«Oh Schreck, ein Schneck»

| Mi, 29. Jul. 2020
Die Gartenschnirkelschnecke ist vergleichsweise harmlos: Erst wenn es nichts Verwelktes gibt, macht sie sich ans Grüne. Bild: Luzia Utiger

BURGDORF: Mit den Tipps von Gabrielle Hochuli, Gartenleiterin von «HEKS – Neue Gärten» in Burgdorf, lebt der Gemüsegarten auf. zvg

Dieses Jahr ist es zugegebenermassen übel mit den Schnecken. Viele Setzlinge haben sie «rübis und stübis» verspeist, ganze Sonnenblumen und Salatköpfe sind in die Mägen der hungrigen Tiere gelandet. Dabei haben Sie nichts falsch gemacht, es war bloss Prachtsschneckenwetter. Lassen Sie sich nicht das Gärtnern von diesen kleinen Vielfrassen verderben, ganz alles haben die Schnecken ja nicht gefressen. Beobachten Sie, wo und was die kleinen Hungermäuler übrig gelassen haben. Das gibt wertvolle Hinweise für die nächste Nassperiode. Hat es bei Ihnen unter der Dachtraufe ein trockenes Plätzchen, wo die zarten Pflanzen sicher waren? Haben die robusteren Biosetzlinge aus dem Freiland die Schneckenplage besser überstanden? Haben die Schnecken dort, wo (zu) viel gedüngt wurde, besonders zugeschlagen? Haben die Schnecken vielleicht die Pflanzen, die von selber gewachsen sind, zum Beispiel die vom Vogelfutter aufgegangene Sonnenblumensaat verschont? Welche Pflanzen haben die Schnecken gemieden? Bei den Blumen sind Rosen und Lavendel eine gute Wahl, auch Akelei, Ehrenpreis und Majoran werden von den Schnecken verschmäht.
Leider habe ich noch kein Gemüse gefunden, das den Schnecken gar nicht schmeckt. Wenn aber das Setzlingsstadium beispielsweise mit Hilfe von Schneckenkragen überstanden ist, sind die meisten Gemüse sicher.
Falls Sie verzweifeln und Schneckenkorn einsetzen: Es gibt eine ungefährlichere Variante, die Eisen III enthält. Sie ist teurer, aber schont dafür die Säugetiere wie etwa die Igel. Und diese werden Ihnen dankbar sein und Sie weiter bei der Schneckenjagd unterstützen. Oft ist aber die günstigste Variante, eine Trockenperiode abzuwarten und neue Setzlinge zu pflanzen.

Auf dem Balkon
Knipsen Sie Verblühtes regelmässig ab. Geranien, Petunien, Fuchsien, Ringel­blumen und viele andere Blumen werden neue Blüten bilden. Wenn es ganz heiss wird und Ihre Pflanzgefässe nicht riesig sind, müssen Sie vielleicht morgens und abends giessen.
Unterschiedliche Dünger haben eine verschieden lange Wirkungszeit. Bei den meisten sind die Wirkstoffe jetzt aufgebraucht. Sie können mit Flüssigdüngern nachhelfen. Sie sollten einmal wöchentlich düngen. Am besten immer am gleichen Tag, dann geht die wichtige Unterstützung für die Pflanzen nicht vergessen.

Im Gemüsegarten
Auch im Gemüsegarten muss je nach verwendetem Dünger nachgedüngt werden. Für den Garten können Sie selber stickstoffhaltige Brennnesseljauche herstellen.
Füllen Sie einen Plastikeimer dicht mit Brennnesseln. Giessen Sie das Gefäss mit Wasser auf und warten Sie circa zwei Wochen, bis die Gärung ab­­geschlossen ist und die Jauche nicht mehr schäumt. Falls es zu sehr stinkt, streuen Sie etwas Urgesteinsmehl auf die Brühe, das bindet einen Grossteil der Gerüche. Dann mischen Sie einen Liter Jauche mit neun Litern Wasser in einer Spritzkanne. Dieses Giesswasser ergibt einen stärkenden Dünger für alle Pflanzen.

Im Blumengarten
Eine fleischfressende Pflanze zur Zierde im eigenen Garten? Die Wilde Karde (Dipsacus fullonum) machts möglich. In den Blattachseln dieser bis zu zwei Meter hohen Distel sammelt sich Wasser, in dem immer wieder Insekten ertrinken. Kürzlich wurde entdeckt, dass die Distel ohne diese ertrunkenen Insekten nur kümmerlich wächst. Gleichzeitig sind die Blüten eine reiche Nektarquelle für Bienen und Schmetterlinge. Distelfinken lieben die Samen im Winter. Die getrockneten Blütenstände eignen sich für winterliche Blumenarrangements. Ausserdem wird die Wilde Karde von Schnecken gänzlich gemieden.

Gabrielle Hochuli

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