Regionale Obstbautagung 2018

  06.02.2018 Bildung, Koppigen, Wirtschaft

«Im Fokus der heutigen Tagung steht das Thema Frost», lauteten die einleitenden Worte von Jürg Maurer, Inforama Oeschberg, FOB, an der Obstbautagung 2018 der Fachstellen Bern, Solothurn und Freiburg in der Gartenbauschule Oeschberg in Koppigen. Als Hauptreferent war Marc Sellwig, Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee (KOB), von Ravensburg-Bavendorf angereist. «Physikalische und physiologische Effekte von Frost sowie Vermeidungsstrategien und Erfahrungen aus der Praxis» lautete der Titel seines Referats. Im Anschluss berichteten Paul und Marco Messerli, Kirchdorf BE, von ihren Erfahrungen als Bio-Obst-Produzenten. Drittes Schwerpunktthema war der Pflanzenschutz.

Frosttypen und Frostschäden
Bei den Frosttypen wird zwischen Strahlungsfrost, Windfrost (Advektionsfrost) und Verdunstungsfrost unterschieden. Keine Luftbewegung, ein klarer Himmel und geringe relative Luftfeuchtigkeit führen zum Strahlungsfrost. «Das einzig Warme, das wir da noch haben, ist der Boden in der Obstanlage», so Sellwig dazu. Voraussetzungen für den Advektionsfrost sind Wind und polare Luftmassen. Der Verdunstungsfrost tritt nicht so häufig auf. Nasse, feuchte Pflanzen durch Niederschlag oder durch unsachgemässe Beregnung sowie Luftbewegung sind die Ursachen dieses Frostes. «Eine Pflanze, die eine hohe Trockentoleranz hat, hat auch eine hohe Frosttoleranz», liess Sellwig wissen. Das Schadbild
von Frost entspreche immer einem Trockenschaden. Die Eisbildung beginnt extrazellulär, das heisst auf der Blattoberseite und gelangt dann in den Zellzwischenraum. Ab dem Zusammenbruch der Plasmamembran kann überhaupt Eis in die Zelle eindringen.

Vermeidungsstrategien
«Die Frostschutzberegnung ist am effektivsten», fasste Referent Marc Sellwig zusammen. Wenn beregnet werde, müsse dies während der ganzen Nacht geschehen, und zwar durchschnittlich zehn Stunden. Falle das Wasser nur kurz aus, habe die Bewässerungszeit davor nichts gebracht. Für den Einschaltzeitpunkt des Frostschutzes ist die Feuchttemperatur ausschlaggebend. Trockentemperaturmessungen erübrigen sich in diesem Fall. Die Abdeckung mit Vlies oder Folie als Ergänzung oder Alternative zur Frostschutzberegnung wurde weiter erwähnt. Windmaschinen sind in abgelegenen Gebieten ohne Wasserverfügbarkeit und bei Inversionswetterlage angesagt. Dabei wird die wärmere Luft von oben nach unten verlagert. Stationäre Heizgebläse eignen sich nur in Folientunneln oder unter einem Foliendach. Von Behandlungen mit Salzen riet der Referent ab. «Auch Hagelschutznetze sind keine Frostschutzmethode!», hielt Sellwig fest. Sie müssen offenbleiben, damit tagsüber Wärme in den Boden gelangen kann und Niederschläge in fester Form nicht die ganze Anlage zerstören.

«Ohne Pflanzenschutzmittel geht es nicht»
«Dank der Bio-Produktion wird uns eine grössere Wertschätzung durch die Kunden entgegengebracht», lautete eine der zentralen Aussagen von Marco Messerli, Kirchdorf. Zusammen mit den Eltern Paul und Heidi Messerli bewirtschaftet der Landwirt und Obstfachmann in Generationengemeinschaft 28 ha LN, davon 4,9 ha Äpfel – seit 2013 nach Bio-Suisse-Richtlinien. Ein Mehrpreis von 1 Fr./kg, enormer Zeitaufwand (150 bis 200 Std./ha mehr als konventionell), sehr wetterabhängig, teure Mechanisierung, im Moment noch einen Drittel weniger Ertrag
(20 t/ha), Mehrkosten für Bio-Baum 4 bis 6 Fr., breiterer Pflanzabstand (2000 Bäume/ha): So lauten die Zahlen und Fakten zum Betrieb. «Zum Thema Pflanzenschutz im Bio-Bereich ist eine bessere Kommunikation nötig», ist der junge Mann überzeugt und ergänzte: «Sehr viele Konsumenten wissen nicht, dass in der Bio-Produktion ebenfalls Spritzmittel eingesetzt werden. Ohne Pflanzenschutz ist keine wirtschaftliche Produktion möglich.»

GV Obstverband BESOFRisCH
Der Obstverband BESOFRisCH ist die regionale Produzentenorganisation für die Spezialkulturen Obst und Beeren sowie Verarbeitung der Regionen Bern, Solothurn und Freiburg. Auch die Produzenten im erwähnten Anbaugebiet waren vom Jahrhundertereignis Frost 2017 stark betroffen. Der Vorstand des Obstverbandes, die Fachstelle für Obstbau des Inforama und die Fachkommission Obst setzten sich umgehend für die Betroffenen ein. Eine der Hilfsmassnahmen war die Zusage von fondssuisse für «à fonds perdu»-Beiträge für stark geschädigte Betriebe. Die zugesicherten Beiträge werden demnächst ausbezahlt. Mitgliederbestand per 31.12.2017: 505 Einzelmitglieder, davon 337 Aktivmitglieder; Kollektivmitglieder 23. Die Jahresrechnung schliesst mit einem Ausgabenüberschuss von 3580 Franken vor Steuern ab

Barbara Schwarzwald


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