Wer im Glashaus speist ...

  12.05.2020 Aktuell, Foto, Wirtschaft, Burgdorf, Gesellschaft, Ersigen

Nicht nur bei den Gästen, welche während des Lockdowns sehnsüchtig auf die Wiedereröffnung ihres Lieblingsrestaurants gewartet haben, sondern auch bei den Köchen und Gastgebern ist die Vorfreude auf die Lockerung gross. So auch bei Manuel und Tabea Hölterhoff vom Restaurant Serendib in Burgdorf. «Wir freuen uns wirklich wahnsinnig», erzählt Manuel Hölterhoff begeistert. «Wir haben schon sehr früh damit gerechnet, dass die ausserordentliche Situation infolge des Coronavirus noch eine Weile andauert, und uns dementsprechend sehr gut vorbereitet.» Das Restaurant Serendib blieb in den vergangenen Wochen komplett geschlossen, man habe die Zeit aber anderweitig genutzt, wie Gastgeberin Tabea Hölterhoff erklärt: «Wir konnten in Ruhe über das Konzept unseres Restaurants nachdenken und auch früh genug mit der Planung der Wiedereröffnung beginnen. Auch führen wir einige Neuerungen ein, wie etwa Take-away-Angebote und den Verkauf von eigenen Produkten.»
Denn wer sich in nächster Zeit kulinarisch verwöhnen lassen will, der muss sich wohl oder übel mit einigen Änderungen abfinden. So hat der Arbeitgeberverband GastroSuisse ein mehrseitiges Schutzkonzept für das Gastgewerbe unter COVID-19 veröffentlicht, in welchem Grundregeln wie Hygienemassnahmen und Distanzbestimmungen detailliert festgelegt sind. Doch im «Serendib» in Burgdorf ist man problemlos darauf vorbereitet. «Unser eigenes Schutzkonzept umfasst ganze 30 Seiten», erklärt Küchenchef Manuel Hölterhoff. «Natürlich sind die Massnahmen gewöhnungsbedürftig, aber es geht schliesslich um die Sicherheit der Gäste sowie auch um unsere eigene.» So werden im «Serendib» zukünftig Echtglas-Trennwände eingesetzt, um die Gäste voneinander zu separieren. Ohne diese Trennwände hätte man den Zwei-Meter-Abstand einhalten müssen und somit nur noch einen Drittel der Plätze bedienen können, weiss das Inhaber-Ehepaar. Beide sind optimistisch: «Wir wollen nicht schwarzmalen, sondern zeigen, wie es weitergehen kann. Man muss lernen, mit der Situation umzugehen. Wer bei uns speist, erhält die grösstmögliche Sicherheit.»
Im Restaurant Rudswilbad in Ersigen sieht man der Wiedereröffnung mit gemischten Gefühlen entgegen. Die Gastronomin Regine Christen will den Vorschriften gerecht werden, möchte aber auch möglichst wenig Gäste nach Hause schicken. Denn die Platzzahl ist künftig deutlich begrenzt – im «Rudswilbad» setzt man nicht auf Trennwände, sondern auf genügend Abstand. Die Tische werden weiter auseinander gestellt, einige gar nicht erst besetzt. «Es tut uns auch weh, dass der persönliche Kontakt zu den Gästen eingeschränkt wird, aber man muss sich halt einfach an die Regeln halten», so Regine Christen. Reservationen seien schon viele eingegangen, berichtet sie erfreut.
Trotzdem musste in den vergangenen Wochen niemand auf die Mahlzeiten vom «Rudswilbad» verzichten. Im Gespräch mit Regine Christen wird schnell klar, dass der Abholdienst sehr geschätzt wurde. «Ein Mann erzählte mir, dass ich in dieser Zeit seine Lebensversicherung war», erinnert sich Christen an einen besonders schönen Moment. Nun freut sich die Gastgeberin darauf, die Gäste wieder im Haus begrüssen zu dürfen, hofft aber auch, dass im Vorfeld reserviert wird. «Schon als wir die Maximal-Platzzahl auf 50 beschränken mussten, fand ich es sehr schlimm, Polizistin zu spielen und Gäste abzuweisen, wenn alle Plätze besetzt waren.» Auch für die Zukunft hat man sich für das Take-away-Angebot etwas ausgedacht: So wird etwa das traditionelle Buurezmorge Ersigen (am 1. Juni 2020), in Zusammenarbeit mit der SVP Ersigen, auch als Abholdienst angeboten.


David Kocher


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