Bewegung gleich Fortschritt

  03.07.2019 Aktuell, Foto, Wirtschaft, Gesellschaft, Region, Hindelbank

Drei Tage strahlender Sonnenschein, schon bei der Eröffnung am Freitag ein Grossaufmarsch des Publikums und 55 Aussteller, die einen Überblick über das reichhaltige Angebot an handwerklichen Dienstleistungen sowie solche in den Sektoren Banken, Versicherungen, Verwaltungen, Gastronomie und vieles mehr offerieren. Dazu kommt ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit reichhaltiger Tombola, Kinderattraktionen, Tanz und offiziellem Schulschluss mit Verabschiedungen.

Belohnte Anstrengungen
Die vielen Monate Vorbereitungsarbeiten haben sich gelohnt. Als am Freitag OK-Präsident Werner Gertsch beim Eröffnungsapéro auf die Vorbereitungen für die alle fünf Jahre stattfindende HIGA zurückblickt, ist ihm Danken ein grosses Anliegen, bevor er ausführt: «In Zeiten der Veränderungen durch die Digitalisierung erkennen wir überall den Wunsch nach Beständigkeit, Verlässlichkeit, Festhalten an Bewährtem, Vertrautem. Hier müssen wir die Jugend einbinden und als Gewerbler eine Scharnierfunktion zwischen Schule, Beruf und Gewerbe sicherstellen. Unsere Jugend soll sich engagieren und den Weg ins Leben finden.» Er verweist auf die bewährte Schweizer Berufslehre mit drei Vorteilen (Arbeitserfahrung und Lohn für die Lehrlinge, Vorteile für die Lehrbetriebe), die inzwischen weltweit kopiert wird.
Thomas Keller, Präsident des Gewerbevereins Hindelbank mit 55 Mitgliedern, konstatiert ebenfalls, dass sich die lokalen KMU «intensiv bewegen und zwar vorwärts». Er begrüsst, dass sich Schule und Gewerbe für die HIGA so erfolgreich zusammengeschlossen und ein vielseitiges und attraktives Programm auf die Beine gestellt haben.
Auch Gemeinderatspräsident Daniel Wenger lobt die Einbindung der Schule in die Ausstellung und den auf dem Ausstellungsgelände stattfindendem Schulschluss mit Verabschiedung und Rahmenprogramm. «So erhalten die Schüler/innen eine ihnen angemessene Bühne mit entsprechender Aufmerksamkeit. Vor Ort können wir deren Familien, Freunde, Verwandte begrüssen, was der Ausstellung zugute­kommt. Unsere KMU benötigen Kunden, damit die Jobs sicher sind. Sie setzen sich mit der Zukunft auseinander und investieren entsprechend. Hier geben sie einen Überblick über ihre Fähigkeiten und Angebote.»

Ein Hoch auf die Statistiken
Als letzter Redner wendet sich Toni Lenz, Präsident der Berner KMU, an die Anwesenden. Da es sich beim vor 75 Jahren (1944) gegründeten Handwerker- und Gewerbeverein um ein Geburtstagskind handelt, überbringt Lenz kurz die obligatorischen guten Wünsche. Er hat tief gegraben und in Statistiken geforscht, was vor 75 Jahren die Menschen bewegt und wer was wo in welcher Form gemacht hat.
1944 leben 4,3 Millionen Menschen in der Schweiz, rund halb so viele wie heute. Arbeitssicherheit, AHV und medizinischer Fortschritt sind unbekannt; 4562 Menschen verlieren bei Unfällen ihr Leben, siebenmal mehr als 2018. 435 Personen sterben bei Verkehrsunfällen, fast doppelt so viele wie 2018. Dabei kurven nur 17 512 Autos, 898 Busse, 18 819 Lkws und 3371 Motorräder über die Strassen. Hauptverkehrsmittel ist 1944 das Velo, auf denen 1 554 876 Menschen in die Pedale treten. «Die hatten wahrscheinlich damals genau wie die heute in Bern keine Ahnung von Verkehrsregeln», stichelt Lenz.
1116 Menschen haben sich damals das Leben genommen, 1140 sind an Grippe, 2700 an Tuberkulose und 224 an Kinderlähmung gestorben. Nicht nur den Menschen, auch den Tieren widmet sich die Statistik auf 567 Seiten: Es gibt 1 497 436 Rindviecher, 599 521 Schweine, 343 359 Bienenvölker und der Schweizer trinkt 1 050 504 Hektoliter Wein. Das sind 24,6 Liter pro Einwohner (inklusive Babys). Nicht verwunderlich, treten 355 Männer und 39 Frauen in Trinkerheilanstalten ein.
Es gibt 186 500 Kochherde, 1615 Back­öfen, 11 360 000 Lampen und 39 950 Kühlschränke sowie mehr öffentliche Telefonsprechstellen (604 605) als Privatanschlüsse (389 338) und 350 Kinos. Ein Kilo Kartoffeln kostet 23 Rappen.
Vor 75 Jahren ist in der Schweiz das letzte Todesurteil vollstreckt worden, die Alliierten sind in der Normandie gelandet, die Glocke vom Berner Müns­ter wird erstmals elektrisch geläutet und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz hat den Friedensnobelpreis erhalten. «Und das Beste kommt zuletzt: Der HGV Hindelbank wurde gegründet.»

Gerti Binz


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