Der Verein «Naturerlebnis Emme» setzt sich ein für Mensch und Tier an der Emme
07.05.2018 Aktuell, Burgdorf, Kultur, GesellschaftDer Organisator Christian Hedinger, Biologe und Vorstandsmitglied des Vereins Naturerlebnis Emme, welcher sich für Natur und Mensch an der Emme einsetzt, zeigte sich erfreut über das grosse Interesse, vorgängig an die Hauptversammlung an einem Rundgang durch einen kleinen Teil der Gewerbekanäle von Burgdorf mitzumachen. Unter der kundigen Führung von Charles Kellerhals, ehemaliger Gemeinderat von Burgdorf, erlebten die Gäste einen interessanten Einblick in längst vergangene Zeiten.
Unter der Stadt Burdorf befindet sich ein recht verzweigtes Netz von unterirdischen Wassern. Charles Kellerhals führte seine Gäste dem Mülibach entlang, zeigte, wo einst die Handelsmühle stand, und nimmt an, dass daher der Name «Mülibach» kommt. Das Wasser des Mülibaches diente noch andern Betrieben wie Getreide- und Sägemühlen als Kraftspender. Der Farbbach, der etwas weiter am Rundgang in den Mülibach mündet, ist nirgends sichtbar und die Vermutung liegt nahe, dass es hier nebst anderen Gewerben eine Färberei gegeben haben muss. Kellerhals bejahte auch die Frage, ob der Mülibach ein abgezweigtes Gewässer der Emme sei. Dieser galt in früheren Zeiten als Stadtbach, der selbst als Abwasserkanal genutzt worden war. Das Wasser des Mülibaches vereinigt
sich schlussendlich nicht mit der Emme – vielleicht hie und da kleine Überläufe – sondern speist unterwegs verschiedene Kraftwerke, fliesst weiter in die sogenannte Sandecke ins Bauwerk, welches das Wasser unter der Emme durch ins Kanalsystem
Kirchberg leitet, fliesst weiter Richtung Gerlafingen und schlussendlich in die Aare.
Am trockengelegten Lyssachbach entlang ging’s weiter, dieser führt zwar kein Wasser mehr, hat jedoch anderes zu bieten. Der Biologe Christian Hedinger wies auf das bittere Schaumkraut hin, weissblühend, auch falsche Brunnenkresse genannt, die einen hohen Gehalt an Vitamin C aufweist und in früheren Zeiten als Heilmittel gegen Skorbut eingesetzt worden sein soll. Im selben Umfeld fand sich die Pflanze Mädesüss. Sie gehört zur Familie der Rosengewächse, enthält den Wirkstoff Acetylsalicylsäure, der sich in allen Aspirinprodukten findet und schmerzstillend, fiebersenkend und blutverdünnend wirkt.
Was zwar nichts mehr mit Wasser zu tun hatte, trotzdem ein sehr interessanter Hinweis war, ergab sich auf dem Bahnareal bei einem grossen alten Haus, in früheren Zeiten eine Mühle und später der Bahn gehörend, in welchem Mausohrfledermäuse wohnen. Es soll die grösste Kolonie des Kantons Berns sein, die sich dort im grossen offenen Dachgeschoss befindet. Am späteren Abend kann beobachtet werden, wie sie zu Hunderten auf Nahrungssuche ausschwärmen. Es ist ein Anliegen des Vereins, dass den Fledermäusen sichere Flugschneisen geschaffen werden.
An der anschliessenden Hauptversammlung, unter dem Vorsitz des Vereinspräsidenten Hansruedi Schwab, wurden die Traktanden zügig abgewickelt, auf verschiedene Jahresaktivitäten und Projekte hingewiesen, die alle unter www.naturerlebnisemme.ch zu finden sind. Beim anschliessenden Apéro fanden angeregte Diskussionen statt.
Rosmarie Stalder