Rheuma - die Volkskrankheit Nr. 1
23.01.2017 Aktuell, Bildung, Region, Burgdorf, GesellschaftChantal Galliker, diplomierte Pflegefachfrau und Gesundheitsfachfrau, Pro Senectute Emmental Oberaargau, konnte am 19. Januar 2017 eine grosse Anzahl Seniorinnen und Senioren im Quartierzentrum Gyriträff an der Gyrischachenstrasse 27 in Burgdorf begrüssen. Im Namen der Pro Senectute organisiert Galliker unter anderem Nachmittagsveranstaltungen für Senioren zu den Themen «bewegen und begegnen». Die Teilnehmenden haben im Vorfeld selber bestimmt, welche Inhalte durch fachkundige Referenten zur Sprache kommen sollen. Im zweiten Teil können verschiedene Bewegungsarten ausprobiert werden – vergangenen Donnerstag die Feldenkrais-Methode.
Rheuma
Lucia Illi, Ergotherapeutin, Rheumaliga Bern, erläuterte im «Gyriträff» als Erstes den Begriff «chronische Schmerzen». Wenn Schmerzen über einen längeren Zeitraum (monatelang) anhalten, werden sie als «chronisch» bezeichnet. Im Unterschied zu akuten Schmerzen bilden chronische Schmerzen mit der Zeit ein eigenes Krankheitsbild. Illi thematisierte in ihrem Vortrag chronische Schmerzen bei Rheuma. «Nei, i ha nid Rheuma, i ha Arthrose!» Dies sei eine Behauptung, die sie oft zu hören bekomme und die sich widerspreche, stellte Illi klar. Arthrose ist eine von über 200 rheumatischen Erkrankungen. «Rheuma» ist lediglich der Oberbegriff. Zu den Rheuma-Untergruppen gehören die «degenerativen Erkrankungen» – Arthrose als typisches Beispiel. Die gallertartige Knorpelschicht über dem Gelenk ist bei Arthrose nicht mehr glatt und geschmeidig. Anlaufschwierigkeiten am Morgen, bis die Gelenkflüssigkeit den Knorpel wieder befeuchtet hat, sind typische Anzeichen. Ab 65 Jahren seien bis zu 90 Prozent der Bevölkerung davon betroffen, aber nicht alle hätten zwingend Beschwerden. Bei den «entzündlichen Erkrankungen» bildet eine Entzündung in der Gelenkinnenhaut die Ursache für den Schmerz. «Weichteilrheumatismus» als weitere Untergruppe betrifft die Muskeln, Sehnen und Bänder. Zu den «Knochenerkrankungen» zählt die Osteoporose. Insgesamt zwei Millionen Menschen in der Schweiz sind von rheumatischen Beschwerden betroffen.
Physio-, Ergotherapie und Sozialarbeit
Während zur Bekämpfung chronischer Schmerzen in der Physiotherapie Wert auf die richtige Haltung gelegt, die Kraft und Beweglichkeit gestärkt, Wärme oder Kälte eingesetzt und die Entspannung hochgehalten werden, widmet sich die Ergotherapie dem Schmerzmanagement. Es gilt, Arbeiten aufzuteilen, Pausen einzuplanen, vom Stehen ins Sitzen zu wechseln, die richtigen Hilfsmittel einzusetzen und den Belastungsschmerz als Warnzeichen zu akzeptieren. Informieren, Beraten und Vermitteln sind die Schwerpunkte in der Sozialarbeit. Mit dem Inselspital zusammen veranstaltet die Rheumaliga Bern auch Patientenschulungen. Musik, gute Gespräche, Bewegung in der Natur, Rituale, Freude und Humor dienen nicht nur als Energiespender, sondern tragen ebenfalls wesentlich zur Schmerzlinderung bei.
Feldenkrais-Methode
Die Feldenkrais-Pädagogin Susanne Gerber erteilt seit eineinhalb Jahren Feldenkrais-Lektionen «Bewusstheit durch Bewegung» in Burgdorf und Hindelbank. Am Donnerstagnachmittag ging es nach dem Stühlerücken – direkt in die Bewegung. Die Feldenkrais-Methode gründet auf der Art und Weise, wie Menschen Bewegung erlenen, wie sich Bewusstheit und Denken entwickelt, wie wir wahrnehmen und auf welche Art wir lernen, mit unserer Umwelt in Beziehung zu sein. Sie ist ein körperorientiertes Lernen, das nach seinem Begründer Dr. Moshé Feldenkrais, Physiker und Ingenieur, benannt ist. Durch sanfte Bewegungen wird die Muskelanspannung verringert. Effizienz entsteht nicht durch Anstrengung, sondern durch das Weglassen von überflüssiger Muskelanspannung. Der Handlungsspielraum jedes Einzelnen erweitert sich und die Stabilität, die Haltung und die Atmung verbessern sich. Die Bewegungen sind besser koordiniert und erfordern weniger Anstrengung. Mit Kaffee und Kuchen wurde der Nachmittag abgerundet.
Barbara Schwarzwald
Donnerstag, 16. Februar 2017, von 14.30 bis 17.00 Uhr, Quartierzentrum Gyriträff, Gyrischachenstrasse 27, Burgdorf: «Mein Beckenboden und ich», Dalcroze-Rhythmik. Teilnahme ohne Anmeldung möglich. Chantal Galliker, «Zwäg ins Alter», Telefon 062 916 80 90. Feldenkrais-Pädagogin Susanne Gerber, Prozesswerkstatt, Telefon 079 681 48 44.
Rheumaliga Bern
Die Rheumaliga Bern ist ein gemeinnütziger Verein mit mehr als 1600 Mitgliedern, der vor über 80 Jahren gegründet wurde. Die Geschäftsstelle befindet sich in der Stadt Bern. Finanziert wird die Rheumaliga einerseits durch Mitgliederbeiträge, Spenden und Legate und andererseits durch die kantonale Fürsorgedirektion und das Bundesamt für Sozialversicherungen. Acht Mitarbeitende sind in Bern beschäftigt. Als Haupttätigkeiten werden die Information (Vorträge), die Bewegung (Bewegungskurse, Bewegungswochen) und die Beratung (finanziell, psychologisch, betreffend Hilfsmittel) angegeben.