Sorge um die ärztliche Versorgung in der Gemeinde

| Do, 02. Jan. 2020
Die Gemeinde Wynigen will sich beim geplanten Bau an der Dorfstrasse mit einem Stockwerkeigentum für eine Gemeinschaftspraxis beteiligen. Bild: Architektur + Planung Abbühl AG

WYNIGEN: Mit grossem Engagement arbeitet die Gemeindebehörde daran, die medizinische Grundversorgung in der Gemeinde zu sichern. Die Hausarztpraxis von Matthias Wildbolz soll auf Ende 2020 geschlossen werden. rst.

Kaum ein Platz blieb frei an der Einwohnergemeindeversammlung vom 7. Dezember 2019 im Uhlmannhaus in Wynigen. Mochten alle Traktanden ihre Wichtigkeit haben, schien doch das eine von besonderem Interesse für die Bevölkerung zu sein. Sich zurück­erinnernd an die Bekanntgabe der Realisierung eines Gesundheitszentrums im Dorf, um die medizinische Grundversorgung in der Gemeinde zu sichern, war an diesem Tag das Interesse gross, den momentanen Stand des Vorhabens zu erfahren.  

Planungsphase
Der Gemeindeschreiber Christian Liechti und der Gemeinderatspräsident Fabian Horisberger hielten Rückschau auf die Zeit der Planung, informierten über den Stand der Abklärungen und das weitere Vorgehen. Der Hausarzt Matthias Wildbolz selbst informierte vor einiger Zeit die Gemeindebehörde, dass er in einem Zeitrahmen von vier bis sechs Jahren seine Praxis zu schliessen gedenke. Das veranlasste diese, sich mit dem Gedanken für eine optimale Lösung zur Sicherung der ärztlichen Grundversorgung in der Gemeinde zu befassen. Nach Abklärungen verschiedener Standorte zeigte sich, dass die sogenannte «Zahnlücke» an der Dorfstrasse, die sich in Privatbesitz befindet, am besten für ein Gesundheitszentrum eignen würde, was dem Namen nach mehr als nur eine Arztpraxis bedeuten soll. Zusammen mit dem Büro Architektur + Planung Abbühl AG in Burgdorf und der Südland Health AG, einem Unternehmen im Gesundheitswesen, schien das Vorhaben auf gutem Weg zu sein.

Die heutige Situation
Überraschend gab nun Matthias Wildbolz am 7. Dezember 2019 bekannt, dass er seine Praxis auf Ende 2020 definitiv schliessen werde. Nach eingehender Suche ist es ihm bis anhin nicht gelungen, eine passende Nachfolge zu finden, die die Praxis in seinem Sinne weitergeführt hätte, und zieht sich deshalb aus dem Projekt zurück. Seines Rückzugs wegen wird auch die Zusammenarbeit mit der Südland Health AG nicht fortgeführt. Es besteht auch nicht die Möglichkeit, dass seine Räumlichkeiten als Übergangslösung genutzt werden könnten. Die Gemeinde hat jedoch keineswegs im Sinn, das Projekt fallen zu lassen. Es geht auch darum, den Stützpunkt der Spitex Region Lueg langfristig in der Gemeinde zu sichern. Sollte das Gesundheitszentrum nicht realisiert werden können, ist dieser in Gefahr. Wynigen ist einer der vier Stützpunkte in elf Gemeinden, die Spitex ist Wynigens grösster Arbeitgeber und muss unbedingt vor Ort bleiben. Wie der Geschäftsführer Andreas Bütikofer bemerkt, sind die Entwicklungsmöglichkeiten aus vielerlei Gründen in Wynigen am jetzigen Standort nicht mehr gegeben.

Weiteres Vorgehen
Die Gemeinde bemüht sich sehr darum, eine Übergangslösung zu finden und das Projekt Gesundheitszentrum weiterzuverfolgen. Eine neue Praxis ausserhalb der Gemeinde soll unbedingt verhindert werden. Zurzeit ist die Planung fast eingabefertig. Was fehlt, ist eine Betreibergesellschaft, die das Projekt weiterführen wird. Wynigen ist in Kontakt mit PraxaMed in Lyssach, die auch mit dem Spital Burgdorf zusammenarbeitet. Die Organisation betreibt schon etliche Praxen und hat guten Kontakt zur Spitex. Die Gemeinde hat keinesfalls im Sinn, das ganze Gebäude selbst zu bauen, sondern nur mit einem Stockwerkeigentum für eine Gemeinschaftspraxis dabei zu sein. Junge Ärztinnen und Ärzte wollen im Team arbeiten, suchen Teilzeitlösungen, um für Familie und Beruf die beste Option zu haben. Ausserdem gibt es Anfragen von freischaffenden Hebammen, die sich sehr gerne einen Platz in Wynigen sichern möchten, was auch für das Spital Burgdorf ein wichtiger Faktor ist. Die Spitex hat einen eigenen Finanzierungsplan und für die Wohneinheiten im Dachgeschoss muss ein Generalunternehmer gefunden werden. Die  Gespräche sollen Anfang des neuen Jahres fortgesetzt werden. Ein allfälliger Verpflichtungskreditantrag für den Erwerb eines Stockwerkeigentums soll wenn möglich im kommenden Jahr der Gemeindeversammlung vorgelegt werden. Es sind ausschliesslich positive Aspekte, die dafür sprechen, dass die Gemeinde alles daransetzen muss, dass die gesundheitliche Grundversorgung, zu der sowohl eine Arztpraxis wie auch die Spitex gehört, im Dorf bleiben kann.

 

Rosmarie Stalder

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