Mit Schwung in die nächsten 100 Jahre

  27.06.2019 Aktuell, Foto, Gesellschaft, Region, Politik, Lyssach

Der strahlende Sonnenschein entspricht der guten Stimmung im Mäucherstübli, wo sich die Festgemeinde versammelt hat. Erich Pieren begrüsst neben vielen anderen ausdrücklich den SP-Parteipräsident Adrian Lehmann mit Begleitern: «Wir haben mit der einzigen anderen Ortspartei ein ausgezeichnetes Verhältnis.»

Interessantes Protokollbuch
Gemäss alten Unterlagen ist die Partei am 29. März 1919 als BGB (Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei) von 55 Lyssachern gegründet worden. Der Mitgliederbeitrag beläuft sich für Bauern auf zwei, für Melker auf einen Franken. 16 Monate vorher hat Rudolf Minger im Bierhübeli Bern die Gründung der gleichnamigen Partei angestossen, um sich von der «übermächtigen FDP, die sämtliche Bundesräte stellt, zu befreien».
In einem Protokollbuch der BGB Lyssach werden in den folgenden Jahren die Mitgliederversammlungen in gestochen scharfer, altdeutscher Schrift dokumentiert. Unter viel Gelächter versuchen die Anwesenden, die Protokolle zu entziffern. Am 22. September 1972 erfolgt die offizielle Namensänderung von BGB in SVP Schweiz. Auch mit dieser Parteibezeichnung ist sie die mit Abstand mitgliederstärkste Partei in Lyssach.
Gemeindepräsident Andreas Eggimann gibt einen kurzen Überblick über die Gemeinde und ihre zu bewältigenden Aufgaben. Der SP-Parteipräsident gratuliert der SVP zum Jubiläum und fasst zusammen: «Also, alles haben die in den letzten Jahrzehnten nicht falsch gemacht. Man muss sich ja nicht lieben, aber immer mit Respekt behandeln.»

Spiegel des Volkes
SVP-Kantonalpräsident und Nationalrat Werner Salzmann blickt ebenfalls auf die Entstehungsgeschichte der Partei zurück, «die als Spiegel des Volkes aus Bauern, Gewerbe, Angestellten, Familien, Frauen und Männern besteht, die das Beste für Land, Kanton und Gemeinde zu geben versuchen». Er zitiert aus den ersten provisorischen Statuten: «Die Bernische Bauern- und Bürgerpartei erklärt sich als eine selbstständige politische Vereinigung vaterländisch gesinnter Volksgenossen bereit, mit ihrer ganzen Kraft alle Bewegungen zu unterstützen, die darauf gerichtet sind, die politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit unseres Landes und die geistige Selbstständigkeit unseres Volkes zu wahren und zu stärken.» Das töne immer noch sehr aktuell, meint Salzmann. Vieles von den Mahnungen von Rudolf Minger habe noch heute Gültigkeit. «Doch jetzt wollen wir den 100. Geburtstag feiern.»
Die zahlreichen Anwesenden geniessen das gemeinsame Abendessen, das durch den Auftritt von «Oppliger Rüedu vo Zäziwil» in seiner uralten Militäruniform auf zwerchfellerschütternde Weise aufgelockert wird. Zwischendurch kann die Gesellschaft vor lauter Lachen kaum noch nach Luft schnappen.

Gerti Binz


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