Das Thema «Ärztliche Grundversorgung» stiess auf grosses Interesse
19.11.2018 Aktuell, Wynigen, Region, GesellschaftEs blieb kaum ein Stuhl frei an der Informationsveranstaltung zum Thema ärzliche Grundversorgung in Wynigen im Uhlmannhaus. Gemeinderatspräsident Fabian Horisberger stellte kurz den Ablauf des Abends vor und gab die Rollen der Beteiligten an diesem Projekt bekannt. Es sind dies die Grundeigentümer Ruedi und Erika Schürch, Wynigen, das Planungsbüro Abbühl Architektur, Burgdorf, die Gemeinde Wynigen in beratender und unterstützender Rolle, die Spar- und Leihkasse Wynigen als potenzielle Finanzierungspartnerin, Dr. Matthias Wildbolz, Hausarzt in Wynigen, Spitex Region Lueg als voraussichtliche Mieterin und Dr. Daniel Flach in der Funktion als Berater für Praxisräumlichkeiten und Ärztesuche.
In Anbetracht dessen, dass der ortsansässige Hausarzt Dr. Matthias Wildbolz an der Luegstrasse in absehbarer Zeit das Pensionsalter erreichen wird, kam er auf den Gemeinderat mit dem Anliegen zu, bei der Suche nach einer Nachfolgelösung mitzuarbeiten. Dieser setzte eine Arbeitsgruppe ein, die sich mit den verschiedenen Themen intensiv auseinandersetzte und das Projekt in beratender und unterstützender Rolle begleitete. Matthias Wildbolz erscheint es wichtig, dass die Bevölkerung für Untersuchungen und Behandlungen keine weiten Wege auf sich nehmen muss und der Erhalt von Medikamenten im Dorf möglich sein sollte. Er wies darauf hin, wie schwierig es in der heutigen Zeit sei, junge Ärzte für eine derartige Aufgabe begeistern zu können, hätten sie doch nach Abschluss ihrer Ausbildung mehr als genug Angebote zur Auswahl. Deshalb sei es von grosser Bedeutung, einen den heutigen Normen entsprechenden Arbeitsplatz wie das geplante Projekt anbieten zu können. Er ist der Ansicht, dass nach seiner Pensionierung eine Weiterführung in den jetzigen Praxisräumen aus Platzgründen nicht möglich sein wird. Durch die vermehrt, teils aus familiären Gründen, teilzeitarbeitenden Ärzte und Ärztinnen brauche es zwangsläufig mehr Behandlungsräume. Er und seine Kollegin Rahel Röthlisberger können sich vorstellen, beim Aufbau einer neuen Arztpraxis mitzuarbeiten. Er freute sich sehr über das grosse Engagement des Gemeinderates.
Vorstellung des Projekts
Nach Prüfung verschiedener Standorte stellte sich heraus, dass die sogenannte Zahnlücke an der Dorfstrasse, zum einen gut erreichbar an zentraler Lage mitten im Dorf und zum andern die passende Grösse aufweisend, der richtige Platz ist. Das Grundstück befindet sich im Besitz von Ruedi und Erika Schürch. In deren Auftrag erarbeitete das Planungsbüro Abbühl Architektur + Planung AG in Burgdorf ein Bauprojekt für ein Wohn- und Dienstleistungsgebäude. Rebekka Abbühl Steffen, Mitinhaberin des Planungsbüros, stellte anhand einer Präsentation und eines Modells das Projekt vor. Im Erdgeschoss des Gebäudes sind Räume für die Spitex Region Lueg vorgesehen, im 1. Obergeschoss Praxisräume für die ärztliche Grundversorgung und im 2. Obergeschoss bestünde die Möglichkeit z. B. für Physiotherapie, eine Hebammenpraxis oder andere ärztliche Fachrichtungen, denkbar sind aber auch altersgerechte Wohnungen. Der Zugang zum Haus von der Dorfstrassenseite her wird rollstuhlgängig sein und im Haus befindet sich ein Lift. Für den Neubau ist eine separate Einstellhalle mit Zufahrt vom Gässli geplant. Im hinteren Teil der Parzelle entsteht ein privates Projekt, welches nichts mit dem Ärztezentrum zu tun hat.
Von der Seite der Spitex Region Lueg führten laut Geschäftsleiter Andreas Bütikofer die Sparmassnahmen des Kantons im Bereich der öffentlichen Spitex zu eingehenden Diskussionen. Die Nutzfläche mit 30 Mitarbeitenden am heutigen Standort im Wohnpark an der Riedtwilstrasse sei begrenzt und es stelle sich sogar die Frage, ob der Stützpunkt Wynigen zu schliessen sei. Ihn zu erhalten mache nur Sinn, wenn das neue Ärztezentrum in Wynigen zustande komme. Der Vorstand und die Geschäftsleitung sagen deshalb «Ja» zum Projekt in Wynigen. Ihnen ist eine enge Zusammenarbeit mit den Hausärzten wichtig. Sie können sich vorstellen, einen langfristigen Mietvertrag abzuschliessen oder einen Mietkauf zu tätigen.
Das weitere Vorgehen sieht so aus, dass die Gemeinde Dr. Daniel Flach den Auftrag erteilt, ein Konzept für die zukünftige Gruppenpraxis zu erarbeiten. Er ist der Betreiber der Firma Südland, eines Unternehmens im Schweizer Gesundheitswesen. Sein Netzwerk kann allenfalls für die Nachfolge von Dr. Matthias Wildbolz eingesetzt werden. Der Voraushub für die Baugrunduntersuchungen und archäologischen Abklärungen wird im ersten Quartal des neuen Jahres stattfinden. Nach weiteren gesetzten Terminen wie Baugesuchseingabe durch das Architekturbüro im Februar 2019, Prüfung der finanziellen Tragbarkeit, Finanzierung 1. OG durch die Gemeinde im ersten Quartal 2019, allfälligem Gemeindeversammlungsbeschluss zur Finanzierung 1. OG im zweiten Quartal 2019 ist der Baubeginn für das dritte Quartal 2019 geplant. Das Gebäude soll Anfang 2021 bezugsbereit sein.
Interessante Fragen und Anregungen der Anwesenden sollen laut Fabian Horisberger in die weitere Planung einfliessen.
Rosmarie Stalder