Eine Reise in die Unendlichkeit des inneren Weltalls
13.08.2018 Aktuell, Werbung, Foto, KulturSigmund Freud behauptete, er könne in sich kein «ozeanisches» Gefühl entdecken. Mit diesem «Ozeanischen» ist die Empfindung der «Ewigkeit» gemeint, ein Gefühl, wie von etwas Unbegrenztem, Schrankenlosem. In der Tat kann unser Kopf das Unendliche nicht fassen. Dabei schrieb schon Novalis, dass die Ewigkeit in uns ist. Er fragte sich daher, weshalb wir von Reisen durch das Weltall träumen, wenn das Weltall ja in uns ist. Der Orchesterverein möchte deshalb an seiner Serenade vom 17. August 2018 das Publikum auf eine Reise in die Unendlichkeit seines inneren Weltalls einladen und die Schwierigkeit, das Unendliche zu fassen, brechen. Die «Open Space Suite», die der Orchesterverein zur Uraufführung bringt, wird aber nicht mit durchwegs sphärischen Klängen durch die Marktlauben schweben, sondern besteht vor allem aus Rhythmen. Schliesslich ist es der Rhythmus, der die Ewigkeit symbolisiert. Der Rhythmus ist in der Musik das gleichbleibende Mass, das keine Veränderung kennt, aber doch Veränderung möglich macht. Er ist sozusagen die Wiederkehr des Ewiggleichen, Symbol für die stete Bewegung, aber eben auch für die Sterblichkeit. So ist die «Open Space Suite» denn auch so aufgebaut, dass sie aus lauter sich wiederholenden «Patterns» zusammengefügt ist, aus Klangmustern von wenigen Takten also, die nach einer gewissen Anzahl Wiederholungen wieder absterben, um dem Aufblühen einer neuen Klangstruktur Platz zu schaffen. Wer jetzt befürchtet, der Orchesterverein mache aus der unendlichen schöpferischen Musik des Weltalls ein einförmiges Klappern, kann beruhigt sein: Ania Losinger an der Xala und Mats Eser an Marimba und Perkussion werden mit ihrer Präzision alles andere als ein Geklapper darbieten, sondern ein unverkennbares klangliches Universum schaffen. Der Name Xala ist abgeleitet vom baskischen Perkussionsinstrument Txalaparta, womit Ania Losingers Xala jedoch nur noch entfernt etwas zu tun hat. Die Xala ist ein Klangkörper aus Holz- und Metalltönen, sozusagen eine Art Boden-Xylofon. Tanzend wird sie mit Flamencoschuhen und Stöcken zum Klingen gebracht. Diese Erfindung ermöglicht die vollkommene Verschmelzung von Musik und Tanz, eine Attraktion für Ohren und Augen also. Die Zusammenkunft des Duos Losinger Eser mit dem Orchesterverein Burgdorf ist eine Wiederbegrüssung und folglich auch eine Wiederkunft des Gleichen: Bereits im Jahr 2008 hat ein gemeinsames Konzert bewiesen, dass diese Zusammenarbeit äusserst fruchtbar ist. Wäre Sigmund Freud heute noch am Leben und würde er die Serenade des Orchestervereins besuchen, würde er garantiert das «ozeanische» Gefühl in sich entdecken. zvg
Serenade des Orchestervereins Burgdorf: «Open Space Suite» (Uraufführung), Freitag 17. August 2018, 20.00 Uhr, Marktlauben Burgdorf.
Solisten: Ania Losinger, Xala; Mats Eser, Marimba/Perkussion. Leitung: Bruno Stöckli.
Eintritt frei – Kollekte.
www.orchesterburgdorf.ch.