Rücktritt von Rotary-Präsident Peter Stähli

  18.07.2016 Aktuell, Burgdorf, Gesellschaft

Der Burgdorfer Fürsprecher und Notar Peter Stähli, Jahrgang 1973, amtete von Juli 2015 bis Juni 2016 als Präsident des Burgdorfer Rotary Clubs. Rotary International ist am 23. Februar 1905 gegründet worden, die Burgdorfer Sektion am 3. Juli 1953. Es lohnt sich, in der Chronologie dieses ältesten Service-Clubs der Welt zu stöbern, deren Mitglieder gemäss den Statuten «ihre beruflichen Fähigkeiten in ehrenamtlicher Arbeit einsetzen, um anderen zu helfen» – getreu dem Motto «Selbstloses Dienen».

Aus möglichst vielen Berufen
«In den letzten Jahren haben wir durchschnittlich eine Mitgliederzahl von 70 Personen gehabt», führt Stähli aus. «Natürlich schwankt diese Zahl bisweilen, aber unsere Aufnahmepolitik ist so ausgerichtet, dass diese Zahl einigermassen konstant bleibt.» Wie prinzipiell bei allen Rotary Clubs lässt man sich auch bei den Burgdorfern vom Gedanken inspirieren, dass möglichst viele Berufsgattungen im Club vertreten sein sollten. «Wenn aber z. B. mehrere Juristen oder Mediziner im Club sind, kann man die Tätigkeiten entsprechend deren Definition spezifizieren», erläutert er. «Es gibt den Fürsprecher, Notar, Oberrichter, Jus-Professor, Unternehmensjuristen oder Juristen, die heute in ganz anderen Berufen tätig sind. Bei den Medizinern können wir beispielsweise nach Allgemeinpraktikern, Chirurgen, Internisten, Augenärzten usw. unterscheiden. Je nach Bedarf kann man das enger oder breiter formulieren.»

Harmonie ist wichtig
Niemand kann sich beim Rotary Club um eine Aufnahme bewerben; mögliche Kandidaten erhalten eine Anfrage. «Die Harmonie unter den Mitgliedern ist uns sehr wichtig», führt Stähli aus.

Eine Ablehnung sei schon vorgekommen. Einen Grund sieht er darin, «dass die Präsenz in unserem Club sehr hoch ist. Wir treffen uns einmal wöchentlich. Das unterscheidet uns von anderen Service-Clubs. Wenn wir uns jede Woche oder mindestens alle zwei Wochen sehen, stellen wir an unsere Mitglieder beträchtliche Ansprüche.

Auf die Frage nach dem Versammlungslokal antwortet Stähli: «Wir treffen uns ein halbes Jahr während der kälteren Jahreszeit im Stadthaus und während der anderen Jahreshälfte im Schützenhaus zum Lunch, wo wir beim Apéro vielfach draussen sitzen können. Die Abendessen finden im Stadthaus statt, ausnahmsweise auch auswärts.»

Dienen an erster Stelle
Die Frage nach dem Leitgedanken der Rotarier beantwortet er mit der Feststellung, «dass es sicher ähnlich ist wie bei anderen Service-Clubs: Im Zent­rum steht das Dienen an der Gemeinschaft, wobei die Tätigkeiten je nach Club variieren können. Daneben ist die Pflege hoher ethischer Standards ein weiterer Punkt, dem grosse Bedeutung beigemessen wird. Das gilt sowohl im Berufsleben als auch im Alltag.» Stähli weist auf die Rotary-Leitgedanken hin, in denen sich diese weltweite Organisation mit 1,2 Millionen Mitgliedern (darunter heute auch Damen) die Aufgaben stellt, humanitäre Hilfe zu leisten, zu Völkerverständigung und Frieden auf der Erde beizutragen und sich wie bereits erwähnt für hohe ethische Normen in der beruflichen und privaten Welt einzusetzen.

Um Mitglied zu werden, müssen die Kandidaten in Beruf, Wirtschaft oder öffentlichen Ämtern eine leitende Stellung innehaben.
Der älteste Service-Club der Welt verzeichnet über 33 000 Clubs in mehr als 160 Ländern, die unabhängig, überparteilich und nicht konfessionell gebunden sind. Selbstverständlich stehen sie Angehörigen aller Kulturen, Rassen und Glaubensrichtungen offen. «Getreu seinem Motto – selbstloses Dienen – lautet das Hauptziel jedes Rotary Clubs in allen Teilen der Welt, gemeinnützige Arbeit zu leisten», erläutert Stähli.

14 Millionen Franken für «Mine-ex»
Der Rotary Club Burgdorf unterstützt die Stiftung «Mine-ex», gegründet 1996 vom Burgdorfer Professor Dr. med. Hans Stirnemann und 2000 als Stiftung im Handelsregister eingetragen. «Mine-ex» unterstützt die Opfer von Personenminen, die verstümmelt worden sind und Prothesen benötigen. «Mine-ex» wird inzwischen von sämtlichen anderen Schweizer Rotary Clubs in allen drei Distrikten unterstützt, alle haben «Mine-ex»-Delegierte ernannt und sammeln Geld. Bis heute wurden rund 14 Mio. Franken gesammelt. Das Geld geht in jährlichen Tranchen an das Rote Kreuz, das schwerpunktmäs­sig Opfer in Kambodscha und Afghanistan unterstützt. In beiden Ländern konnten Fabrikationsbetriebe für nicht komplizierte Prothesen aufgebaut werden, die enorme Hilfen für Betroffene darstellen. Daneben gibt es Zentren für diese Menschen, in denen die Prothesen angepasst und die Betroffenen im Umgang mit diesen Hilfsmitteln unterwiesen werden. Auch Physiotherapie steht im Angebot, genauso wie die Ausbildung zu Prothesenherstellern und Physiotherapeuten.

«Wenn wir jemanden dazu bringen wollen, etwas Gutes für Mine-ex zu tun, hilft vielfach die Auskunft, eine Prothese koste nur 150 Franken, was für unsere Verhältnisse natürlich verschwindend gering ist und vor Ort eine Riesenhilfe», so Stähli. Durch die Herstellung in den Bestimmungsländern mit enorm tiefen Salären sei das möglich, führt er aus und ergänzt: «Der gebotene Komfort reicht für dortige Verhältnisse, die Wirkung ist enorm gross. Nur darauf kommt es an. Ein Landwirt, der durch eine Mine sein Bein verloren hat, kann wieder arbeiten und seine Familie ernähren.»

Die Blauseestiftung
Mit der 1997 gegründeten Blauseestiftung sollen gemäss Statuten allgemein formulierte «gemeinnützige Werke» realisiert werden, welche der Bevölkerung und speziell Kindern und Jugendlichen im Kanton Bern zugute kommen sollen. Es geht unter anderem um die Finanzierung von Spielplätzen, Ferienplätzen im Heim und Engagements bei Projekten, deren Realisation erfolgversprechend und nachhaltig ist.

Interessante Referate
Stähli ist seit 2008 Mitglied bei den Rotariern und weist auf eine für ihn wichtige Bereicherung hin: «Ich bin mit Themen in Berührung gekommen, von denen ich in diesem Umfang und dieser Intensität sonst nicht erfahren hätte. An unseren Lunches und Dinners sprechen viele ganz unterschiedliche Referenten über alle möglichen Themen, was ich ausserordentlich schätze. Neben den guten Kontakten untereinander, aus denen teilweise private Freundschaften entstehen, sind diese Referate sehr horizonterweiternd.» Stähli betont, dass Gerüchte über ein gegenseitiges Zuschanzen von Geschäften selbstverständlich jeglicher Grundlage entbehren. «Der normale Geschäftsalltag findet bei uns gleich wie überall statt. Beim Kauf eines Autos beispielsweise geht wohl jedermann zu dem Garagisten, den er persönlich kennt und zu dem er Vertrauen hat.»

Der abgetretene Präsident weist darauf hin, dass in den letzten Jahren gezielt junge Persönlichkeiten – um die 40 Jahre alt – aufgenommen worden sind.

Gerti Binz


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