Einweihung des Durchlassbauwerks aus Beton

  29.05.2019 Aktuell, Foto, Oberburg, Wirtschaft, Region

Die Bauarbeiten am ambitionierten Projekt «Hochwasserschutz und Gewässerrevitalisierung Luterbach» in der Gemeinde Oberburg schreiten plangemäss voran. In der vergangenen Woche lud die Schwellenkorporation Oberburg zur Einweihungsfeier des imposanten Durchlassbauwerks ein: Zum ersten Mal floss das Wasser des Luterbachs durch den neu errichteten Betonbau. Damit ist – rund ein Jahr nach dem Spatenstich – ein wichtiger Meilenstein erreicht, die erste Bauphase neigt sich ihrem Ende entgegen.
«Das Projekt ist aufgrund der unterschiedlichen Baumaterialien und Aufgaben äusserst vielschichtig, spannend und komplex», erklärt Bauleiter Reto Beer von der Kissling + Zbinden AG vor Ort. «Bisher stiessen wir glücklicherweise auf keine aussergewöhnlichen Hindernisse. Trotz des trockenen Winters wurden die Arbeiten durch das Hangwasser aus den felsigen Talflanken erschwert, sodass wir dieses zusätzlich ableiten mussten. Diese Problematik hatten wir jedoch von Beginn weg einkalkuliert. Bezüglich Terminplanung und Kostenhöhe befinden wir uns gegenwärtig auf Kurs. Angesichts der reibungslosen und konstruktiven Zusammenarbeit zwischen Bauherrschaft und Bauleitung bin ich überzeugt, dass wir auch künftige Schwierigkeiten meistern werden. Alle Beteiligten ziehen gemeinsam an einem Strang.»

Herzstück des Projekts bildet die Realisierung des Hochwasserrückhaltebeckens
Die Realisierung eines Hochwasserrückhaltebeckens mittels eines zwölf Meter hohen Damms aus Erdmaterial, der an der engsten Stelle am Talausgang des Luterbachs gebaut wird und an die beiden felsigen Talflanken anschliesst, bildet das Herzstück des Projekts. Das bereits errichtete Durchlassbauwerk wird in den Dammkörper integriert. Mit einer Drosselblende kann künftig die Abflussmenge des gestauten Wassers reguliert werden. Ein Grobrechen schützt den Einlauf vor Treibgut. Die Luterbachstrasse wird über den neuen Damm geführt: Sie überquert diesen in Fliessrichtung des Bachs von der linken auf die rechte Talseite. Da die Linienführung im Stauraum liegt, muss davon ausgegangen werden, dass die neue Strasse durchschnittlich alle 20 Jahre einmal überflutet wird. Obwohl sie während der Bauarbeiten mehrmals verlegt wird, bleibt sie mit Ausnahme von rund zwei Monaten stets passierbar. Um ökologischen Erfordernissen Rechnung zu tragen, beinhaltet das Luterbach-Projekt weiter die Revitalisierung eines längeren Bachabschnitts: Mit Totholzstrukturen, Kiesschüttungen und einem mäandrierenden Lauf mit wechselnden Wassertiefen wird unterhalb des Rückhaltebeckens ein vielfältiger Lebensraum geschaffen.

Von zentraler Bedeutung
«Das Hochwasserschutzprojekt ist für die Gemeinde Oberburg und ihre Entwicklung von zentraler Bedeutung», betont Martin Zurflüh, Gemeindeverwalter und Geschäftsführer der Schwellenkorporation Oberburg. Immer wieder kam es nach schweren Unwettern zu massiven Überflutungen. Im Jahr 1987 resultierten aus einem verhängnisvollen Unwetter Schäden von rund 7,5 Millionen Franken – eine Person kam dabei ums Leben. Im Jahr 2000 wurden grosse Teile des Dorfes und des Burgdorfer Schlossmattquartiers überschwemmt – die Schadensumme bezifferte sich auf ungefähr 20 Millionen Franken. In Oberburg weiss man aus bitterer Erfahrung: Der harmlos wirkende Luterbach kann sich jederzeit von einem träge dahinplätschernden Rinnsal in einen reissenden Fluss verwandeln. «Aus diesem Grund geniesst das Projekt in der Bevölkerung grosse Unterstützung. Die Ungewissheit bei heftigen Gewittern wird in Zukunft abnehmen. Die vorgesehenen Massnahmen bieten selbst vor einem Jahrhunderthochwasser Schutz», hält Zurflüh fest. «Für mich ist sehr spannend zu sehen, wie nach der langen Planungszeit das Hochwasserrückhaltebecken nun Schritt für Schritt Gestalt annimmt. Grosser Dank gebührt insbesondere den Anrainern, die durch den Baulärm beeinträchtigt werden, und den ‹Büetzern›, die auf der Baustelle hervorragende Arbeit leisten.»
Die Gesamtkosten für das Hochwasserschutzprojekt belaufen sich auf total 14,8 Millionen Franken. Der grösste Teil wird von Bund und Kanton übernommen. Die Schwellenkorporation Oberburg muss rund zwei Millionen Franken selber tragen. Verläuft alles nach Plan, werden im Sommer 2020 Damm und Strasse fertiggestellt und Ende 2020 die Revitalisierungsarbeiten abgeschlossen sein. Für die Projektrealisierung treten 42 Landbesitzer eine Fläche von 94 Hektaren ab. Im Gegenzug erhalten sie Realersatz und allenfalls Entschädigungen.

Markus Hofer


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