Studie «Gesundheitswirtschaft Emmental»
31.10.2016 Aktuell, Wirtschaft, Bildung, Region, Burgdorf, GesellschaftDer Verein «B. for HEALTH – Gesundheitswirtschaft Burgdorf» ist eine Interessengemeinschaft von Unternehmern, Institutionen und der Stadtverwaltung Burgdorf, die am Wirtschaftsstandort Burgdorf und in der Region Industrie, Dienstleistungen und Ausbildungsangebote im gesamten Spektrum Gesundheit durch Koordination und Vernetzung nachhaltig stärken wollen. Patrick Roth, seit zwei Jahren Geschäftsführer von «B. for HEALTH», stellte die neue Studie «Gesundheitswirtschaft Emmental» in den Räumlichkeiten der Blaser Swisslube AG, Hasle b. B., vor. Wegen unerwarteter geschäftlicher Abwesenheit von «B. for HEALTH»-Präsident Simon Michel, CEO Ypsomed AG, Burgdorf, übernahm Roth auch dessen Aufgabe. Im Anschluss an die Präsentation der Studie stellten sich Marc Blaser, CEO Blaser Swisslube AG, und Roland Loosli, CEO Albiro AG, Sumiswald, den Fragen.
«B. for HEALTH»
Der Verein Gesundheitswirtschaft Burgdorf wurde im Jahr 2014 von 14 Mitgliedern gegründet – erst später wurde der Name mit «B. for HEALTH» ergänzt. Inzwischen gehören dem Netzwerk 35 Mitglieder an. «B. for HEALTH» befasst sich mit den Themen Medizintechnik, medizinische Dienstleistungen und Pflege, eHealth & mHealth, Biotech, Zulieferer (Metallverarbeitung, Textilien, Schmierstoffe), Logistik und Lagerhaltung sowie Service. «Wir sind eine Vermarktungs- und gleichzeitig eine Vernetzungsorganisation», so Roth. Zu den zentralen Aufgaben gehören die Vermarktung von Flächenangeboten für interessierte Unternehmen im Lifescience- und Gesundheitsbereich und die Vernetzung durch gezielte, persönliche Vermittlung von Kontakten. «Aktuell vermarkten wir 14 Objekte, darunter das 3-M-Gebäude, die Lagerhaus AG und das Suttergut» (alle Burgdorf), so Roth.
Grosse Flächen fehlen
Die Erkenntnisse nach zwei Jahren Tätigkeit von «B. for HEALTH» fasste Roth wie folgt zusammen: Die Ansiedelung von Unternehmen sei wegen des starken Schweizer Frankens momentan schwierig. Zudem seien die Interessenten meist auf der Suche nach grösseren, zusammenhängenden Arealen. «Es fehlen uns die wirklich grossen Flächen ab 20 000 m2.» Dank den Investoren, die bei «B. for HEALTH» dabei seien, könne ab erstem Quartal 2017 jedoch ein «Inkubator» für kleine Firmen angeboten werden. – Die Zusammenarbeit mit dem Kanton klappt bestens. Interessierte Delegationen aus den USA, von Kanada, Russland und nach dem Brexit auch von England werden regelmässig an «B. for HEALTH» verwiesen. Das einheitliche Kommunikationskonzept und die Betreuung durch die Anlaufstelle werden geschätzt.
Das Emmental als Testmarkt nutzen
Die Studie «Gesundheitswirtschaft Emmental» wurde von Dr. Patrick Dümmler, GETHELP GmbH Consulting, Küsnacht ZH, im Auftrag des Vereins «B. for HEALTH» im Zeitraum von September 2015 bis Juli 2016 erstellt. Sie gibt hauptsächlich den Istzustand wieder und offenbart wenig Neues: unterdurchschnittliches Bevölkerungswachstum im Emmental seit dem Jahr 2000; unterdurchschnittliche Dichte der Bevölkerung; überdurchschnittlich alte Wohnbevölkerung; negativer Pendlersaldo von rund 5800, das heisst, es gibt weniger Arbeitsstellen als Beschäftigte im Emmental. Dümmler empfiehlt die Bestandespflege und die Weiterentwicklung der bereits ansässigen Akteure in der Gesundheitswirtschaft. Er schlägt einen Stammtisch für die wichtigsten 10 bis 15 Beteiligten in der Gesundheitswirtschaft und jährliche Veranstaltungen sowie Workshops für alle dazu gehörenden Akteure innerhalb und ausserhalb des Emmentals vor. Die Ziele und Themen: die Erschliessung des Potenzials der knapp 12 500 Zupendler, die im Emmental arbeiten, aber nicht da wohnen, das Angebot an Gesundheitsdienstleistungen für Erwerbstätige ausbauen, eine Erweiterung der Leistungen für die regionale und überregionale ältere Bevölkerung. Innovationen in der Art der Erbringung der Gesundheitsdienstleistungen, die Ansiedelung von innovativen KMU aus dem Gesundheitsbereich, das heisst, das Emmental als Testmarkt für neue Angebote in der Gesundheitsversorgung, bei Dienstleistungen und Produkten nutzen und die Schaffung eines industriell-gewerblichen Businessparks: Gepaart mit zusätzlichen Flächen, kann er zum Zentrum für die Ansiedelung von zusätzlichen KMU werden.
Gesprächsnotizen
«Unser Kerngeschäft sind Kühlschmierstoffe. Wir sind stark vernetzt mit der Medizintechnik. Unsere Kunden stellen von Knochenschrauben über Knieimplantate bis hin zu Hirnoperationsrobotern die verrücktesten Sachen her», liess Marc Blaser, CEO Blaser Swisslube AG, wissen. Themen wie Gesundheit, Mensch und Umwelt, Forschung und Entwicklung seien bei Blaser Swisslube zentral. Roland Loosli, CEO Albiro AG (Berufskleider), Sumiswald, hielt fest, dass das Interesse von seiner Seite an einem Stammtisch für die wichtigsten Akteure in der Gesundheitswirtschaft Emmental gross sei. «Es wäre wünschenswert, wenn Sie von «B. for HEALTH» einen solchen runden Tisch organisieren könnten.»
Barbara Schwarzwald