Burgdorf verliert eine innovative Persönlichkeit

| Di, 16. Jun. 2020

BURGDORF: Der Unternehmer, Politiker und engagierte Bürger Hans-Rudolf Markwalder hat in seinem Leben viel bewegt. zvg

Hans-Rudolf Markwalder hat die Stadt Burgdorf und die Region auf vielseitige Weise geprägt – als innovativer Unternehmer voller Schaffenskraft, als Politiker und als sozial engagierte Persönlichkeit mit viel Gemeinsinn. Am 2. Juni 2020 ist er im Alter von 77 Jahren an einem Krebsleiden verstorben. Sein Lebenswerk wird in Erinnerung bleiben und besteht fort. Die vielseitigen Spuren, die er hinterlassen hat, reichen über das Heute hinaus.
Hans-Rudolf Markwalder war Zeit seines Lebens eng mit der Zähringerstadt verbunden – er war ein Burgdorfer durch und durch. Aufgewachsen an der Max-Buri-Strasse und am Erlenweg, besuchte er die hiesigen Schulen und anschliessend das Gymnasium Burgdorf. Er war während seiner Schulzeit bei den Kadetten aktiv und trat der Mittelschulverbindung Bertholdia im Obergymnasium bei. Im Jahr 1962 schloss er die Matura ab, anschliessend absolvierte er an der ETH in Zürich das Studium der Kultur-Ingenieurwissenschaften und erwarb später zusätzlich das Geometer-Patent. In den 1970er-Jahren kehrte er – inzwischen glücklich mit Claudia Meienberg verheiratet, der Liebe seines Lebens – wieder in seine Heimatstadt zurück. Die junge Familie mit den beiden Töchtern Karin und Christa lebte zunächst im Gyrischachen, später am Grüneggweg. Wie jeder und jede Burgdorfer/in
begeisterte sich Markwalder für die traditionsreiche Solennität, deren Wurzeln bis ins Jahr 1729 zurückreichen. Das Kinder- und Blumenfest genoss er stets in vollen Zügen. Es stellte für ihn den Höhepunkt des Jahres dar – «schöner als Geburtstag und Weihnachten zusammen», pflegte er lachend zu sagen. Während insgesamt sechs Jahren präsidierte er auch den Solätte-Ausschuss.
Im Jahr 1974, in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit infolge der Erdöl-Krise, gründete er ein Ingenieurunternehmen, das er mit Unterstützung seiner Frau und hochloyalen Mitarbeitern auf Erfolgskurs und zu wirtschaftlicher Prosperität führte. Nachhaltiges, gesundes Wachstum entsprach seiner Geschäftsphilosophie. Zahlreiche Arbeitsplätze im Raum Burgdorf sind auf seine Initiative und seinen Erfolg zurückzuführen. «Er war ein Patron alter Schule und sich immer der Verantwortung bewusst, dass von den Löhnen, die er seinen Mitarbeitenden Ende des Monats auszahlte, ganze Familienexistenzen abhingen. Die Nachwuchsförderung und Lehrlingsausbildung lagen ihm als Voll-
blutunternehmer besonders am Herzen», heisst es im Lebenslauf, verfasst von der Familie. Die Markwalder + Partner AG wird heute von einer jüngeren Generation von Ingenieuren geführt und verfügt über Niederlassungen in Bern, Langenthal und Recherswil.
Politisch fühlte sich Hans-Rudolf Markwalder ganz dem liberalen Gedankengut verpflichtet. Er politisierte für die FDP von 1984 bis 1995 im Stadtrat Burgdorf und amtierte 1995 als Stadtratspräsident. 1998 wählten ihn die Stimmbürger/innen in das Kantonsparlament. Er wirkte mit einem kurzen Unterbruch bis 2010 als Grossrat und setzte sich u. a. aktiv für das Schloss Burgdorf, die Umfahrungsstrasse sowie weitere wichtige regionale Projekte ein. Zudem betreute er als Quästor die Kasse der Freisinnigen des Kantons Bern und brachte diese mit seinem unternehmerischen Geist wieder auf Vordermann. Später übernahm er das Präsidium der FDP Burgdorf für zwei Jahre. Er freute sich, dass sich seine Tochter Christa ebenfalls in den politischen Reihen der Freisinnigen engagierte und 2015 zur Nationalratspräsidentin und damit zur «höchsten Schweizerin» gewählt wurde. Dies erfüllte ihn mit viel Stolz. «Die Liberalen in Burgdorf haben Hans-Rudolf Markwalder viel zu verdanken», betont Elias Maier, heutiger Präsident der FDP Burgdorf. «Er war äusserst initiativ, ein klassischer Macher. Als Parteipräsident gelang es ihm, neue Gesichter für den Einstieg in die Politik zu motivieren. Er pflegte eine offene Diskussionskultur und bestand darauf, Probleme anzusprechen und konkrete Lösungen zu erarbeiten. Auch wenn die Parteiversammlungen manchmal etwas länger dauerten, zahlte sich diese Vorgehensweise aus. Ich traf Hansruedi Markwalder zum ersten Mal, als ich mich bei den Jungfreisinnigen engagierte. Tatkräftig unterstützte er die junge Generation. Ich erlebte ihn als offene und grosszügige Persönlichkeit.»
Hans-Rudolf Markwalder engagierte sich in vielen Bereichen. Seine militärische Karriere mit 1594 Diensttagen führte ihn in den Rang eines Oberstleutnants der Schweizer Armee – zuletzt als Artilleriechef der Grenzbrigade 5. Bildungspolitisch betätigte er sich als Mitglied der Gymnasiums-Kommission und des Fachhochschulrats der Fachhochschule Burgdorf – für dieses Amt war er als Sohn des langjährigen Technikum-Direktors natürlich prädestiniert. Weiter betätigte er sich jahrzehntelang im Vorstand der Gemeinnützigen Gesellschaft Burgdorf, welche Projekte im sozialen und kulturellen Bereich unterstützt. Die Umwelt lag ihm ebenfalls am Herzen – er gehörte zu den ersten Photovoltaik-Investoren der Emmestadt und erkannte damit bereits früh das Potenzial alternativer, nachhaltiger Energien.
Privat war Markwalder, der Klavier spielte und in verschiedenen Chören sang, ein grosser Liebhaber von Musik und Kultur. Trotz der enormen beruflichen Belastung und der vielseitigen Verpflichtungen stand für ihn die Familie stets an erster Stelle. Für einen Jass mit seinen Liebsten oder einer Partie Schach mit seinem Enkel fand er praktisch immer Zeit. Bei Familienfesten blühte er auf. Überhaupt liebte er Gesellschaft und Geselligkeit ausserordentlich.
Wer Hans-Rudolf Markwalder kannte, wird ihn vermissen. Seine Wertvorstellungen und Überzeugungen leben weiter.

Markus Hofer

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