Endlich ist es so weit: Die kalte Sophie (die letzte der Eisheiligen) ist vorüber und auch langjährige Wetterbeobachtungen bestätigen, nach Mitte Mai sind keine Fröste mehr zu erwarten. Das heisst, Sie können jetzt mit dem Gärtnern so richtig loslegen. Probieren Sie aus, lassen Sie wachsen und freuen Sie sich darüber, wenn es gelingt.
Dass Pflanzen Wasser und Licht brauchen, ist klar. Oft geht aber vergessen, dass sie auch Nahrung brauchen. Auch wenn Sie Ihre Pflanzen draussen mit Kompost (so an die zwei Schaufeln pro Quadratmeter) verwöhnen, fehlt meist noch der Stickstoff. Stickstoff ist in Schafwollpellets (aus  Schweizer Produktion erhältlich) oder in Hornspänen (meist aus Indien oder Südamerika) enthalten. Seien Sie mit Dünger genauso vorsichtig wie mit Salz: weder zu viel noch zu wenig hilft den Pflanzen. Für Pflanzen im Topf brauchen Sie einen Volldünger. Egal für welchen Dünger Sie sich entscheiden: Lesen Sie genau, was auf der Packung steht, dann geht nichts schief.

Im Gemüsegarten
Die vorgezogenen Setzlinge sind jetzt bereit fürs Beet. Wenn Sie Setzlinge einkaufen, lohnt es sich, auf die Qualität zu achten. Die erkennt man daran, dass die Blätter der Pflanzen dunkelgrün, kräftig und die Pflanzen kompakt gewachsen sind. Zucchini, Nostranogurken (die mit weissen Pünktchen) und Kürbisse dürfen direkt ins Beet. Lassen Sie sich von der jetzigen Grösse nicht täuschen: Alle diese Pflanzen brauchen einen Quadratmeter Platz, damit sie gut gedeihen können.
Tomaten, Schlangengurken (mit glatter Haut), Peperoni, Chili und Auberginen wachsen besser in einem kleinen Gewächshaus, an einer Hausmauer oder an einem Ort, an dem sie nach einem Regenschauer rasch wieder trocknen können (zum Beispiel an einer windigen Ecke).

Im Blumengarten
Pfingstrosen verwöhnen uns im Mai mit unglaublicher Blütenfülle. Diese Pflanze ist absolut pflegeleicht und wird von Schädlingen gemieden. Die Ameisen, die man oft an einer Pfingstrose findet, leisten für die Pflanze unverzichtbare Dienste: Die Pfingstrose produziert süssen Pflanzensaft, die Ameisen fressen ihn und helfen der Rose so, ihre Blüten zu öffnen. Nach der Blüte verschwinden die Ameisen. Pfingstrosen können Sie in Töpfen kaufen und gleich jetzt pflanzen, oder Sie können durch die Nachbarschaft spazieren und schauen, wo ein besonders schön blühendes Exemplar wächst. Vielleicht überlässt Ihnen der Besitzer oder die Besitzerin im Herbst eine Wurzelknolle. Wenn Sie diese bei sich zu Hause höchs­tens zwei Zentimeter tief einpflanzen, wächst bei Ihnen im nächsten Jahr ein Pfingstrosenbusch, der ab dem darauffolgenden Jahr reich blüht und Ihnen lange Freude bereiten wird.

Auf dem Balkon
Obwohl die Geranien ursprünglich aus Südafrika stammen, haben sie auf unseren Balkonen Tradition. Möchten Sie Ihre Blütenpracht mit etwas Einheimischem ergänzen? Wie wäre es mit Majoran? Dieses anspruchslose Pflänzchen blüht wunderhübsch rosa. Zugegebenermassen nicht so ausdauernd wie Geranien, dafür sind auch die Samenstände dekorativ. Beobachten Sie die Bienen und Schmetterlinge, die sich mit süssem Nektar verpflegen. Und nicht zuletzt passt Majoran oder auch seine Schwesterpflanze Oregano bestens in den Tomatensugo oder auf die Pizza.
Wenn Sie nicht nur für «Balkonkistli» Platz haben, dann versuchen Sie es auch auf dem Balkon mit Tomaten. Ein eimergrosser Topf, ausreichend Dünger, regelmässig giessen und wenn die Sonne Ihren Balkon mit Licht und Wärme verwöhnt, dann sollte einer Tomatenernte aus eigenem Anbau nichts im Wege stehen
Seien Sie mutig, probieren Sie aus. Meine langjährige Gartenerfahrung hat mir gezeigt, dass vieles auch dann gelingt, wenn man nicht genau nach Lehrbuch vorgeht. Beobachten Sie Ihren Garten gut und schauen Sie, was den Pflanzen und Tieren guttut. Ich wünsche Ihnen viel Freude und Erfolg beim Gärtnern!

Gabrielle Hochuli, Gartenleiterin HEKS Burgdorf