Vereine erwachen aus dem Dornröschenschlaf

  11.06.2020 Aktuell, Foto, Kultur, Burgdorf, Region, Vereine, Sport

Die Schweiz freut sich über die allmähliche Lockerung der coronabedingten Einschränkungen. So öffnen nach und nach wieder Freizeitangebote wie Turnhallen und Kinos ihre Türen und auch die meisten regionalen Vereine können erneut auf­atmen und langsam wieder ihren Betrieb aufnehmen. «D’REGION» sprach mit einigen Vereinen aus Burgdorf und der Region und erkundigte sich über den aktuellen Stand der Dinge und wie Schutzkonzepte das Vereinsleben beeinflussen.

Musikgesellschaft Grünenmatt-Waldhaus
Musikerinnen und Musiker dürfen endlich wieder ausatmen – und das nun sogar beim gemeinsamen Musizieren ins Mundstück ihres Instrumentes. Dass mit den neuen Lockerungen das gemeinsame Spielen wieder möglich ist, freut Hansueli Burkhalter, Präsident der Musikkommission der MG Grünenmatt-Waldhaus, besonders: «Bis jetzt haben wir noch keine Proben durchgeführt. Wir haben überlegt, in kleinen Gruppen zu musizieren, doch da keine Anlässe anstehen, haben wir darauf verzichtet. Unser Ziel ist es aber definitiv, wieder zusammen zu proben. Je länger man pausiert, desto mehr muss man schliesslich wieder üben.» So verrät der Präsident auch, dass man im besten Fall so bald wie möglich ein Freikonzert für die Bevölkerung geben wolle. Die Musikgesellschaft selbst sei noch mit einem blauen Auge davongekommen, wie Burkhalter erzählt: «Ende Februar 2020 konnten wir unser Unterhaltungskonzert zum Glück noch durchführen. Aber auch da haben wir gemerkt, dass die Leute verunsichert waren und deutlich weniger Besucherinnen und Besucher gekommen sind.»
Mithilfe des Schweizer Blasmusikverbandes konnte ein Sicherheitskonzept erarbeitet werden, welches zukünftig für Proben gilt. Das Hauptproblem ist aber, den nötigen Abstand von zwei Metern zwischen den Musikanten einzuhalten, wie Burkhalter erklärt. Dies sei bei einer grösseren Musikgesellschaft schlicht nicht möglich. Auch der Schweizerische Blasmusikverband sehe dies ein und rate so, zwei Meter nach vorne und einen Meter zur Seite einzuhalten. Auch das Kondenswasser soll mit Zeitungspapier aufgefangen und dieses nach den Proben entsorgt werden. Die Musikerinnen und Musiker mit Wänden, wie etwa Plexiglas, zu trennen, ist für die MG Grünenmatt-Waldhaus zurzeit kein Thema. «So etwas ist natürlich auch eine Geldfrage», wie Burkhalter weiss. So hofft der Mukopräsident, dass die Menschen selber mitdenken, Eigenverantwortung zeigen und man so möglichst rasch wieder in einen Normalzustand zurückkehren kann.

Sängerfründe Hasle-Rüegsau
Die Sängerfründe Hasle-Rüegsau freuen sich, diese Woche wieder ihre gemeinsamen Gesangsproben aufnehmen zu können. Zu Beginn möchte der Verein mit kleineren Gesangsgruppen starten. Mit allen «Sängerfründen» zu proben und dabei einen Abstand von zwei Metern zu wahren, wäre im Proberaum schlicht nicht möglich, wie Vereinspräsidentin Ursula Flückiger erklärt. Auch die Sängerinnen und Sänger hatten Glück im Unglück und konnten, da ihr Jahreskonzert im Januar 2020 durchgeführt wurde und die Dirigentin selbstständig erwerbend ist, einen grösseren finanziellen Schaden vermeiden. Auch die Sängerfründe Hasle-Rüegsau wurden von der Schweizerischen Chorvereinigung unterstützt, die ein «Schutzkonzept […] für die partielle Wiederaufnahme von Chorproben» veröffentlichte. «Alles wurde ein bisschen heruntergefahren», so Ursula Flückiger. «Doch nun wollen wir wieder die Planung für das nächste Jahreskonzert aufnehmen.» Auch neue Mitglieder würde der Verein jederzeit herzlich begrüssen.

Eislaufclub Burgdorf
Da für den Eislaufsport spezielle Räumlichkeiten, sprich eine Eishalle und Turnhallen fürs Off-Ice-Training, massgeben sind, konnte der reguläre Trainingsbeginn erst ab heute, 9. Juni 2020, mit der Öffnung der Localnet-Arena wieder aufgenommen werden. «Wir sind den Betreibern der Localnet-Arena für die jetzige Öffnung sehr dankbar, dies ist nicht selbstverständlich», freut sich der Präsident des Eislaufclubs Burgdorf, Heinz Locher, im Interview. Mit einem Schutzkonzept des Schweizer Eislaufverbandes und der Localnet-Arena wird die Sicherheit der Eiskunstläuferinnen und -läufer garantiert. Beim Training auf dem Eis werde zwar wieder mit Kontakt trainiert, doch eine gewisse Distanz sei durch die ausgestreckten Arme trotzdem gewahrt. Auch mit getrennten Ein- und Ausgängen und Handschuhen beim Training wolle man eine mögliche Ansteckung verhindern. Im Mittelpunkt in der verbleibenden Jahres­hälfte stehe vor allem das Aufholen der ausgefallenen Trainingsstunden, wie Locher erklärt. «Wir möchten bald das Winterprogramm einstudieren, dazu kommt sogar extra ein Experte aus Deutschland.» Ein finanzieller Verlust ist für den Verein aber nicht zu vermeiden, schon alleine dadurch, dass mit dem Ausfall der Kornhausmesse Einnahmen fehlen.

Theatergruppe Burgdorf
Besonders hart hat die Corona-­Pandemie die Theatergruppe Burgdorf getroffen. Am 19. April 2020 hätte die Premiere ihres neusten Stücks «Vater» des Autors Florian Zeller stattfinden sollen, wozu es aber leider nicht kam. «Zuerst haben wir gehofft, im September 2020 mit den Vorstellungen beginnen zu können», so Ruedi Schütz, Vorstandspräsident der Theatergruppe Burgdorf. «Doch es ist nicht garantiert, dass wir im September tatsächlich mit dem Spielen beginnen können. Das Zeitfens­ter für die nächste Produktion im April 2021 würde uns zusätzlich vor eine weitere grosse Herausforderung stellen.» So entschied man sich schlussendlich dafür, das Stück «Vater» komplett auf das nächste Jahr zu verlegen. Die Premiere findet nun am 13. Februar 2021 statt. «Das Stück ist sehr emotional und wird das Publikum berühren», verspricht Ruedi Schütz. «Es steckt sehr viel Herzblut darin.» Dass man aber in diesem Jahr Verluste einfahren wird, ist für den Vereinspräsidenten klar. Auch Proben seien zurzeit noch kein Thema, zu gross sei das Risiko, dass sich jemand anstecken könnte. Im Spätherbst wolle man die Proben zusammen mit dem Regisseur wieder aufnehmen. Einen grossen Dank spricht Schütz der Stadt Burgdorf für die grosse Unterstützung aus und er bedankt sich auch beim Publikum, das Karten für Vorstellungen gekauft und diese nicht zurückverlangt hat. Die bereits gekauften Karten behalten auch für die Vorstellungen im 2021 ihre Gültigkeit.

Gym Center Emme
Bei den Kunst- und Geräteturnerinnen und -turnern vom Gym Center Emme in Utzenstorf wird der Trainingsbetrieb nun wieder stufenweise hochgefahren. Seit rund einem Monat wurden bereits erste Trainings nach einem Schutzkonzept durchgeführt. Während zuerst in kleineren Gruppen schichtweise in der Halle trainiert wurde, konnte ab dieser Woche auch das reguläre Kunst- und Geräteturnen wieder gestartet werden. Der Präsident des Gym Centers Emme, Werner Bill, freut sich: «Uns fällt nun eine riesige Last von den Schultern. Wir sind auch sehr froh, dass wir eine eigene Halle haben und diese schon relativ früh nutzen konnten. Jetzt hoffen wir, dass wir den Fokus bald wieder auf den Sport als auf die Hygienevorschriften legen können.» Sehr wichtig sei auch, dass der Unterricht für Kinder, etwa das Kid-Gym, wieder aufgenommen werden kann, damit diese nach den Sommerferien den Einstieg in den Kunst- oder Geräteturnunterricht finden können.
Einen finanziellen Schaden hinterlässt der Lockdown aber auch im Gym Center Emme. So hätte das Gym Center Emme am 20. und 21. Juni 2020 in Kirch­berg eigentlich die Schweizermeis­terschaft im Kunstturnen organisiert, welche aber verschoben werden musste. «Der ganze Wettkampfkalender verschiebt sich nun um ein Jahr, damit niemand zwischen die Stühle fällt. Ich kann mir vorstellen, dass es den ganzen Sport etwas zurückwirft, da weniger trainiert werden konnte und das ganze Jahr kein Wettkampf stattfinden kann», so Werner Bill. Schlussendlich spüre er trotz einem «blauen Auge» auch Dankbarkeit: «Schliesslich sind wir alle gesund geblieben, und das ist auch nicht selbstverständllich. Vielleicht kann ein solches Ereignis das Team auch fester zusammen­schweissen.»

Karate-Do Fudochikan
Seit rund drei Wochen läuft der Trainingsbetrieb im Karate-Do Fudochikan in Kirchberg wieder. «Es war nicht einfach und hat viel Arbeit erfordert, die Massnahmen umzusetzen, aber wir wollen das Beste daraus machen», so Andrea Leto. Nach Vorgaben des Schweizerischen Karate-Verbandes (SKV) habe man 2 x 2 Meter grosse Felder markiert, um ein Training mit einem Lehrer und vier Schülerinnen und Schülern mit dem nötigen Abstand abzuhalten. Andrea Leto erstellte dabei Wochenpläne, um allen Schülerinnen und Schülern ein Training zu ermöglichen. Auf Körperkontakt wird weiterhin verzichtet, doch können Karateformen, die sogenannten «Kata», oder Partnerübungen auf Distanz durchgeführt werden. «Das ist auch eine ganz neue Herausforderung», lacht Andrea Leto. Mit den neusten Lockerungen sind nun aber wieder normale Trainings mit bis zu 30 Personen möglich. Auch im Karate wurden dieses Jahr Meisterschaften abgesagt. Da während der Zeit des Lockdowns auch keine Neumitglieder aufgenommen werden konnten, hofft Andera Leto, dass nun auch wieder Karateinteressierte vorbeischauen werden und ein möglichst normaler Alltag einkehren kann.

David Kocher


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