Warum nicht: «verknorzt und sexy?»

  20.11.2019 Aktuell, Wirtschaft, Foto, Region, Burgdorf

Zwanzig Jahre Tourismusförderung Emmental ist ein Thema, das offensichtlich viele bewegt. Entsprechend gross ist der Aufmarsch von Vertretungen der Regionalkonferenz Emmental, Gastro Bern Sektion Emmental-Oberaargau, dem Förderverein Emmental, Emmental Tourismus und anderen Interessierten.

Ein Grund zum Feiern
Konrad Gerster, Geschäftsführer von Gastro Emmental-Oberaargau, findet den 20. Tourismusgipfel «einen Grund zum Feiern, da sich die entprechenden Bemühungen für ein Emmental als Tourismusmagnet nach Höhe und Tiefen der letzten zwei Jahrzehnte in steigenden Besucherzahlen niederschlagen. Alle Beteiligten haben viel Engagement und Herzblut investiert.»
Dominik Langenegger lässt als «Hausherr der Kulturhalle» die langjährige Vorbereitungs- und Umbauphase Revue passieren und erläutert das Betriebskonzept nach der Eröffnung am 1. Juli 2017, das «offen für fast alles ist, ein bezahlbares Angebot für Jugendliche und Ältere offeriert und auch Fremdvermietungen ermöglicht. Wir leisten zu 99 Prozent freiwillige Arbeit und generieren derart einen Mehrwert für Burgdorf», schliesst er.
Gerster dankt für «diese selten sympathische Vorstellung eines Redners, der erstmals vor so viel Publikum gesprochen und anhaltenden Applaus geerntet hat». Gleich viel Applaus erhalten für ihre diversen musikalischen Einlagen die sechs Musiker von VolXRoX, die als «Büezer für Chrampfer» musizieren und die Halle mit einem begeistert mitgehenden und mitsingenden Publikum rocken. Simu Lüthi in ölverschmierter Latzhose wird seiner Rolle als Leadsänger unter anderem beim Song «Mis Ämmital» gerecht. Als erfolgreichen musikalischen Botschafter betrachtet auch die Regionalkonferenz Emmental die Band, die deren Video-Clip finanziell unterstützt hat. Deren Song «Kampf ume Thron» avanciert zum offiziellen Lied des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfestes 2016 in Estavayer-le-Lac.

Fertig mit der Männerherrschaft
Nach 19 Jahren Männerherrschaft in der Geschäftsführung stellt Gerster «einen gelungenen Kulturwandel bei den Verantwortlichen fest. Jetzt haben Frauen das Sagen.» Isabelle Simisterra, Leiterin Emmental Tourismus, lässt kurz die erfolgreichen Anlässe im gesamten Gebiet Emmental Revue passieren, wobei das Eidgenössiche Jugendmusikfest vom September 2019 in Burgdorf dank der mehreren Tausend Teilnehmenden und Besucher als besonders werbeträchtig erwähnt wird. «Auch Trub als ‹schönstes Schweizer Dorf 2019› freut uns sehr, genau wie die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Beat Feuz als Werbeträger.»
Für das kommende Jahr setzt Emmental Tourismus auf Radwandern im Emmental, das als die ideale Destination für diese Freizeitaktivität propagiert werden soll.

An Ideen fehlt es nicht
SRF-Moderatorin Sonja Hasler kennt das Emmental seit ihrer Kindheit und weiss dessen Vorzüge zu schätzen. Sie will von ihren vier Podiumsteilnehmern Murielle Blaser (Solothurn Tourismus), Reto Invernizzi (Kemmeriboden-Bad), Therese Sommer (Krummholzbad) und Bernhard Rhyn (Bern Welcome) wissen, wie die Region noch besser zu vermarkten sei, fragt nach Ideen und bereits erkennbaren Erfolgen.
Das Emmental mit seinem Hügelland profitiere vom derzeitigen Elektro­velo-Boom; davon sind alle überzeugt. Doch müsse es sich besser vermarkten, die «Herzroute» vom Bodensee zum Genfersee durchs Emmental mit seiner abwechslungsreichen Landschaft, den historischen Ortsbildern und der gelebten Landwirtschaft besser bewerben. Die Frage, ob Emmental durch einen Slogan erweitert werden solle, wird kontrovers diskutiert. Emmental lange als allen gängiger Begriff, den Käse müsse man nicht noch betonen. Invernizzi lobt die bewirtschafteten Bauernhöfe, die Kühe auf den Weiden und die ländliche Bevölkerung und schlägt vor: «Emmental – verknorzt und sexy». Man wolle durch Leistung und nicht durch Werbung überzeugen. Wenn Touristen im Emmental eine Dorfchilbi besuchen, erleben sie keine Show, sondern lokale Alphornbläser und einheimische Käseproduktion.
Murielle Blaser stimmt zu und plädiert für grossflächige Netzwerke der Anwesenden und deren Organisationen, was allen zugute käme. Sie rät, auf die derzeit populäre Karte Naturcamping zu setzen. Therese Sommer misst dem Internet zwar eine bedeutende Rolle bei der Kundenbetreuung und Information zu, doch «geht nichts über das persönliche Gespräch und ein möglichst langjähriges Vertrauensverhältnis zur Kundschaft». Auf Massentourismus aus Indien oder Russland könne sie verzichten, desgleichen auf riesige Fünfsternehotels.
Beim Apéro greifen die Gäste herzhaft zu: Das Angebot unter dem Motto Ämmitaler Ruschtig bietet mehrere Dutzend verschiedene Köstlichkeiten zum Probieren an.

Gerti Binz


Image Title

1/10


Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote