Präsentation des neuen «Freischütz»
05.12.2016 Aktuell, Region, Burgdorf, Kultur, GesellschaftUrsprünglich verfügt das Haus über eine Poststation mit Pferdestallungen. Stadtpräsidentin Elisabeth Zäch spricht von «schützen und nützen» und bezeichnet die Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege «als wirklich cool».
Alle sind zufrieden
Wie Unternehmer Hans Grunder von der Grunder Ingenieure AG den geladenen Gästen bei der Präsentation des nun vollendeten Hauses erläutert, stand «die Umnutzung des Restaurantgebäudes in Büroräume als Ergänzung der bestehenden Betriebsräume an der benachbarten Bernstrasse 21 im Vordergrund. Um eine schnelle und problemlose Zusammenarbeit zwischen den Gebäuden Bernstrasse 19 und 21 zu ermöglichen, konnte eine wettergeschützte Passerelle im ersten Obergeschoss zwischen beiden Häusern erstellt werden. Da im nebenliegenden Hauptsitz – wo ab 1. Februar 2017 eine Etage fremdvermietet wird – ein Lift vorhanden ist, können nun beide Häuser rollstuhlgängig erschlossen werden».
Grunder weist auf gelegentliche Meinungsverschiedenheiten hin, die beim Umbau eines derart alten und mit zahlreichen erhaltenswerten Details versehenen Gebäudes auftauchen: «Aber immer ist es uns gelungen, schliesslich einen für alle akzeptablen Kompromiss zu finden. Dafür bedanke ich mich ausdrücklich.» Das zeigt sich unter anderem im mit Biberschwanzziegeln gedeckten Dach und der gleichzeitig montierten Solar- inklusive Speicheranlage, die Elektrizität für beide Liegenschaften liefert. Geheizt wird mit Gas. Das Ergebnis können die Besucher beim späteren Rundgang bewundern.
Alt und Neu ergänzen sich
Gemäss einer Forderung der Denkmalpflege sollte die bestehende Raum- und Tragstruktur im «Wohnteil» von Erd- und Obergeschoss erhalten bleiben. Das sei vorzüglich gelungen, zahlreiche Details wie Wandschränke, Holztäferungen, alte Türen, Türbeschläge, Eichenböden und anderes mehr erstrahlen in neuem Glanz. Laut Architekt Ueli Arm, Burgdorf, «wird mit transparenten Verglasungen im ‹Tennbereich› das ursprüngliche, dreigeteilte Erscheinungsbild in ‹Wohnteil-, Tenn- und Ökonomieteil› sowohl in den Längsfassaden als auch im Gebäudeinnern thematisiert. Die Fenster im Erdgeschoss des ‹Ökonomieteils› klären durch ihre Angleichung an die Teilung des Obergeschosses das Fassadenbild zusätzlich. Im ‹Tenn- und Ökonomiebereich› wurden die heute teilweise auf unterschiedlichen Niveaus liegenden Böden erneuert und angeglichen.»
Zahlreiche Anwesende kennen den «Freischütz» aus früheren Jahren und sind «überwältigt, was aus so einem alten und sanierungsbedürftigen Haus gemacht worden ist». Dazu gehört nicht zuletzt eine Nachbildung des früheren Stammtisches am alten Platz (heute Empfangsbereich) mit der Originalsäule in der Mitte des Tisches, wie Grunder stolz betont. Gleichzeitig weist er auf das alte Holzschild «Wirtschaft Freischütz» hin, das mehrfach Begehrlichkeiten geweckt hat und «das ich schliesslich regelrecht bewachen musste».
46 neue Arbeitsplätze
Auf neu 640 m² ergibt der Umbau 46 neue Arbeitsplätze für die mehr als 100 Mitarbeitenden der Grunder Ingenieure AG, wobei «anfangs nicht alle Plätze besetzt werden», wie der stolze Bauherr Grunder erläutert. Er geht kurz auf die Vorgeschichte dieses 2,6 Mio. Franken teuren Umbaus ein, den er als «Paradebeispiel von ökonomischer Nutzung, Erhaltung traditioneller Werte und Zweckmässigkeit» bezeichnet. Er streift die «Verkaufsverhandlungen mit den Vorbesitzern Ueli und Ruth Gfeller aus Burgdorf, denen der Erhalt des ‹Freischütz› eine Herzensangelegenheit war. Am 15. Juni 2015 haben wir die Baubewilligung erhalten, am 22. November 2015 mit den Bauarbeiten begonnen.» Den riesigen Gewölbekeller im Untergeschoss bezeichnet er als «Herzstück» des Hauses. Besonders stolz ist er neben den anderen sorgfältig renovierten Räumen auf den ausgebauten, fünf Meter hohen Dachstock – die frühere Bühne – wo durch gekonnt angeordnete Fensterreihen viel Licht auf die alten Eichenbalken und die Arbeitsplätze des Grossraumbüros fallen kann. «Hier konnte eine Superlösung mit der Denkmalpflege gefunden werden.» Isabella Meili (KDP) bestätigt die «nach engagierten Diskussionen positiven Lösungen für dieses gute Projekt».
Immer wieder hört Grunder beim Rundgang Lob von den Anwesenden, bevor sich alle im Gewölbekeller zum Apéro treffen.
Gerti Binz