker aller Fraktionen, aus verschiedenen kantonalen Regierungsräten und Parlamenten in den Gängen. Die Stimmung ist gelöst.
«Respekt» im Präsidialjahr
Christa Markwalder betont in ihrer Dankesrede an die Anwesenden, dass sie als Motto fürs Präsidialjahr «Respekt» gewählt habe. Dass sie und Comte die Wahlfeier gemeinsam durchführen, möge symbolisieren, dass sie auf eine konstruktive Zusammenarbeit beider Räte hinwirken werden. Beide halten die «gemeinsame Rede» abwechselnd in Deutsch und Französisch, wobei jede / jeder in beiden Sprachen parliert. Christa Markwalder erinnert an die musikalischen Darbietungen des «Miliz-Streichquartetts» mit Nationalräten aus vier Parteien, Symbol für das «nötige Zusammenspiel sowohl in der Musik als auch in der Politik. Beide haben viel gemeinsam, es gilt den richtigen Ton zu treffen, aufeinander zu hören und einzugehen, taktvoll zu sein und Disharmonien zu korrigieren. C’est le ton qui fait la musique et la politique!»
Begeisterter Empfang
Christa Markwalder und Gäste steigen anschliessend in die bereitstehenden Busse und fahren nach einem Zwischenstopp mit beeindruckendem Empfang im Gotthelfdorf Lützelflüh und Reden von Gemeindepräsident Andeas Meister sowie der neuen Nationalratspräsidentin weiter in ihre Heimatstadt Burgdorf, wo sie beim Kornhaus begeistert von der lokalen Prominenz empfangen werden. Herzliche Gratulationen gibt es von Stadtpräsidentin Elisabeth Zäch, den Mitgliedern von Gemeinde- und Stadtrat sowie von zahlreichen weiteren Burgdorfern. Das extra gebraute Christa-Bier kann degustiert werden, bevor die Festgesellschaft Richtung Kronenplatz marschiert. Später zeigen sich nicht wenige auswärtige Parlamentarier sehr beeindruckt von der Zähringerstadt.
Gratis Hühnersuppe ausgeschenkt
Es ist kühl, aber trocken, und auf dem Kronenplatz drängt sich Publikum aus der Emmestadt und den umliegenden Gemeinden. Mit Inseraten ist die Bevölkerung eingeladen worden zu «meet and greet Christa», zusätzlich offeriert die Stadt gratis die traditionelle Hühnersuppe und Glühwein. Der Andrang ist sehr gross, pausenlos wird köstlicher Nachschub aus dem «Stadthaus» herangeschafft.
Mittlerweile klettern einige auf den Kronenbrunnen, um eine bessere Sicht auf das zu haben, was kommen wird. Auch die Fenster der Häuser rund um den Platz sind «belegt». Die Stadtmusik spielt auf, und dann tritt Elisabeth Zäch ans Rednerpult auf der extra errichteten Bühne. Sie würdigt Christa Markwalder als eine jederzeit vorzeigbare Tochter der Stadt, die schon früh mit Politisieren begonnen und ihren Weg überaus erfolgreich weitergeführt hat. Die Stadtpräsidentin erinnert daran, dass Burgdorf traditionell seinen tapferen Frauen dank deren grossem Einsatz vor Jahrhunderten die Hühnersuppe gespendet habe. «Daher ist es nur angemessen, wenn wir heute zu Ehren von Christa Markwalder wieder Hühnersuppe verteilen. Christa, du bist gradlinig und mutig, du führst das Erbe dieser Frauen würdig weiter.» Sie wünscht ein erfolgreiches und glückliches Präsidialjahr, was die Geehrte bewegt verdankt.
Geduldig warten
Nachdem der Gratulationsreigen eröffnet ist, muss der typische Emmentaler erst mal seine Hemmungen überwinden. Aber dann geht es zügig vorwärts: Ohne Aufforderung stellen sich Gratulanten in eine Reihe hintereinander und warten geduldig, bis sie vor der strahlenden Christa Markwalder stehen und ihr erfreut die Hand schütteln dürfen. Nicht wenige ersuchen mehr oder weniger mutig um ein «Selfie», oder Eltern fordern ihren Nachwuchs auf, «doch jetzt wie vorher abgesprochen freundlich zu lächeln».
Zwei 13-jährige Mädchen trauen sich erst, als Christa schon auf dem Weg zum offiziellen Festakt in der Stadtkirche ist. Souverän lächelnd bleibt die höchste Schweizerin für ein «Selfie» stehen.
Sichtbare Sicherheit
Schon vor und im Bundeshaus ist die enorme Anzahl an Polizei- und Sicherheitskräften aufgefallen; alle darauf Angesprochenen bekunden Zustimmung. Auch im ruhigen Burgdorf steht die uniformierte Polizei für alle gut sichtbar parat. Die wirkliche Präsenz von Sicherheitspersonal dürfte jedoch höher gewesen sein. Zusammen mit der «geballten» Politprominenz aus der ganzen Schweiz befinden sich auch der aktuelle Bundesrat Johann Schneider-Ammann und alt Bundesrat Joseph Deiss unter den Anwesenden.
Interessantes Programm
Beim offiziellen Festakt in der Burgdorfer Stadtkirche drängen sich die geladenen Gäste. «Mit Schwung auf die Kirchenbank» steht zu Beginn des Programms, durch das Moderatorin Eliane Gnägi souverän in allen Landessprachen führt. Elisabeth Zäch tritt als Erste ans Rednerpult. Sie spricht von
«Christa als der idealen Bürgerin unseres Landes, früh engagiert in gesellschaftlichen und politischen Gremien als Stadt-, Gross- und Nationalrätin.
In ihrer Freizeit spielt sie Cello im Orchesterverein, setzt sich für eine lebendige Altstadt ein und ist an Podien, Festen und in der Beiz anzutreffen.» Doch ihr Horizont gehe weit über Burgdorf und das Emmental hinaus, «was sie vermutlich nicht immer pflegeleicht für ihre Partei FDP macht». Sie sei eine selbstbewusste Schweizerin, Europäerin, Weltbürgerin mit Visionen.
Der Orchesterverein Burgdorf unter der Leitung von Bruno Stöckli umrahmt die Feier auf eindrückliche Weise, Solist Christoph Schnyder brilliert auf der Klarinette.
Der Berner Regierungspräsident Hans-Jürg Käser hebt in seiner Rede die Vielfältigkeit der Geehrten hervor: «Als Politikerin, Berufsfrau, Co-Präsidentin der parlamentarischen Gruppe Green Cross, engagiert in der Aussenpolitik, als Führerin einer Skigruppe. Daneben trägst du deine musische Seite nach aussen als Gründerin des Streichquartetts der Bundesversammlung.»
FDP-Präsident Philipp Müller schliesst sich den guten Wünschen seiner Vorredner an und verweist auf die grossen politischen Erfahrungen der neuen Präsidentin.
Junge, ambitionierte Politikerin
Bundesrat Johann Schneider-Ammann gratuliert zum höchsten Amt in der Schweiz. Er erinnert an die 28-jährige ambitionierte Politikerin, «die vor 12 Jahren in den Nationalrat gewählt wurde. Dein grosses politisches Talent und die weltoffene Haltung waren un- übersehbar». Auch Markwalders Vorgänger Stéphane Rossini ist voll des Lobes über seine Nachfolgerin, bevor sich Christa Markwalder für all die freundlichen Worte bedankt.
Hunderte geladener Gäste passieren die Eingangskontrolle in die festlich geschmückte Markthalle, wo das offizielle Festbankett, serviert von Spitzenkoch Werner Schürch und seiner Crew, stattfindet.
Die Stimmung ist gelöst, die Berner Stadtratsband Fraktionszwang sorgt für Stimmung, es wird zu mitreissender Musik getanzt. Um 22 Uhr verabschieden sich die Hauptakteure auf der Bühne unter Böllerschüssen und Silberregen.
Gerti Binz