Ein buntes Fest zum 30. Geburtstag

  30.12.2019 Aktuell, Foto, Utzenstorf, Gesellschaft, Region

Nun ist es bereits 30 Jahre her, seit Rosmarie und Hans Ammann zusammen mit Ursula König eine verrückte Idee in die Tat umgesetzt haben. Sie entschieden nämlich Ende der 80er-Jahre, eine ganz besondere Wohngemeinschaft zu gründen. In dieser sollten Menschen mit psychischen und / oder geistigen Beeinträchtigungen ein Leben führen können, das sich möglichst wenig vom «normalen» Gesellschaftsleben unterscheidet.

Alltagsleben ganz wichtig
Mitte November 1989 war es schliesslich so weit: Im ehemaligen «Doktorhaus» an der Landshutstrasse zogen Rosmarie und Hans Ammann, wenig später Ursula König und fünf Bewohner/innen ein. In der Wohngruppe wurde stets Wert darauf gelegt, dass sich alle soweit möglich am Alltagsleben beteiligen; Arbeiten im Schrebergarten, tägliche Einkäufe, Entsorgen, Hausarbeiten, aber auch die aktive Teilnahme am Vereins- und Dorfleben, das Mitmachen an und Besuchen von Veranstaltungen wurden von Beginn weg grossgeschrieben.

Viele Veränderungen in den letzten 30 Jahren
In den folgenden 30 Jahren veränderte sich vieles: von der familiär und privat geführten Wohngruppe wurde ein professionell geführtes, kantonal anerkanntes und heute dem Kanton unterstelltes Wohnheim. Mittlerweile wohnen zwölf Menschen in der «Bueche»; die Familie Ammann und Ursula König leben zwar immer noch in der Nähe des Wohnheims, aber nicht mehr im selben Haus. Ausserdem gehört zum Heim eine 4,5-Zimmer-Aussen-Wohnung, wo drei Bewohner/innen ihr Zuhause haben.

Seit zwölf Jahren gehört eine Tagesstätte zum Wohnheim
2007 ergriff das Ehepaar Ammann die gute Gelegenheit, das ehemalige Kino an der Bahnhofstrasse zu übernehmen und dort eine Tagesstätte mit Werkstatt, Atelier und Verkaufsladen zu realisieren. Dort gehen neben den Bewohnern/-innen des Wohnheims auch vierzehn externe Klienten einer geregelten Arbeit nach: sie stellen Gebrauchsgegenstände, saisonale und ganzjährige Dekoartikel, Karten und viele weitere Dinge her, die im Laden zum Verkauf angeboten werden.

Wachsendes Mitarbeitenden-Team und neue Herausforderungen
Um allen Klienten im Wohnheim und in der Tagesstätte gerecht zu werden, arbeiten mittlerweile 14 Mitarbeitende in der «Bueche». Wie Rosmarie Ammann erklärte, stünden immer wieder neue Herausforderungen an: «Zum Beispiel stehen momentan vier unserer Bewohner/innen vor ihrer Pensionierung. Einerseits gehen manche Dinge nicht mehr so gut und schnell wie früher. Und andererseits muss nach der Pensionierung die Tagesstruktur anders aufgebaut werden, weil ja die geregelte Arbeitszeit wegfällt.» Dabei sei wichtig, dass die richtige Balance zwischen Über- und Unterforderung in allen Lebensbereichen gefunden werde: «Aber weil unsere Bewohner/innen so gut in den Alltag integriert sind, sind wir zuversichtlich, dass uns auch diese Veränderung im Alltagsleben unserer Bewohner/innen gut gelingen wird.»

Ein Geburtstagsfest von den und für die Bewohner/innen
30 Jahre – eine lange Zeit. Und trotzdem: Mitte Dezember konnte die «Bueche» ihr Jubiläum feiern. Rund einen Monat nach der grossen Advents­ausstellung, die traditionell sehr viele Besucher/innen aus der näheren und weiteren Region anzieht und entsprechend viel Arbeit für die Bewohner/innen und das Betreuenden-Team bedeutet, luden Rosmarie und Hans Ammann zusammen mit dem gesamten «Bueche»-Team und den Bewohnern/-innen zum grossen Jubiläumsfest im herzlich-familiären Rahmen ein (obwohl doch insgesamt rund 120 Personen an diesem Fest teilnahmen).

Wunderbare Eigenproduktionen und ein packendes Konzert mit Gerhard Tschan
Das Jubiläumsfest begann morgens mit einem Geburtstags-Brunch. Für den offiziellen Festakt, zu dem neben den Bewohnern/-innen, den Angehörigen und geladenen Gästen auch alle interessierten Dorfbewohner/innen eingeladen waren, hatten die Bewohner/innen ein wunderbares Festprogramm zusammengestellt: sie tanzten, sie musizierten mit Flöte, Harfe, Klavier und Dudelsack, sie erzählten Geschichten und trugen sogar ein selbst verfasstes Gedicht vor.
Wie Gemeindepräsident Beat Singer in seiner Festrede sagte, gehören die Bewohner/innen heute fest zu Utzens­torf und seien im Dorfleben voll integriert – man treffe sich beim Einkaufen, auf der Strasse beim Spazieren, bei Anlässen, in Vereinen wie dem Turnverein: «Ihr würdet uns alle fehlen, wenn es die ‹Bueche› plötzlich nicht mehr gäbe!»
Bevor die «Bueche» zum Konzert mit Gerhard Tschans neuestem Programm «getönt» einlud, liessen alle Gäste Wunschballone in den Himmel steigen – die Wünsche allerdings blieben am Boden, damit sie die Bewohner/innen der «Bueche» garantiert alle erreichen werden…

 

Andrea Flückiger

 


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