Ein Lebenstraum: mit dem E-Bike ans Nordkap

| Mo, 22. Jul. 2019

OBERBURG: Der Solarpionier Josef Jenni konnte sich einen lang gehegten Traum verwirklichen und radelte von Oberburg ans Nordkap. red

Schon seit Jahren hatte Josef Jenni, Solarpionier und Geschäftsführer von Jenni Energietechnik, davon geträumt, mit dem Fahrrad das Nordkap in Norwegen zu erreichen. «Irgendwann hat meine Frau Karin Jenni gesagt: ‹Rede nicht immer und mach es doch endlich›», lacht Josef Jenni. Erfahrung mit Fahrradtouren hat Josef Jenni reichlich, wie er erzählt: «Ich bin mit dem Fahrrad oft schon für jeweils eine Woche verreist und unter anderem nach Wien und Prag gefahren.»
Auch zeitlich hat die Fahrt ans Nordkap gepasst, denn jahrgangsmässig wäre Josef Jenni mittlerweile pensioniert. Trotzdem hat sich der 65-Jährige für eine etwas schnellere Variante mit dem E-Bike entschieden: «Ich kandidiere dieses Jahr für den Nationalrat, weswegen ich schon ein bisschen Zeitdruck habe. Mit einem E-Bike bin ich einfach noch ein bisschen schneller unterwegs.»
Um seine Mitmenschen auf dem Laufenden zu halten, wurde eine WhatsApp­-Gruppe gestartet, wo Josef Jenni täglich über seine Erlebnisse und seinen aktuellen Kilometerstand rapportierte. Auch auf der Internetseite www.jenni.ch wurde regelmässig von der abenteuerlichen Reise berichtet.

Geplante und zufällige Begegnungen
Am Samstag, 15. Juni 2019, begann die Reise in Oberburg. Bei der Fahrt durch Deutschland traf sich Josef Jenni mit zwei Grössen der Schweizer Energiebranche: Eduard Kiener, ehemaliger Direktor des Bundesamtes für Energie, und Werner Bühlmann, ehemaliges Mitglied des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorats, waren beide ebenfalls auf einer Fahrradtour und trafen sich kurzfristig mit Josef Jenni in Marburg. «Es ist toll, wenn man sich trotz Meinungsdifferenzen, hier etwa in Bezug auf Atomkraft, zusammensetzen und eine gute Zeit haben kann», freut sich Josef Jenni. Im dänischen Helsinbor musste der Solarpionier das erste Mal Einheimische um Hilfe fragen, da er kein Hotel für die Nacht mehr finden konnte. Die hilfsbereiten Fremden zogen ihm eine Kabelrolle, damit er sein E-Bike aufladen konnte und versorgten ihn mit Wolldecken, womit er sich vor einem Strandbistro gemütlich einrichtete und dort die Nacht verbrachte. «Ich habe nie einen Korb bekommen, wenn ich um Hilfe gefragt habe», erinnert sich Jenni. Auch in Schweden wurde der Schweizer von den Einheimischen freundlich aufgenommen und verbrachte so etwa eine Nacht bei jüngeren Leuten, die Midsommar gefeiert haben, oder im Schopf eines Mechanikers, der mit alten Autos und Traktoren arbeitete. In Schweden erreichte Josef Jenni dann auch pünktlich seinen einzigen, festen Termin. «Vor einigen Jahren wurde ich von der Universität Dalarna in Falun für einen Vortrag eingeladen. Damals habe ich versprochen, dass ich, wenn ich meine Fahrradreise mache, wieder für einen Vortrag vorbeischauen würde», so Jenni. Dieses Versprechen hielt er ein und gönnte sich auch einige Ruhetage, welche er im Ferienhaus von Klaus Lorenz, Dozent an der Universität Dalarna, am Siljansee verbrachte. Am Mittwoch, 26. Juni 2019, hielt er seinen Vortrag an der Universität, wo überraschenderweise auch das schwedische Fernsehen und ein Lokalradio anwesend waren.

«100 km mit gar nichts»
Nach dem geplanten Zwischenstopp in Falun folgten lange Strecken, zum Teil weit über hundert Kilometer, ohne Tankstellen, Restaurants oder Ähnlichem. In der Bergbaustadt Kiruna machte Josef Jenni ebenfalls einen kurzen Zwischenhalt, um einen Freund einer Reisebekanntschaft zu treffen und sich die Stadt anzusehen. Auf der weiteren Strecke ans Nordkap mussten noch einige unter Velofahrern berüchtigte Tunnel durchfahren werden. «Dank meinem E-Bike konnte ich die Tunnel relativ schnell durchqueren und fand sie auch nicht so problematisch. Am Schlimmsten waren für mich die einspurigen Strassen, auf welchen man als Fahrradfahrer kaum Platz hatte. Da bin ich manchmal um 4 Uhr morgens losgefahren, um möglichst wenig Verkehr zu haben», erzählt Josef Jenni. Am
5. Juli 2019 war das Nordkap bei regnerischem Wetter und dichtem Nebel schliesslich erreicht! Die Tausenden von Menschen schreckten Josef Jenni aber etwas ab (im Hafen ankerten drei Kreuzfahrtschiffe!) und bereits am
6. Juli 2019 machte er sich mit einem Hurtigruten-Schiff auf den Rückweg. Auf einer fünftägigen Rückreise über Trondheim, Oslo, Frederikshavn und Hamburg ging es meist mit Regionalzügen zurück in die Schweiz. Nach einer durchfahrenen Nacht (inklusive Velotour durch Frankfurt morgens um 2 Uhr) stand Josef Jenni am Donnerstag, 11. Juli 2019, um 8.15 Uhr im Büro der Jenni Energietechnik AG in Oberburg. Doch müde vom Fahrradfahren war er keineswegs. Noch am gleichen Tag radelte der 65-Jährige in die Redaktion der «D’REGION», um von seiner abenteuerlichen Fahrt zu berichten. Und auch an Erholung denkt Josef Jenni nicht: «Morgen beginnt für mich wieder ein ganz normaler Arbeitstag.»

David Kocher
Weitere Informationen unter www.jenni.ch.

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