Betreuung von bis zu 300 Tieren pro Jahr

| Mi, 08. Jul. 2020
Von links: Nicole Käsermann, Anna Elisabeth Thierstein und Sandra Schär.

BURGDORF/REGION: Die beiden Haupttätigkeiten des Vereins «Tierschutz Emmental» bestehen in der Betreuung von Tieren in der Auffangstation und der Kastrierung von wilden Katzen. Missstände in der Tierhaltung oder wilde Katzenpopulationen können gemeldet werden. hkb

Die beiden Haupttätigkeitsfelder des Vereins Tierschutz Emmental bestehen in der Betreuung und Neuplatzierung von Tieren, welche kein Zuhause mehr haben, und der Kastration von wilden Katzen. Pro Jahr kümmert sich der Verein um bis zu 300 Tiere. Katzen kommen in die Katzenauffangstation oder in private Pflegeplätze, Hunde in ein Hundeferienheim. Auch für andere Tiere werde eine Betreuung organisiert, erklärte die Präsidentin Anna Elisabeth Thierstein. Viele dieser Schützlinge seien krank oder vernachlässigt, traumatisiert und/oder schlecht sozialisiert. Darum bleiben sie oft längere Zeit in der Obhut des Vereins. Das erzeugt Kosten, welche durch Mitgliederbeiträge, Spenden und Legate gedeckt werden müssen. Der Tierschutz Emmental ist dankbar für diese finanziellen Unterstützungen. Die Vorstandsmitglieder setzen sich in ihrer Freizeit mit viel Herzblut und ohne Lohn für das Wohl der Tiere ein.
Nicole Käsermann verfügt über eine Ausbildung, welche sie zur Führung der Katzenauffangstation befähigt. Sie kümmert sich um Neuplatzierungen der Katzen und berät unter anderem Leute, welche gerne ein Haustier adoptieren möchten. Einzelne seien sich der Verantwortung nur teilweise bewusst. Der finanzielle Aufwand für Futter und Tierarzt sowie viel Zeit und die Bereitschaft, das tierische Familienmitglied während Jahren zu betreuen, seien nicht zu unterschätzen.

Der Tierschutz Emmental wurde 1872 gegründet
In den Anfängen kümmerten sich die Mitglieder des Tierschutzes Emmental vorwiegend um Haustiere, welche vor der Grausamkeit ihrer Besitzer/innen geschützt werden mussten. Auch frei lebende Tiere brauchten Schutz, da deren Lebensraum immer kleiner und gefährlicher wurde. 1947 konnte ein Tierheim eingerichtet werden, in dem neben entlaufenen und herrenlosen Tieren auch Ferientiere ein Plätzchen fanden. Treue Helfer sowie Vertretende aus Behörden und Polizei zählen zu den 410 Mitgliedern des Vereins. Was sich seit der Gründungszeit nicht geändert hat, sind der Einsatz von Freiwilligen und der jährliche Beitrag, der aktuell 45 Franken beträgt. Wichtig sind auch die verschiedenen Tierheime, die sich unter dem Patronat des Tierschutzvereins der herrenlosen oder der entlaufenen Tiere annehmen und Ferienplätze anbieten. Der Grundgedanke – das Wohl des Tieres – gilt heute noch.
Das Wirkungsfeld des Vereins erstreckt sich über das ganze Emmental und umfasst 42 Gemeinden. Der Verein ist Mitglied beim Schweizer Tierschutz (STS) und dem Dachverband Berner Tierschutzorganisationen. Der STS unterstützt den Verein bei Kastrationsaktionen von Bauernhofkatzen finanziell. Dass die Mitgliederbeiträge zur Deckung anfallender Kosten oft nicht ausreichen, verdeutlicht ein Beispiel: Wird eine verwahrloste, halterlose oder wilde Katze aufgegriffen, benötigt sie neben der Kastration auch einen Bluttest, eine Parasitenbehandlung, Impfungen und sie bekommt einen Chip. Für die Kostendeckung einer einzelnen Katze braucht es zehn bis elf Mitgliederbeiträge. Ohne Spenden, Legate und neue Mitgliedschaften könnte der Tierschutz Emmental die finanziellen Auslagen nicht decken.

Tierhaltungskontrollen dienen der Unterstützung des Tierwohls
Wer in seinem Umfeld beobachtet, dass Tiere schlecht behandelt werden oder in misslichen Umständen ihr Dasein fristen, kann sich an den Tierschutz wenden. Darauf wird durch Erwin Dummermuth eine Tierhaltungskontrolle durchgeführt. Die meis­ten Tierhalter/innen seien zu Beginn misstrauisch. Doch sie spüren schnell, dass Tipps und Anregungen zu einer Verbesserung der Situation führen. Da der Tierschutz keine Behörde ist, könnte ihm der Zugang zu einem Stall oder einer Wohnung verwehrt werden. Das geschehe aber äusserst selten, erklärte Sandra Schär. Der Tierschutz Emmental kann keine Tiere beschlagnahmen, leitet aber unbefriedigende Tierhaltungen dem Veterinärdienst zur Abklärung weiter.

Unkontrollierte Vermehrungen von Katzenpopulationen erfordern Katzensanierungen
Der Tierschutz kann um Hilfe angegangen werden, wenn auf Bauernhöfen, in Quartieren oder auf Industriegeländen verwilderte, herrenlose Tiere leben und sich unkontrolliert vermehren. Sandra Schär machte darauf aufmerksam, dass solche Katzen häufiger an Infektionskrankheiten, Seuchen und Parasitosen leiden als ihre zahmen, unter tierärztlicher Betreuung stehenden Artgenossen. Viele von ihnen sterben unter grossem Leiden. Mit dem Ziel, die unkontrollierte Vermehrung einzudämmen und Leid zu verringern, werden die Katzen mittels Katzenfallen gefangen und zum Kastrieren gebracht. Danach bringt man sie an den Ort zurück, wo sie eingefangen wurden, da wilde Katzen nicht weitervermittelt werden können. Katzenbabys verwilderter Katzenmütter sollten im Alter von ungefähr sechs Wochen, also wenn sie selbstständig fressen können, in die Auffangstation gelangen. Sie werden dort sozialisiert, wenn nötig aufgepäppelt und anschliessend weitervermittelt.

Findelkatzen oder Verzichtskatzen brauchen ein neues Zuhause
Findet jemand ein Tier, gilt die gesetzlich verankerte, obligatorische Meldepflicht (ZGB 720a). Ein Anruf bei der schweizerischen (www.stmz.ch) oder der kantonalen (www.bernertierschutz.ch)
Meldestelle hilft dem verlorenen Tier, seine Familie wiederzufinden oder neu platziert zu werden. Auch Katzen, welche aus verschiedenen Gründen nicht bei Tierhaltenden bleiben können, kommen für eine gewisse Zeit in die Auffangstation.

 

Helen Käser

Auskünfte und Tierschutzfälle: Tel. 076 470 75 31 oder info@tierschutz-emmental.ch. Tiervermittlung: tiervermittlung@tierschutz-emmental.ch. Spenden: Postcheck­konto 34-2724-4, Tierschutz Emmental, 3400 Burgdorf, CH97 0900 0000 3400 2724 4, oder Kontakt via Facebook: www.facebook.com/­tierschutz-emmental.

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