Céline Schüpbach zeigts den Metzgern

  30.10.2019 Aktuell, Foto, Bildung, Kultur, Region

Eigentlich war es eher Zufall, dass Céline Schüpbach, die frisch gekrönte Schweizermeisterin der Jung-Fleischfachleute, überhaupt den Beruf der Metzgerin beziehungsweise der Fleischfachfrau eingeschlagen hat. «Viele haben ein total falsches Bild von diesem Beruf wie ich früher auch», erzählt die Biembacherin. In der Schule habe sie einige Praktika bei Betrieben gemacht, die sie eigentlich gar nicht wirklich interessiert haben, darunter auch bei einem Metzger. Dort habe sie aber sofort gemerkt, dass es das Richtige für sie ist. «Es ist sehr vielfältig und abwechslungsreich», erzählt Céline Schüpbach. «Vom Ausbeinen bis zur Herstellung eines Cordon bleus ist alles dabei.» Ihre Ausbildung hat sie bei der Bärau Lebensart mit einem Fokus auf die Verarbeitung abgeschlossen. Und auch dies bereits äusserst erfolgreich: Für die LAP wurde sie mit der Note 5,7 und damit als bester Lehrabschluss im Kanton ausgezeichnet, womit sie auch an den SwissSkills, also an der Schweizermeisterschaft der Jung-Fleischfachleute 2019, zugelassen wurde. Denn teilnehmen dürfen alle Lehrabgänger, welche einen Schnitt über der Note 5,0 erreicht haben.
Nach der Lehre wechselte die 21-Jährige in die Dorfmetzg Jaun in Neuen­egg, wo sie sich eingehend auf die Schweizermeisterschaft vorbereitete. «Ich habe den ganzen August trainiert und jeweils am Samstag noch in der Metzgerei ausgeholfen», berichtet Céline Schüpbach. «Im September war ich noch in Amerika im Urlaub und hatte zwischen meiner Rückkehr und dem Wettbewerb noch etwas über einer Woche für den Feinschliff.» Und mit Vorbereitungen auf Meistertitel kennt man sich in der Metzgerei Jaun gut aus: 2015 gewann Claudia Jaun den Team-Europa­meistertitel der Jung-Fleischfachleute, 2016 doppelte Natacha Henzer nach. Durch diese Erfahrungen von zwei Europameisterinnen erhielt Céline Schüpbach Unterstützung auf höchstem Niveau. «Ich bin wirklich sehr dankbar für die Trainingsmöglichkeit und Hilfeleistungen, die ich bei der Dorfmetzg Jaun erhalten habe. So etwas würde nicht jeder Betrieb machen», weiss die frischgebackene Schweizermeisterin.
Trotz der ganzen Vorbereitung kam der Titel schliesslich doch sehr überraschend. So hatte Céline Schüpbach bei den verschiedenen Disziplinen, unter anderem etwa dem Dressieren eines Rindervorschlags oder dem Erstellen einer kalten Aufschnittsplatte, zwar durchgehend ein gutes Gefühl, doch mit dem ersten Rang hatte sie nicht gerechnet. «Nachdem der dritte und der zweite Rang verkündet worden waren, hatte ich eigentlich schon abgeschlossen. Als dann plötzlich doch noch mein Name genannt wurde, war ich völlig überrascht», so Céline Schüpbach. Am 1. November 2019 beginnt Céline Schüpbach mit ihrer Arbeit in der Metzgerei Jaun, welche ab jetzt definitiv als Meisterschmiede bezeichnet werden darf. Bemerkenswert ist auch, dass in der Metzgerei nun drei Frauen mit Meistertiteln arbeiten, und das in einem Arbeitsfeld, welches immer noch sehr männerdominiert ist.
Doch schon jetzt hat sich Céline Schüpbach neue Ziele gesetzt: «Mit meinem Arbeitsbeginn werde ich meine Fachrichtung von der Verarbeitung zur Veredelung wechseln und so meinen Horizont weiter erweitern.»

David Kocher


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