«Es klappt nur dank Leidenschaft»

  24.09.2019 Foto, Kultur, Wirtschaft, Region, Politik, Lyssach

Rund die Hälfte der 191 ortsansässigen Unternehmen (zuzüglich elf landwirtschaftliche Betriebe) haben sich für den beliebten Wirtschaftsanlass angemeldet, mit dem der Gemeinderat Lyssach die innovativen und erfolgreichen Unternehmen ehrt.

Gute Wirtschaftslage
Gemeinderat Kilian Thomann (Ressort Kultur) kann eine grosse Anzahl Lyssacher Unternehmensvertreter sowie eine Delegation der Nachbargemeinde Rüdtligen-Alchenflüh begrüssen, die sich auf dem Platz vor der Garage Roadrunner versammelt haben. Humorvoll stellt er fest, dass es «den einheimischen Unternehmern offensichtlich gut geht, da sie um diese Zeit nicht mehr arbeiten müssen». Ernsthafter fährt er fort, dass «offensichtlich ein Bedürfnis vorhanden ist, zusammen einen solchen Anlass zu begehen». Ihm werde jeweils deutlich, wie viele Unternehmen hier beheimatet seien und dass das einen Segen für Lyssach bedeute.
Namens der Gemeinde bedankt sich Thomann für das tägliche Engagement, das Arbeitsplätze und Wohlstand generiert.
Er kommt kurz auf die grosse Anzahl juristischer Personen und die damit verbundenen Herausforderungen wie Steueranpassungen zu sprechen.

Viele Einsatzbereiche für Leidenschaft
Dann schwenkt er um auf «etwas ganz anderes, nämlich Leidenschaft». Das betrifft einerseits die junge Firma Road­runner, die sich auf Import und Verkauf von US- und Classic-Cars spezialisiert hat und derart die Bedürfnisse von leidenschaftlichen US-Classic-Car-Fans befriedigt. Da es sich hier nicht um ein Allerweltsgeschäft handelt, fusst diese Firma sicher auf der Leidenschaft des Inhabers, Roman Gerber, für diese speziellen Automobile aus teils weit zurückliegenden Jahrzehnten. Letzterer nimmt mit Dank ein Geschenk aus den Händen von Thomann entgegen.
Dann wendet sich der Gemeinderat dem zweiten Jubilar Erotikmarkt zu, einem vor 25 Jahren als drittes Unternehmen in einer kontinuierlich gewachsenen Erotik-Kette von 18 Läden in der Schweiz. Da Gründer Patrik Stöckli wegen eines Unfalls verhindert ist, nimmt Geschäftsführer Marc Gilardi die Glückwünsche entgegen. «Der Erotikmarkt baut sein Geschäft ja direkt auf der Leidenschaft auf und versucht, diese mit seinem Angebot noch zu maximieren.» Zustimmendes Gemurmel und einzelne Lacher beim Publikum.

Markenzeichen der Shopping-Meile
«Leidenschaft hat auch die Eröffnung der Erotik-Filiale in Lyssach vor 25 Jahren ausgelöst», blickt Thomann zurück. Das sei damals nicht ohne Widerstand über die Bühne gegangen. Andererseits sei die Lokalität an der Eröffnung 1994 von neugierigen Besuchern richtiggehend überrannt worden. Der Laden sei in der Folge schnell mal das Markenzeichen der Shopping-Meile geworden. Seitens der Gemeinde könne man auf eine 25-jährige gute Partnerschaft zurückblicken. Er schliesst mit den Worten: «Durch die Leidenschaft lebt der Mensch, durch die Vernunft existiert er bloss.»
Auch Gilardi nimmt ein Kuvert der Gemeinde entgegen. Mit launigen Worten dankt er und hält fest, dass die «goldenen Zeiten» des ungebremsten Verdienstes lange vorbei sind. «Internet und Versandhäuser räumen heute ab, wir arbeiten mit bescheidenen Verkaufsmargen.»

Führend in ihrer Sparte
In zwei Gruppen führen Roadrunner-Inhaber Gerber und Erotikmarkt-Geschäftsführer Gilardi die Besucher durch die Geschäfte. Gerber beginnt bei den auf dem Vorplatz parkierten Fahrzeugen, bei denen die ersten Liebhaber von Oldtimern schon ins Schwärmen geraten. Beim maisgel­ben LaSalle, perfekt restauriert, genügt ein Blick unter die Motorhaube auf das fachmännisch restaurierte Innenleben. Der grün metallisierte Mustang röhrt beim Anlassen so ohrenbetäubend, dass nie mit einer Zulassung zu rechnen ist. Zu jedem Fahrzeug bietet Gerber die nötigen Informationen und beantwortet Fragen. Zeit­intensiv und höchst interessant bei dem rostigen Mercury mit komplett renoviertem Motor, den Oldsmobiles, Mercedes, dem Stingray, DeSoto, Pontiac und dem hellblauen Callas mit Original-Schildern UTAH W35 2 FM. Knapp 80, teils einmalige Fahrzeuge stehen zur Besichtigung bereit.
Dann fährt die Gruppe mit der Rolltreppe in die höheren Gefilde des Obergeschosses, wo der anderen Leidenschaft gefrönt werden kann. Sachlich, doch mit viel Humor führt Gilardi durch die weitläufigen Ausstellungsräume des Erotikmarktes und erklärt die unterschiedlichen Angebote. «Vor 25 Jahren haben wir mit Erotik-Kassetten Unmengen Geld verdient, doch das ist längst vorbei. Noch härtere Dinge kann man heute im Internet ansehen oder herunterladen. Die Entwicklung geht rasend schnell voran, wir müssen Nischen suchen, um überhaupt noch Umsätze zu machen. Als ‹50 Shades of Grey› erschien, haben wir enorm viele im Buch aufgeführte Artikel verkauft. Wenn heute über Fessel- und Peitschentechniken geschrieben wird, belebt das unser Geschäft.»
Beim von der Gemeinde gespendeten und vom Chrigubeck gelieferten köstlichen Apéro entwickeln sich zahlreiche Gespräche und neue Geschäftsbeziehungen werden aufgegleist.

Gerti Binz


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