Wenn die Mutter zum Kind wird
03.07.2017 Gesellschaft, RegionDas Demenzforum Region Burgdorf führte am 21. Juni 2017 im Restaurant des Zentrums Schlossmatt eine Informationsveranstaltung für pflegende Angehörige durch. Lucia Schenk, Leiterin des Pflegedienstes und Geschäftsleitungsmitglied vom Zentrum Schlossmatt Region Burgdorf, eröffnete den Abend und begrüsste die 13 pflegenden Angehörigen. Olivia Weibel, Leiterin der Alzheimervereinigung Emmental Oberaargau, erklärte, wie das Demenzforum der Region Burgdorf entstand. Im Anschluss stellten folgende Organisationen kurz ihre Angebote vor: Pro Senectute, Spitex Burgdorf-Oberburg, Zentrum Schlossmatt (Tageszentrum und Demenzabteilung) und die Selbsthilfe BE. Ganz bewusst hielt an diesem Abend niemand ein längeres Referat, damit Zeit blieb, um mit den betroffenen Angehörigen ins Gespräch zu kommen. Wichtig war auch zu hören, was diese wirklich benötigen. Gibt es Lücken in der Versorgung? Welches sind die Anliegen an die verschiedenen Organisationen und wo drückt der Schuh am meisten?
Folgende Aussagen wurden gemacht:
• Wie bringe ich Beruf, Familie und die Betreuung meiner 92-jährigen Grossmutter unter einen Hut?
• Meine Mutter ist dement. Einmal reagiert sie wie ein Kleinkind, ein anderes Mal ist sie sehr aggressiv. Ich weiss nie, was mich erwartet, wenn ich sie besuche. Die Rollen haben sich vertauscht. Ich bin wohl noch ihre Tochter, doch sie ist wieder zu einem Kind geworden.
• Was kann ich für meine an Alzheimer erkrankte Partnerin noch tun? Ich würde ihr gerne noch mehr helfen. Sie redet seit vielen Monaten nicht mehr.
• Es gibt viele Organisationen in diesem Problembereich, die helfen wollen, doch die Orientierung darin ist schwierig.
• Wir wissen oft nicht, wie wir mit unserer Mutter umgehen sollen. Sie versteht ihre Krankheit nicht und überschätzt sich oft masslos.
• Meine Kräfte gehen zur Neige. Ich bin oft überfordert mit meinem Ehemann.
Zum Schluss des Abends wurden folgende Wünsche zusammengetragen:
• Mehr praxisorientiertes Wissen soll vermittelt werden.
• Erfahrungsberichte helfen weiter. Der Austausch mit betroffenen Angehörigen ist wichtig.
• Es braucht ein zentrales, niederschwelliges Angebot, wo man unkompliziert konkrete Hilfe holen kann.
• Es braucht eine elektronische Plattform oder einen Flyer, wo wichtige Kontaktadressen vermerkt sind.
• Beratung oder Austausch zum Thema Rollenwechsel als «pflegende Angehörige» wären wünschenswert.
Die gesammelten Anliegen und Bedürfnisse dieses Abends sind inhaltlich wegweisend für die weiteren Demenzforen im Zentrum Schlossmatt Region Burgdorf. Das nächste Demenzforum Region Burgdorf wird am 11. Oktober 2017 im Zentrum Schlossmatt durchgeführt zum Thema «Tipps im Umgang mit Menschen mit Demenz».
zvg