Ein rundum erfolgreicher Tag der offenen Tür
04.09.2017 Gesellschaft, UtzenstorfDie längste Führung durch den wildtierfreundlichen Garten, den Naturlehrpfad und teils auch hinter die Kulissen der Wildstation dauerte gerademal zweieinhalb Stunden. Nicht weil sie so lange geplant war, sondern weil immer wieder spannende Fragen auftauchten. Nach der Führung dauerte die «Fragerunde» noch eine Weile an ...
Auch an den Infoständen herrschte Hochbetrieb. Mit viel Liebe und Fantasie hatten die Mitarbeitenden der Stiftung Wildstation Landshut sowie das kompetente Freiwilligenteam beim Infomobil Wild-Wald-Wissen und die externe Fachfrau Beatrice Baeriswyl am Präsentationsstand von Pro Natura zum Thema «Der Biber» diese eingerichtet.
Am Spezialposten «Wildtierfreundlicher Garten» und «Vorstellung des Gesamtkonzepts Artenförderung» wurden immer wieder Handys hervorgezogen, um Literaturangaben, Beispiele von Nisthilfen oder Insektenbehausungen zu knipsen. Sorgfältig hatten Sandra Sacher und Alicia Fernandez im Vorfeld Anschauungsmaterial ausgesucht, welches sich besonders für die Anwendung im Garten zu Hause, auf der Terrasse oder auf dem Balkon eignet. Nicht selten wollten Anwesende die Literatur über einheimische Pflanzen und über die Schaffung von notwendigem Lebensraum für Insekten, Vögel und Reptilien, aber auch Nisthilfen wie den Hummelkasten oder den Wildbienenstein aus gebranntem Ton vom Fleck weg kaufen. «Die Stunden verflogen viel zu schnell; es hat riesig Freude bereitet, Fragen zu beantworten und unser Wissen weiterzugeben», sagt die Biologin Sandra Sacher gegenüber den Medien.
Auf grosses Interesse stiess auch die Präsentation der förderbedürftigen, einheimischen Wildtiere. Manche sind nur wenig bekannt, etwa die Europäische Sumpfschildkröte, diverse Schlangenarten wie die Äskulapnatter oder die giftige Aspisviper, aber auch die Geburtshelferkröte (der sogenannte Glögglifrösch) sowie der Mittelspecht, das stark gefährdete Auerhuhn oder der vom Aussterben bedrohte Wachtelkönig.
«Tiere des Jahres»
Auch die «Tiere des Jahres» unter den Säugetieren, Vögeln, Insekten, Fischen und Reptilien wurden an einem Stand vorgestellt: Der Rothirsch, die Wasseramsel, die Gottesanbeterin, das Bachneunauge und die Blindschleiche. Es wurden Präparate aufgestellt und liebevoll mit natürlicher Deko in den «richtigen» Lebensraum gestellt und präsentiert. Dazu passend gab es vielfältige Materialien und Informationen zu den Tierarten. Ebenso in der neuen Mehrnutzungsvoliere, wo verschiedene potenzielle Wildtierpatienten als Präparate, in naturnah und je nach Tierart speziell eingerichteten Volierenabteilen, aus der Nähe besichtigt werden konnten. Ein Mitarbeiter erklärte Funktion und Einrichtung der Voliere – spannende Schilderungen von der Aufzucht verschiedener Pfleglinge eingeschlossen.
Überaus interessiert zeigten sich auch die Kinder, die mit Freude und Eifer ihre Fragebogen für das Quiz ausfüllten. Die Antworten auf die Fragen waren allesamt an den Informationsständen «versteckt».
Notfall und Happyend
Doch auch mitten im frohen Festbetrieb gibt es in der Wildstation Notfälle... Eine Schleiereule war in eine Fliegenklebefalle geraten und wurde zur Behandlung vom Wildhüter hergebracht. Die Tierärztin Ulrike Cyrus unterbrach ihre Arbeit am Tag der offenen Tür und reinigte im Behandlungsraum der Station das Gefieder des «Pechvogels». Als Ulrike Cyrus später kurz heraustrat und das – von der Narkose noch ruhig gestellte Tier – den Anwesenden zeigte, war die Faszination gross und man hätte abgesehen vom Rauschen der Blätter eine Stecknadel zu Boden fallen hören. Viele Anwesende hatten noch nie eine der prächtigen, aber leider immer seltener werdenden Schleiereulen gesehen. Diese erholt sich inzwischen in der Wildstation und wird, vollständig rehabilitiert, schon bald in den geeigneten Lebensraum ausgewildert werden können.
Zum Tag der offenen Tür in der Wildstation gehört immer auch das gemütliche Beisammensein. So lief der Festbetrieb mit Imbiss und Süssem auf Hochtouren. Schattenspender, wie Vordach, Sonnenschirm und Bäume waren an diesem heissen Nachmittag ebenso willkommen wie eine kühle Glace. Einmal mehr trugen zahlreiche Freiwillige zum Gelingen des Anlasses bei; ohne sie wäre der Tag der offenen Tür in der Wildstation in diesem Umfang undenkbar.
Mit neuem Wissen, versehen auch mit dem druckfrischen Wildstationskalender für 2018 oder den neuen gefragten Faltkarten mit Motiven von Pfleglingen der Wildstation, verliessen die beeindruckten Besucherinnen und Besucher in fröhlicher Stimmung am frühen Abend die Wildstation – deutlich später als eigentlich «Schluss» gewesen wäre. Der Tag der offenen Tür war viel zu interessant...