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12.03.2018 Aktuell, Burgdorf, Kultur, GesellschaftZahlreich erschienen die Gäste am vergangenen Freitag zum Spatenstich des Erweiterungsbaus des Museums Franz Gertsch. Vor Ort waren unter anderem Franz Gertsch selbst, der am Vortag, dem 8. März 2018, seinen 88. Geburtstag feierte, und seine Frau Maria Gertsch-Meer sowie der Burgdorfer Stadtpräsident Stefan Berger.
Arno Stein, Geschäftsführender Direktor der Stiftung Willy Michel und des Museums Franz Gertsch, eröffnete den Anlass und begrüsste die Anwesenden.Er freute sich, erstmals seit 18 Jahren wieder einen Spatenstich im Rahmen des Museums Franz Gertsch zu tätigen und bedankte sich bei Franz Gertsch, Willy Michel und allen anderen Beteiligten. Er übergab das Wort an Willy Michel, Gründer der Stiftung Willy Michel und Mäzen des Museums Franz Gertsch und Erweiterung.
Er sprach über die «sinnvolle Erweiterung» des Museums, die als «Heimat» für Franz Gertschs epochalen Vier-Jahreszeiten-Zyklus dienen soll. Auch erinnerte er die älteren Burgdorfer an das alte «Stöckli», welches vor dem Bau des Museums Franz Gertsch dort stand, wo jetzt die Erweiterung gebaut wird.
Der Architekt Martin Sturm sprach anschliessend über den Erweiterungsbau und dessen Konzeption. Schon der Altbau wurde im Sinne bekannter Mathematiker wie Leonardo Fibonacci und Jakob Steiner gebaut, etwa die bewusste Schieflage der Rampe. So soll auch der rund fünf Meter tiefe Erweiterungsbau nicht nur die «Vier Jahreszeiten» ausstellen, sondern selbst als eine Art wissenschaftliches Kunstwerk dienen.
Der Grundriss des Anbaus ist als Hommage an das von Willy Michel erwähnte «Stöckli» gedacht. Die Oberfläche besteht dabei aus verschieden gewinkelten Flächen, welche jeweils zu bestimmten Jahreszeiten von der Sonne beschienen werden. So wird eine Fläche nur am längsten Tag des Jahres, dem 21. Juni, von der Sonne beschienen, während eine andere Fläche nur am kürzesten Tages des Jahres, dem 21. Dezember, keine Sonne bekommen wird. Eine weitere Oberfläche des Baus gibt wiederum einen Hinweis auf die Tag- und Nachtgleiche. So wird dieser Teil vom 21. März bis zum 21. September beschienen und vom 21. September bis zum 21. März im Schatten sein. Diese geschickt geplante Architektur spiegelt somit selbst die Jahreszeiten wider, was der Architekt Sturm so zusammenfasst, dass «das Gebäude selbst auf das Werk hinweist». Mit einem Augenzwinkern erzählt er, dass dies nur einige der Geheimnisse des Neubaus sind und dass in Zukunft noch weitere gelüftet werden. Trotzdem macht er die Gäste noch auf eine weitere Kuriosität aufmerksam: So ist auch im Durchgang des Altbaus eine schräge Fläche zu finden, die jeweils am 21. Juni eine Parallele zur Mittagssonne bildet.
Die Veranstaltung wurde mit einem Apéro im Museum abgerundet. Eröffnet werden soll die Erweiterung am 8. März 2019, passend zum
89. Geburtstag des Künstlers.
David Kocher