Lamas und Alpakas, unsere Nachbarn

  20.01.2017 Aktuell, Burgdorf, Gesellschaft

Wo Eichhörnchen und Igel, Meisen und Spatzen, Hunde und Katzen in friedlicher Atmosphäre beisammen leben, wo Gärten mit Blumenbeeten und alten Baumbeständen, Rasen- und Weideflächen das Auge erfreuen, leben seit ungefähr fünf Jahren auch Alpakas und Lamas. Die Burgdorfer Bevölkerung zeigt allgemein grosse Freude an der Begegnung mit diesen Tieren, die hinter dem Gymnasium friedlich grasen und mit grossen, liebenswürdigen Augen die Besuchenden bestaunen.

Ihre Besitzer, das pensionierte Ehepaar Sylvia und Jakob Eberhart-Burri, haben eine grosse Affinität zu Tieren, besitzen neben Schafen, die auf verschiedenen  Weideflächen in Burgdorf grasen, zwei Ponys, Papageien, Schildkröten, Wüstenleguane und Hunde. Bereits in den Sechzigerjahren wollte Eberhart Lamas halten, doch in der damaligen Zeit waren die Auflagen äusserst streng. Das Ehepaar kaufte später zwei Alpakas, die direkt aus Chile importiert worden waren, die andern züchteten sie selbst. Acht Alpakas und zwei Lamas bilden nun eine Herde, welche vom Lamahengst Mayo angeführt wird.

Eberharts halten keine Tiere zur Fleischproduktion, sondern zur Zucht und zu ihrer eigenen wie auch zur Freude der Bevölkerung Burgdorfs. Sie züchten Nachwuchs nur auf Wunsch und verkaufen nie ein einzelnes Tier, denn Alpakas sind Herdentiere. Zur Befruchtung bringt Eberhart die Weibchen zu einem Hengst und holt sie zurück, sobald sie ein Junges im Leib tragen. Die Tragzeit dauert normal elf Monate, doch wenn das Wetter kühl ist, können die Weibchen bis zu einem Monat warten. Sie werfen stets tagsüber, immer stehend, und lassen das Junge zu Boden fallen. Hilfe von Menschen ist dabei nicht nötig. Auf die Frage, ob Lamas wirklich spucken können, meinen Eberharts lachend: «Ja, das können sie! Sie tun es jedoch nur innerhalb der Herde, um sich die Achtung anderer Tiere zu ergattern oder wenn sie offensichtlich geplagt werden. Doch wenn sie spucken, holen sie das Material tief aus dem Magen, es stinkt abscheulich».

Lamas und Alpakas gehören zur Säugetiergattung der Kamele und stammen aus Südamerika. Alpakas sind deutlich leichter und kleiner als Lamas. Der Körperbau der Tiere ist langgestreckt, die Beine schlank, der Hals lang und dünn und der Kopf klein und fast dreieckig. Wie andere Kamelarten ernähren sie sich von krautigen Pflanzen, Gräsern, Sträuchern, Flechten und Blättern. Auf dem Gsteig fressen sie Gras und Heu, Silogras und -mais und im Winter zusätzlich Kraftfutter. Für die kalte Jahreszeit benötigen sie einen Stall, der sie vor Regen und Wind schützt. Temperaturen von bis zu minus 30 Grad können ihnen nichts anhaben. Vor Wintereinbruch wurden hinter dem Gymnasium die schützenden Blachen durch ein stabiles, formschönes Dach ersetzt.

In ihrer Heimat, den südamerikanischen Anden, werden Lamas vorwiegend als Lasttiere eingesetzt, doch auch ihre Wolle wird verwertet. Die Burgdorfer Lamas und Alpakas werden einmal jährlich geschoren, die Rohwolle wird weiterverarbeitet.

«Kora, das hellbraune Alpaka, gewann an einer Schönheitskonkurrenz den zweiten Preis, und die schwarze Yara hat einen schiefen Kiefer, der von einer Kieferoperation herrührt. So unterscheidet sich ein jedes Tier vom andern im Aussehen, im Charakter, aber auch im Verhalten», erzählt Eberhart über seine Schützlinge. Eigentlich ist es fast genauso wie bei den menschlichen Bewohnern in Burgdorf, und das macht das Leben doch so interessant.

Helen Käser


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