Rauchwolke verheisst nichts Gutes
06.11.2017 Aktuell, OberburgVergangenen Mittwochvormittag steht über Oberburg eine grosse dunkle Rauchwolke, vor der die Bevölkerung von Burgdorf und Oberburg per Megafon in der Gemeinde sowie per sich wiederholenden Radiodurchsagen gewarnt wird: «Im Haus bleiben, Fenster schliessen und Lüftungen abschalten.» Später erfährt die Bevölkerung, dass keine unmittelbare Gefahr bestanden habe.
Keine Personenschäden
Kurz nach halb 11 Uhr wird der Brandalarm durch zwei Hegi-Mitarbeiter ausgelöst, die sich nach dem Brandausbruch aus dem Gebäude retten können. Ein dritter vorerst vermisster Mitarbeiter taucht gemäss Auskunft von André Wössner, Inhaber und Geschäftsführer des 1868 bis zur Übernahme durch Vorgenannten gegründeten Familienunternehmens, wohlbehalten in einer anderen Abteilung auf. Der Evakuierungsplan hat sich laut Wössner bestens bewährt.
Gleichzeitig mit dem Notruf an die Feuerwehr erreicht einen Oberburger Elektrikspezialisten, der seit 40 Jahren bei der Feuerwehr ist, die Aufforderung, wie immer bei solchen Notfällen, als Erstes die elektrischen Leitungen abzuschalten beziehungsweise zu sichern. Was umgehend passiert. Gerade bei einem so verschachtelten Betrieb wie der Hegi AG mit An-, Um- und Erweiterungsbauten ist das nicht so einfach. Unter der hinter dem Hauptgebäude liegenden Modellbauhalle befinden sich Hochspannungstransformatoren, die Strom sowohl für die Hegi AG als auch für das ganze Dorf liefern. Vorsorglich haben er und die nach ihm eingetroffenen Mitarbeiter der Elektrizitätswerke (EW) Oberburg als Erstes die Leitungen von Modellbau und Eisengiesserei abgeschaltet und die Installationen mit Plastik gegen drohende Wasserschäden gesichert. Das Bürogebäude und die Produktion der Aluminiumgiesserei bleiben aufgeschaltet.
Notfallplan für Brandausbruch
«Vorausschauend hat die EW-Leitung Oberburg schon länger einen Notfallplan ausgearbeitet, wie bei einem Brandausbruch die Elektrizitätsversorgung der Gemeinde gewährleistet werden kann. Das hat sich jetzt bewährt. Die Feuerwehr kann ja erst aktiv werden, wenn der Strom definitiv abgeschaltet ist.»
Ausgebrochen ist der Brand in der Schreinerei (Modellbau) und kann sich aufgrund des gelagerten Materials schnell ausbreiten. «Sehr schnell nach dem Alarm treffen nacheinander die Feuerwehr von Oberburg, Burgdorf und Kirchberg sowie die Berufsfeuerwehr Bern ein», lobt Wössner. Wegen der starken Rauchentwicklung können die Wehrmänner nur mit Atemschutzausrüstung das Feuer bekämpfen, das sie bis am Nachmittag weitgehend unter Kontrolle haben. Über Nacht bleibt eine Feuerwache zurück. Die dunkle Rauchwolke ist auf vom Brand betroffenes Bitumen, Kunststoffe, Holz und andere Materialien im und auf dem Gebäude zurückzuführen.
Hilfe von überall her
Unmittelbar nach der Löschung beginnt mit einem Spezialfahrzeug der Abriss des teils verbrannten und eingestürzten Daches; drei grosse Container sind bis Freitag um 9 Uhr völlig mit Brandschutt gefüllt. «So wird verhindert, dass übersehene Glutnester erneut zu einem Brand führen», erläutert Wössner. Derzeit klärt die Kantonspolizei Bern mit Spezialisten des Dezernats Brände und Explosionen die Brandursache ab. Wössner will nicht vorgreifen und wartet auf das Ergebnis: «Bis dahin schauen wir vorwärts. Bereits am Folgetag haben wir die Produktion wieder aufgenommen. Zudem haben wir Vereinbarungen mit befreundeten Unternehmen getroffen, die uns helfen, Engpässe zu überbrücken. Auch aus der Gemeinde haben uns zahlreiche Solidaritätsbekundungen erreicht.»
Gerti Binz