Was länge währt, wird endlich gut
07.05.2020 Aktuell, Wirtschaft, Foto, RegionFährt man von Burgdorf her ins schöne Emmentaler Dorf Ranflüh, versperrt momentan eine lange Bauwand den Blick ins Tal. Grosse Werbetafeln verraten aber, was dahinter auf dem steilen Hang passieren wird. Sieht man sich das Baufeld von unten an, kann man sich als Laie die Realisation des Bauprojektes nur schwer vorstellen.
Heinz Beer, Inhaber und Geschäftsführer der Beer Holzbau AG, hat sich dennoch entschlossen, sich dieser besonderen Herausforderung zu stellen. Der einheimische Beer konnte an diesem sonnigen Hang schon früher ein Minergiehaus bauen und kannte die Lage bestens. 2009 wurde ihm ein Haus mit Parzelle angeboten, das sein Interesse weckte für einen Neubau eines hochwärmegedämmten Hauses. Das Ehepaar Beer kaufte die Liegenschaft und beauftragte einen Architekten zum Projektieren eines Hauses. Der Entwurf überzeugte aus verschiedenen Gründen nicht vollumfänglich. Ein Energieberater von der Berner Fachhochschule meldete sich bei Beer und wollte im Rahmen seiner Weiterbildung die Auswirkungen von unterschiedlichen Gestaltungsvorschlägen auf das Verhalten eines Direktgewinnhauses untersuchen – also die Gewinnung von Energie über ein Gebäude. Auf der Basis der Untersuchungen, bezogen auf die gekaufte Parzelle, entstanden weitere Projekte von drei Architekten. Beer war davon nicht überzeugt, weil damit immer ein vorderes und ein hinteres Haus entstehen würde. Das ergäbe unterschiedliche Wohnqualitäten. Ein Projektentwurf hatte aber schon eine gewisse Ähnlichkeit mit der heute endgültigen dreistöckigen Version. Wirklich überzeugt war Beer immer noch nicht.
Im November 2013 wurde ein weiteres Projekt an einen Minergiehausspezialisten in Auftrag gegeben, um einen optimierten Vorschlag zu erhalten. Noch während der Projektphase wurde die vordere Parzelle zum Verkauf angeboten. Der Architekt riet Beer zum Kauf der Parzelle in der Absicht, ein homogenes und optimales Bauprojekt starten zu können. Auch die Denkmalpflege äusserte sich positiv zu diesem baulichen Übergang vom alten zum neuen Quartier Ranflühs. Ein vorgängiges Projekt hätte an diesem Hang nur ein einziges Haus entstehen lassen. Damit wäre eigentlich wertvolles Bauland im Dorf nicht optimal genutzt worden. Verdichtetes Bauen auf diesem schwierigen und steilen Baugrund sollte gut überlegt sein. Der diplomierte HB-Architekt Heribert Binz lieferte nun ein Projekt, welches den aktuellen Gesetzgebungen Rechnung trug und den Baugrund für insgesamt elf Wohnungen optimal nutzen würde. Im Sommer 2014 wurde die erste Baueingabe eingereicht. Diverse Einsprachen erforderten eine Neuprojektierung, die im Frühling 2016 eingereicht wurde. Einbezogen dabei die verschiedenen Anliegen aus der Nachbarschaft. Im September 2017 wurde die rechtsgültige Baubewilligung endlich erteilt. Theoretisch hätte man den Bau nun in Angriff nehmen können. Doch der Neubau des Betriebgebäudes der Beer Holzbau AG in Ostermundigen hatte nun oberste Priorität und erforderte eine Bündelung der Kräfte. So wurde das Projekt «Rauflimatte» weiter auf die lange Bank geschoben. Monate später vereitelte das Resultat von Sondierbohrungen die geplante Grundwasserheizung. Die Wahl des neuen Heizsystems musste natürlich wieder publiziert und nachträglich bewilligt werden. Die Überbauung «Rauflimatte» wurde unterdessen zu einem Langzeitprojekt.
Jetzt endlich konnte mit dem Aushub begonnen werden. Das Gelände wird zuerst mit Hangbohrungen gesichert und später werden die Fundamente betoniert. Als regional verwurzelter Pionier mit viel Know-how im Bereich von Holzelementbauten mit Minergiestandard wird das Team von Beer Holzbau AG den weiteren Aufbau in Angriff nehmen. Vier Häuser mit Walmdächern verbinden auf optimale Weise das Moderne mit dem Traditionellen. Die zertifizierten Minergie-P-Gebäude sind dann kleine Kraftwerke, dank maximalen Gebäudehüllen und Komfortlüftungen. Photovoltaikanlagen auf allen Dächern werden den Strom für den Eigenverbrauch liefern. Die sonnige Lage und der uneingeschränkte Ausblick garantieren beste Wohnqualität. Und selbstverständlich wird mit Schweizer Holz gebaut!
Henry Oehrli