Amphibien bekommen Hilfe

  31.03.2020 Aktuell, Foto, Burgdorf, Gesellschaft, Region

Sobald im Frühling die Nachttemperaturen wenige Grade über der Nullgradgrenze liegen, beginnen verschiedene Amphibien ihre Laichplätze aufzusuchen. Frösche, Kröten und Molche legen Strecken von mehreren Hundert Metern bis zu einigen Kilometern zurück, um zu ihren Laichplätzen zu gelangen. Wenn sie dabei Strassen und Wege überqueren müssen, droht ihnen die Gefahr, von Autos überfahren zu werden. Diese Situation gefährdet den Fortbestand der gesamtschweizerisch geschützten Tiere.
Um ein solches Massaker zu vermeiden, werden an Stellen, wo nachts grosse Mengen an Amphibien unterwegs sind, ab Mitte Februar provisorische Zäune errichtet und Fangkübel vergraben. Die Abteilung Naturförderung stellt im Kanton Bern an fünfundzwanzig bis dreissig Standorten Zäune auf. An einigen Strassen werden solche Massnahmen von Freiwilligen selbst, durch Naturschutzgruppen oder von Gemeinden durchgeführt, insgesamt sind es weit über fünfzig Rettungsaktionen. Noch immer gibt es jedoch Stellen, wo Amphibienwanderungen ohne Sicherheitszaun stattfinden. Diese sollten nach Möglichkeit gemieden oder im Schritttempo passiert werden.

An der Heimiswilstrasse befindet sich ein Laichgebiet von nationaler Bedeutung: das Ziegelgut
Hier leben seltene Amphibienarten wie die Geburtshelferkröte (Glögglifrosch), die Kreuzkröte, die Gelbbauchunke und verschiedene Molche und Frösche. Der Kanton hat – mit Unterstützung von Zivildienstleistenden – von der Heimiswilbrücke bis zum Fischermätteli-Quartier Sperren erstellt. Die Anschaffungskosten für das Material für eine Länge von 600 Metern betrugen lediglich 9600 Franken und die Sperren können mehrere Jahre genutzt werden.
Die Tiere werden durch diese Zäune gehindert, die gefährliche Strasse zu überqueren. Beim Versuch, einen Durchgang zu finden, fallen sie in einen Fangkübel. Wichtig ist nun, dass die Amphibien über die Strasse getragen werden. Mit Sorgfalt werden sie jeden Morgen von Freiwilligen aus ihren Kesseln befreit und ins Laichgebiet gebracht. Die Menge der geretteten Tiere ist witterungsabhängig und kann von gar keinen bis weit über hundert Amphibien täglich betragen. Im vergangenen Jahr wurden an der Heimiswilstrasse 1217 Amphibien gerettet, je 600 Erdkröten und Grasfrösche und siebzehn Molche.
Die erwachsenen Tiere und später auch die Jungtiere wandern wieder zurück und sind darum denselben Gefahren erneut ausgesetzt. Diese Zeit der Rückwanderung findet während einer längeren Zeitspanne statt und kann darum nicht durch Rettungsaktionen abgedeckt werden. Für diese Wanderbewegungen ist es wichtig, dass wenig Hindernisse und Fallen – wie hohe Bordsteine – im Weg stehen. Eine möglichst schnelle Rückwanderung der Tiere erhöht deren Überlebenschancen. Aus Populationssicht ist die Hinwanderung besonders wichtig, weil damit die Fortpflanzung ermög­licht wird.

Mit einer Freiwilligen unterwegs
Franziska Schwab ist gelernte Landwirtin und studierte Biologin. Ihre Liebe gilt der Natur, den Tieren und Pflanzen. Sie engagiert sich im Burgdorfer Natur- und Vogelschutzverein, bringt Amphibien zu ihren Laichplätzen und hilft mit, wenn naturnahe Gebiete Pflege erfordern. Beim Aussetzen eines Grasfrosches, fünf Molchen und über hundert Kröten kommt sie ins Schwärmen: «Dieses Biotop im Ziegelgut ist ein Juwel. Es entstand durch den Abbau von Lehm. Die verdichteten Böden begünstigten die Entstehung eines Weihers.» Wenn solche Grubengewässer längere Zeit unberührt blieben, machen sich rasch Wasserpflanzen und Röhricht breit und Amphibienarten wie der Grasfrosch, die Erdkröte, der Berg- und Fadenmolch siedeln sich an. Im Naturschutzgebiet Ziegelgut leben auch äusserst seltene Arten wie die Kreuzkröte, die Gelbbauchunke und die Geburtshelferkröte. Ein wichtiger Lebensraum für Amphibien sei so entstanden. Während der letzten hundert Jahre seien rund 90 Prozent der Feuchtgebiete in der Schweiz und damit der Grossteil des Lebensraums für Amphibien verschwunden. Kies- und Lehmgruben hätten einen hohen ökologischen Wert und ermöglichen ideale Bedingungen für Tiere und zahlreiche Pflanzenarten. Die trockeneren Bereiche ums Biotop herum bieten zudem Nahrung und Unterschlupfmöglichkeiten für Landtiere.
Über dem Biotop in den Bäumen meldet ein Reiher mit lauten Schreien seine Anwesenheit an. Er scheint sich über den Zuwachs an Kröten zu freuen, doch diese sind längst im Wasser verschwunden.

Helen Käser

Als Freiwillige mithelfen? Infos bei Paul Burri, Telefon 079 478 69 08. Detaillierte Informationen unter www.karch.ch.


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