Entwicklungseinsatz in Bolivien
02.10.2019 Aktuell, Foto, Burgdorf, KulturWenn Anne Dominique Glaus in diesen Tagen nach Bolivien reist, dann nicht, weil sie nach Südamerika in die Ferien fliegt. Ganz im Gegenteil, Anne Dominique Glaus nimmt die circa 10 000 Kilometer auf sich, um die nächsten zwei bis drei Jahre weit weg von zu Hause zu arbeiten. Im Rahmen eines Programms der Organisation INTERTEAM wird sie in der Stadt La Paz leben und dort die Stadtverwaltung unterstützen.
Doch wie kommt man dazu, sich mit 27 Jahren für mehrere Jahre nach Südamerika zu verpflichten? Eigentlich ist die studierte Psychologin per Zufall auf die besondere Arbeitsstelle aufmerksam geworden. Nach dem abgeschlossenen Studium an der Universität Bern, einem Jahr Praktikum in der Neuropsychologie und Erfahrungen in der Schulpsychologie hat sie das Inserat für die Stelle entdeckt. «Ich wollte schon immer gerne mal im Ausland arbeiten, hatte aber nie eine konkrete Vorstellung wo», erzählt Glaus. «Die Stelle in Südamerika hat mich da sofort angesprochen.» Dieses Projekt biete ihr dabei viele Vorteile, auf die sie sich freute: «Mich motiviert es, eine neue Kultur kennenzulernen und endlich richtig Spanisch zu lernen. Auch finde ich meine Tätigkeit dort sehr sinnvoll.» Denn in La Paz unterstützt sie die Stadtverwaltung bei der Prävention gegen Gewalt, welche im Land besonders gegen Frauen und Kinder immer noch sehr verbreitet sei. «Ich arbeite mit der Stadtverwaltung und nicht direkt mit den Betroffenen», erklärt Glaus. «So gibt es etwa einen Workshop für Lehrer, die dann anschliessend das Wissen an die Kinder weitergeben.» Laut INTERTEAM profitieren von der Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen jedes Jahr an die 10 000 gewaltbetroffene Kinder, Jugendliche und Frauen.
Kulturelle Unterschiede
Um sich gut auf die Arbeit und die Kultur vorzubereiten, hat die Organisation INTERTEAM die Burgdorferin im Vorfeld kräftig unterstützt. Interessierte wurden an einem Informationsanlass über den Einsatz und das Projekt aufgeklärt und bei einem intensiven Ausreisekurs wurden die endgültigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf die zu erwartenden kulturellen Unterschiede vorbereitet. Glaus zählt einige Dinge auf, welche in La Paz besonders zu beachten sind: «Oftmals sind es kleinere Dinge, an die man gar nicht denken würde. Etwa, dass man dort kein Wasser aus dem Hahn trinken darf, das heisst auch kein Zähneputzen und kein Salatwaschen. Oder, dass die Busse nicht wirklich einen Zeitplan haben und keinen Knopf, um dem Fahrer zu sagen, dass er anhalten soll.» Im Kurs habe man sich auch sehr stark mit sich selbst auseinandergesetzt und sei damit konfrontiert worden, dass eigene Stärken wie etwa Hilfsbereitschaft ausgenutzt werden können, wie Glaus berichtet.
Die Angewöhnungsphase
Heute, am 1. Oktober 2019, reist Glaus nach Cochabamba zu einer Gastfamilie und besucht dort einen Sprachkurs, bevor sie am 1. November 2019 ihre neue Arbeitsstelle in La Paz beginnt. Der Monat in Cochabamba dient nicht nur der kulturellen, sondern auch der körperlichen Anpassung. Denn Cochabamba liegt 2548 Meter über dem Meer und La Paz sogar 3640. Eine solche Angewöhnungsphase dient auch als Prävention gegen die Höhenkrankheit, welche sich mit Kopfschmerzen, Schwindel und weiteren Symptomen äussern kann. Trotzdem ist Anne Dominique Glaus guter Dinge: «Die Erfahrung, die ich durch dieses Projekt machen kann, ist etwas ganz Besonderes.»
David Kocher