Der «grosse G» und der «etwas kleinere G»

  09.07.2018 Foto, Kultur, Lützelflüh

Feine Örgeli-Musik von Werner Aeschbacher und ein zündendes Referat von Elisabeth Schenk: damit überraschte das Gotthelf Zentrum kürzlich seine Gäste am Partner-Apéro. Um ihnen Danke zu sagen für ihr Engagement und Gelegenheit zu bieten zum Anstossen auf die gute Zusammenarbeit und als Gelegenheit zum «Networken».

Gotthelf und Gfeller – Gemeinsamkeiten und Gegensätze
Den eindrücklichen musikalischen Auftakt bot Werner Aeschbacher, der vielseitige Könner auf dem Örgeli, lüpfig und besinnlich, traditionell und modern – der bedächtige Emmentaler, der auch schon in Louisiana zusammen mit Cajon- und Zydeco-Musikern spielte.
Was unterscheidet Gotthelf von Gfeller? Was haben sie gemeinsam? Diese Fragen beantwortete Elisabeth Schenk, die Präsidentin der Simon Gfeller Stiftung, Heimisbach, in ihrem spannenden Referat. Jeremias Gotthelf (1797 – 1854) und Simon Gfeller (1868 – 1943) lebten beide im Emmental, sogar in der gleichen Gemeinde, nämlich in Lützelflüh. Ihr schriftstellerisches Werk behandelt gleiche Themen: Verdingkinder, Alkoholismus und Armut, Bildung und Familie – und ihre Geschichten spielen in einer bäuerlichen Welt und doch ist Simon Gfeller bloss der «kleine G», wie Elisabeth Schenk «auch als Präsidentin der Stiftung» zugeben müsse. Ja, Gfeller bewunderte Gotthelf, der gar Gfellers Eltern traute, er verarbeitete etliche Geschichten Gotthelfs zu Theaterstücken.
Aber in Sprachkraft, in Ausdruck und Formulierung sei er dem «grossen G» nicht gewachsen, meinte Elisabeth Schenk. Gfeller selbst schrieb einem Freund: «Daneben ist es mir nie eingefallen, mich mit Gotthelf vergleichen zu wollen. Ich brauchte nur ein paar Seiten von ihm zu lesen, um mich als armen Kerl zu fühlen.»

Ausklang beim Apéro
Spannende Referate, feine Musik: das hat Tradition beim Partner-Anlass im Gotthelf Zentrum – genauso der abschliessende Apéro. Und weil das Wetter mitspielte, fand er einmal mehr im lauschigen Höfli statt, zwischen Pfarrhaus, Pfrundscheune und Spycher, in guter Stimmung und bei angeregten Gesprächen. Was die beiden «G» übrigens auch unterscheidet: Simon Gfeller erhielt 1940 das Ehrenbürgerrecht der Gemeinde Lützelflüh – diese Anerkennung blieb dem «grossen G» verwehrt. zvg

 


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