Einblicke in die Baustelle Schloss Burgdorf

  10.09.2019 Aktuell, Foto, Kultur, Burgdorf, Region

Das Schloss lud ein und Burgdorf folgte. Aber im Gegensatz zu früheren Zeiten, in denen ein Gang zum Schloss oftmals eher unfreiwillig erfolgte, sei es zum Antritt einer Gefängnisstrafe oder beim Gang zum Gericht, strömten am vergangenen Wochenende zahlreiche Besucherinnen und Besucher in die altehrwürdigen Mauern, um den Fortschritt der aktuellen Umbauarbeiten zu begutachten. Während am Samstag, 7. September 2019, das Schloss der Bevölkerung offen stand, wurde am Tag davor im kleineren Rahmen die Aufrichte gefeiert.
Am Freitagnachmittag fanden sich die geladenen Gäste, darunter Behörden, Bauverantwortliche, Familienmitglieder und die Vertreter/innen der Schweizer Jugendherbergen und des Museums Schloss Burgdorf bei musikalischer Untermalung des Saxofonquartetts «Les Virolettes» im Hof des Schlosses Burgdorf ein. «Liebe Freunde vom Schloss Burgdorf», begrüsste Dr. Markus Meyer, Präsident des Stiftungsrates Schloss Burgdorf, die Anwesenden und erläuterte nach zahlreichen namentlichen Danksagungen und Begrüssungen, so etwa eine ganz besondere Erwähnung «der Mutter des Schlosses» Elisabeth  Zäch, einige Hintergründe des intensiven Umbaus. So seien momentan 45 verschiedene Unternehmen in den Umbau involviert, wobei die Zahl noch weiter steigen wird. Mit weiteren beeindruckenden Zahlen, wie etwa die 400 Bauarbeiter, welche am Projekt mit­arbeiten, von welchen täglich rund 40 auf dem Schloss sind oder unzähligen Sitzungen mit verschiedenen Behörden, zeigte er den Anwesenden auf, was alles hinter der geplanten Neunutzung des Schlosses Burgdorf steckt. «Eine der grössten Herausforderungen habt ihr nun bereits hinter euch und zwar den steilen Aufstieg zum Schloss», erklärte Dr. Meyer. «Jedes Rohr, jedes Kilogramm Sand, ja jeder Transport muss zuerst zum Schloss hinauf gelangen.» So war die Aufrichte natürlich auch als Fest und Dank für die Arbeiter gedacht. «Der Umbau des Schlosses Burgdorf ist wirklich ‹es gfröits› Projekt», resümierte Meyer seine Erfahrungen.
Auch Rolf Grossenbacher, Geschäftsleiter Atelier G+S Architekten und Planer AG, lobte das Bauprojekt. «An einem Schloss zu arbeiten ist ein Traum», freute er sich. Und er versicherte: «Wir sind die Planer und Baumeister, die am besten ausgerüstet sind, um an diesem Projekt zu arbeiten.» So habe man mit modernster Technologie über hundert Sondierungen durchgeführt und arbeite an Wänden, welche teilweise sechs bis sieben Schichten haben. Dabei gab es im Verlauf der Arbeiten auch einige Überraschungen. «Wir haben sogar mehr Entdeckungen gemacht, als wir eigentlich erwartet haben», so Grossenbacher. Bei einem dieser Funde stiess man etwa auf Überreste einer Siedlung aus der Bronzezeit. «Davor wusste man gar nicht, dass es auch in dieser Region solche Siedlungen gab», so Grossenbacher. Auch ein Brunnensystem, neue Belichtungsfenster und Grisaille-Malereien wurden während der ausgiebigen Arbeiten im Schloss wiederentdeckt.
Auch Rolf Grossenbacher drückte seine Freude über den reibungslosen Planungs- und Bauverlauf aus: «Man merkt, dass es ein ‹Goodwill›-Projekt ist, niemand will uns Steine in den Weg legen.» Anschliessend wurden die Anwesenden gruppenweise durch die Räumlichkeiten geführt.

Ein Museum zum Wohlfühlen
Eine der Gruppen wurde von Hans-Ulrich Salzmann, Geschäftsleiter Atelier G+S Architekten und Planer AG, geführt. Bei den verschiedenen Stationen lieferte er spannende Hintergrundinformationen über die Bau- und Umbaugeschichte des Schlosses. Im abgerissenen Gefängnisteil, in welchem neu das Restaurant eingebaut wird, soll eine alte Wand als «Themenwand» erhalten bleiben. «An dieser Wand sind die verschiedenen Bauphasen des Schlosses zu sehen», erklärte Salzmann. Im Restaurant werden schlussendlich 60 Innen- sowie 60 Aussenplätze zur Verfügung stehen. Auch in den Zimmern der zukünftigen Jugendherberge ist die Geschichte des Schlosses spürbar. «Die Räume werden vom Museum ausgestattet, so kann das Museum richtig erlebt werden», führte Salzmann aus. Dabei soll so viel wie möglich beibehalten werden etwa Fenster und Holzbalken, um eine ganz spezielle Atmosphäre zu schaffen. Einzigartig ist auch der Ausblick, den die zukünftigen Zimmer der Jugendherberge bieten.
Im Schiltensaal, in welchem die Grisaille-Malerei von 1668 freigelegt wurde, wird eine komplette Restaurierung der Wandmalereien durchgeführt. So werden auch fehlende Teile mit Restaurierungstechniken neu gemalt. Auch hier verriet Hans-Ulrich Salzmann spannendes Insiderwissen, denn der Maler, der vor Hunderten von Jahren die Originalmalereien durchgeführt hatte, ist auch heute und besonders in den vergangenen Wochen ein sehr bekannter Name: Er hiess Christian Stucki.
Die Aufrichte wurde schliesslich in der Oberstadt mit Schlossbier und Schlosswein gefeiert, wobei zu diesem Anlass noch das aktuelle 19er- Schlossbier angestochen wurde.
Am Samstag, 7. September 2019, wandelten dann auch interessierte Besucherinnen und Besucher durch die Gänge und Zimmer des Schlosses. Die Bevölkerung kann wohl wie geplant ab  Ende April 2020 auf dem Schloss übernachten, heiraten und speisen und bei alldem  die Geschichte des Schlosses Burgdorf am eigenen Leib spüren.

David Kocher

 


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