Lebensqualität im Alltag trotz Rheumaerkrankung

  19.03.2016 Aktuell, Koppigen, Gesellschaft

«Rheuma ist die Volkskrankheit Nummer eins!» So steht es zu lesen in einer Broschüre der «Rheumaliga Bern». Jede fünfte Person in der Schweiz, also rund 1,5 Millionen Menschen, kennt rheumatische Beschwerden aus eigener Erfahrung. Viele wissen jedoch nicht, dass hinter ihren Rücken-, Gelenk- und Gliederschmerzen eine rheumatische Erkrankung steht. Rheuma ist unsichtbar und psychisch sehr belas­tend, es schmerzt und betrifft alle Lebensbereiche.

Die Rheumaliga Bern ist ein Verein und zählt ca. 1500 Mitglieder. Ihre Hauptaufgaben sind Information, Beratung und Kursangebote. Die Rheumaliga-Fachpersonen Christine Morger, Sozialarbeiterin, Sonja Karli, Physiotherapeutin, und Lucia Illi, Ergotherapeutin, stellten den Gästen im Wohn- und Pflegeheim, die von der Regionalen Kommission für Altersfragen zu ihrem Frühlingsanlass eingeladen worden waren, ihre vielfältigen Angebote vor.

Die Physiotherapeutin Sonja Karli erklärte den Begriff Rheuma: «Rheuma ist ein Sammelbegriff für über 200 Erkrankungen und ist in Unterkategorien aufgeteilt. Eine davon ist die ‹Degenerative Erkrankung›, dazu gehört die Abnützung, die jeder und jede kennt, die Arthrose. Sie kann an jedem Gelenk am Körper vorkommen, vorwiegend an den Fingern, an den Hüften und den Knien, und Frauen sind eher mehr betroffen als Männer. Dann gibt es die ‹entzündliche Erkrankung›, bekannt unter der landläufigen Bezeichnung Polyarthritis. Eine weitere Kategorie ist das Weichteilrheuma. Dort ist das Grundübel nicht in den Gelenken und Knochenstrukturen zu finden, sondern in den Sehnen und Bändern oder der Muskulatur. Zu dieser Gruppe gehört die Fibromyalgie. Diese kann über Jahre bestehen, sehr viel Schmerzen bereiten, sie wird oft lange nicht richtig diagnostiziert, sodass die Kranken sich oftmals nicht ernst genommen fühlen. Die rheumatischen Erkrankungen sind nicht ausschliesslich Alterskrankheiten, sie können auch in einer jüngeren Lebensphase ausbrechen. Weitere Krankheitsbilder wie Osteoporose oder chronische Rückenschmerzen gehören ebenfalls in die Kategorie Rheuma.»

Die Ergotherapie ist weniger bekannt, jedoch nicht weniger wichtig ist als Physiotherapie, sagt die Ergotherapeutin Lucia Illi. Sie wird seltener verordnet. Die Aufgabe und das Ziel der Ergotherapeutin ist es, Menschen zu befähigen, im Alltag wieder selbstständig sein zu können, sei es im Beruf, im Haushalt oder in der Freizeit. «Nehmen wir als Beispiel Frau Muster, eine 70-jährige Frau mit einer multiplen Arthrose-Diagnose, das heisst, bei ihr sind viele Gelenke betroffen, darunter die Hände, Schultern, der Rücken und die Knie. Dazu plagen sie noch andere chronische Erkrankungen und dementsprechend auch Schmerzen. Ihr Alltag ist ziemlich beschwerlich. Gemeinsam mit der Ergotherapeutin werden nun die ihr dienlichen Hilfsmittel ausgewählt, die Entlastung bringen können. Dazu gehören zum Beispiel ein handgelenkschonendes Messer, ein idealer Flaschenöffner, ein Badewannenbrett, ein Entspannungskissen für Rücken und Arme, Handgelenkmanschetten, Buchstützen, Tablettenteiler und auch eine Schlüsselhilfe.»

Ganz wichtig sei bei Rheumapatienten, dass sie lernen, in ihrem Leben eine Balance zu finden zwischen Belastung und Pausen, und Gebrauch machen von all den angebotenen Hilfsmitteln. Frau Muster habe durch diese an Lebensqualität gewonnen.

Die Sozialarbeiterin Christine Morger beschäftigt sich im Team vor allem mit den sozialen und psychologischen Faktoren der Rheumaerkrankungen. Ihre Hauptaufgabe ist es, zu informieren, zu beraten und zu vermitteln. Sie unterstützt die Hilfesuchenden dabei, den richtigen Lösungsansatz zu finden. Dazu gehört bei jüngeren Leuten die Arbeitsplatzerhaltung, weil eine volle Leistung machmal nicht mehr möglich ist, und es sind sozialversicherungsrechtliche Fragen zu klären, beispielsweise ob eine IV-Anmeldung oder eine Anmeldung bei der Arbeitslosenkasse vorzunehmen ist. Christine Morger berät Patientinnen und Patienten punkto Schmerzmanagement und Krankheitsbewältigung, um zu klären, was sie für sich selbst tun können und was es für Angebote gibt. «Mitglied einer Selbsthilfegruppe zu sein stärkt und gibt Kraft», betont sie. Die Rheumaliga hat ein enges Verhältnis zu andern Fachleuten im Gesundheitsbereich, insbesondere zum Kompetenzzentrum für Rheumatologie. Frau Morger, Frau Illi und Frau Karli liegt sehr am Herzen, den betroffenen Patientinnen und Patienten zu möglichst guter Lebensqualität zu verhelfen.

Die Referentinnen standen im Nachhinein den Interessierten gerne für offene Fragen zur Verfügung und beim anschliessenden Kaffee und Kuchen war reichlich Gesprächsstoff vorhanden.

Rosmarie Stalder

Weitere Informationen: Rheumaliga Bern, Gurtengasse 6, 3000 Bern oder unter www.rheumaliga.ch/be.


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