Historischer Fund Im Schloss Burgdorf

  03.04.2017 Bildung, Burgdorf, Kultur, Gesellschaft

BURGDORF:Der überraschende Fund ereignete sich im ehemaligen Hallenbau des Schlosses, wie der Kanton Bern und die Stiftung Schloss Burgdorf am Donnerstag mitteilte. Während Sondierungsarbeiten kamen im sogenannten Schiltensaal Wand- und Deckenmalereien zum Vorschein. Der Saal fungierte seit  Mitte des 16. Jahrhunderts als Amtstube. Die Dekorationsarbeiten sind  im Jahre 1686 entstanden und stammen von Christian Stucki. Der damalige Schultheiss Lombach engagierte Stucki zu dieser Zeit, um seine Amtstube neu zu gestalten. Dies sei aus schriftlichen Quellen bekannt, verriet Michael Gerber, kantonaler Denkmalpfleger. Die sogenannten Grisaille-Malereien zieren die Decke mit grossen Rankenmotiven, während an den Wänden Torbögen mit Fratzen abgebildet sind. Der Saal sollte zu dieser Zeit vor allem Eindruck schinden, da in diesem Raum über Recht und Schuld entschieden wurde, so Matthias Kilchhofer, vom Restauratorenteam Fischer & Partner. Auffällig sei, dass sich die Werke in einem sehr guten Zustand befänden. Dieser sei vor allem der Vertäfelung von 1741 zu verdanken, da die Malereien dadurch über Jahrhunderte gut geschützt gewesen seien, so Kilchhofer weiter. Ausserdem stellte man bei einer Infrarotreflektographie fest, dass sich hinter den Malereien von Stucki noch ein älteres Werk von Maler Baschi Gysin befindet. Wie Gerber weiter bestätigt, sei auch dies schriftlich belegt.

 

 

Verloren geglaubt

Im frühen 17. Jahrhundert wurde der Schiltensaal von Baschi Gysin dekoriert. Im Zuge einer Gesamterneuerung 1686/90 gestaltete Christian Stucki die Decke und Wände neu. 1741 mussten die Malereien moderneren Vertäfelungen weichen. Bei späteren Umbaumassnahmen 1922 wurde die Westwand des Saals freigelegt, wobei man einen Teil der Werke wiederentdeckte und dokumentierte. Die Wand wurde  allerdings während den Arbeiten vollständig zerstört. Die restlichen Malereien blieben weiterhin unentdeckt und wurden somit als verloren geglaubt. Auch bei weiteren Umbauten in den Jahren 1972/73 wurden die Dekorationen nicht bemerkt.

 

Wie es  weiter geht

Die gefundenen Werke befinden sich im ehemaligen Hallenbau, dort soll künftig eine Jugendherberge entstehen. Die Planung und Umsetzung sei aber durch diesen Fund nicht gefährdet, da man sich auf solche Eventualitäten vorbereitet habe, so Markus Meyer, Stiftungspräsident der Stiftung Schloss Burgdorf. Wie dieser Mehraufwand allerdings finanziert werden soll, ist noch unklar. Wie die Malereien in den Umbau integriert werde, sei zu diesem Zeitpunkt auch noch offen, so Rolf Grossenbacher, Architekt und Projektleiter  Umbau. Die weitere Planung werde aber sicher in engem Kontakt mit Bauherrin und Denkmalpflege stattfinden, so Grossenbacher weiter. Das Schloss Burgdorf soll künftig der Öffentlichkeit zugänglicher gemacht werden, in dem eine Jugendherberge mit Gastrobetrieb und ein Trausaal entstehen. Das bestehende Museum bleibt dem Schloss allerdings erhalten und wird Bestandteil des neuen Projekts. Die Stiftung Schloss Burgdorf  wurde vor rund einem Jahr gegründet und agiert als Bauherrin und zukünftige Betreiberin des Projekts. Am 10. September 2017 werden die verloren geglaubten Werke der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Während der schweizweiten Denkmaltage können die Malereien besichtigt werden.

P. Lehmann


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