Ein liebevoll geschriebenes Kindertheaterstück

  08.07.2020 Aktuell, Utzenstorf, Foto, Region, Kultur, Gesellschaft

Seit der Kindheit ist sie vom Theatervirus befallen und regelmässig auf verschiedensten Bühnen der weiteren Region zu sehen: die Utzenstorferin Rebekka Rohrbach. Doch nicht nur als Spielerin ist sie sehr aktiv, sondern sie übernimmt auch immer wieder Regieassistenzen und Regien. Und neu hat sie sich auf ein weiteres Feld des Theaters gewagt: Sie hat ein Kindertheaterstück geschrieben, das von November 2020 bis Januar 2021 im Käfigturmtheater Bern zu sehen sein wird.

Ein alter Traum
Auf die Frage, wie sie denn dazu komme, selber ein Stück zu schreiben, meint sie, das sei eine längere Geschichte: «Eigentlich wollte ich schon lange einmal ein Theaterstück schreiben.» In ihrem Kopf habe es nur so von Ideen gesprudelt, was man alles schreiben könnte – die Gedanken seien nicht zu bremsen gewesen: «Es waren zu viele Gedanken, sodass ich vor lauter Inspiration nicht wusste, wie ich diese bändigen und zu Papier bringen sollte.» So habe sie das Stücke­schreiben schliesslich sein lassen – und tatsächlich ganz vergessen, bis die Neue Volksbühne Bern (NVB) sie für die Regie des diesjährigen Wintermärchens angefragt habe: «Ich habe vor vier Jahren bei der NVB kurzfristig die Regie beim Wintermärchen übernommen – und offensichtlich waren die Mitglieder der NVB so zufrieden mit meiner Arbeit, dass sie mich anfragten, ob ich dieses Jahr wieder die Regie beim Wintermärchen übernehmen würde.»
Da ihr diese Arbeit sehr gefalle, habe sie zugesagt und sei auf die Suche nach einem geeigneten Stück gegangen: «Dies war aber gar nicht so einfach. Einerseits werden die für Kinder geeigneten bekannten Grimm-Märchen im Berner Theater National gespielt, andererseits möchte ich kein Stück auf die Bühne bringen, das im Käfigturm schon einmal gespielt worden ist.» Nach dem Lesen etlicher Stücke, die ihr allesamt aus verschiedensten Gründen nicht passten, habe sie irgendwann halb im Scherz zu ihrem Ehemann Max gesagt, sie finde kein gutes Stück, sie schreibe wohl am besten selber eines: «Er hat mich einfach angeschaut und gesagt: ‹Tolle Idee, mach das!› Und so habe ich mit Schreiben angefangen  und Max hat mich unterstützt und mir den Rücken freigehalten, damit ich Zeit zum Schreiben hatte …»

Ein Märchen – aber nicht klassisch
Zuerst habe sie ein Grundgerüst der Geschichte erstellt, berichtet Rebekka Rohrbach: «Das ging ziemlich schnell, weil ich genau wusste, was ich in der Geschichte haben wollte und was nicht.» So sei ihr von Beginn weg klar gewesen, dass sie keine klassische Konstellation mit Prinzessin, die vom Prinzen gerettet und geheiratet wird, und auch keine wirklich bösen Figuren wie Hexen, Gnome oder Räuber in ihrer Geschichte haben wollte: «In der Tradition der NVB warten die Figuren des Wintermärchens vor der Türe auf die Kinder, um sich von ihnen zu verabschieden – und da dürfen auch die kleinen Kinder keine Angst haben.»
So sei schliesslich die Geschichte von Prinzessin Sophie entstanden, deren Vater griesgrämig ist, weil er seit Langem von Alpträumen geplagt wird und daher nicht mehr richtig schlafen kann. Hinter der Misere stecken die drei Trolle Muderi, Plouderi und Chouderi – beziehungsweise vor allem letzterer, der nur gutgelaunt ist, wenn die anderen mürrisch sind und miteinander streiten. Wie es Prinzessin Sophie gelingt, dass ihr Vater wieder schlafen und lachen kann, sei an dieser Stelle nicht verraten – nur dass Jägermeister Pulver, der keiner Fliege was zuleide tun kann, Hofdame Stäubli und Koch Mürgu, deren Namen Programm sind, und die Feen Hortensia, Primula, Viola und Lavendula kräftig mitmischen – und dass zwei Bücher eine wichtige Rolle spielen.

Liebevoll und detailreich gezeichnete Figuren
«Mir war beim Schreiben wichtig, dass jede Rolle ihre ganz eigenen Charakterzüge und Besonderheiten hat», erklärt Rebekka Rohrbach. «So hat Troll Muderi dauernd irgendwelche ‹Brästen› – aber wenn er seine Angebetete Lavendula sieht, ist er plötzlich putzmunter und strotzt vor Tatendrang. Aber natürlich darf Muderi nicht zugeben, dass er unsterblich in Lavendula verliebt ist, weil ja Trolle keine Feen lieben dürfen …» Oder Jägermeister Pulver, der gerne von seinen Heldentaten auf der Bärenjagd erzählt – aber in Wirklichkeit furchtbare Angst vor jedem Tier hat, das grösser als ein Huhn ist. Oder – aber mehr sei hier nicht verraten …
Besonders spannend an Rebekka Rohrbachs Figuren ist, dass nur diejenigen die Trolle und Feen sehen können, die noch Fantasie haben – sowohl der König wie auch der Koch Mürgu sehen die Fantasiewesen nicht, obwohl sie deren Handeln durchaus zu spüren bekommen. «Für mich war wichtig, dass die Kinder im Theater eine logische Erklärung bekommen, warum sie die Trolle und Feen sehen und die Figuren auf der Bühne zum Teil nicht», meint die theaterbegeisterte Utzenstorferin dazu. «Für mich muss auch in einem Kindertheaterstück alles stimmig sein, denn Kinder haben ein untrügliches Gespür für Dinge, die nicht logisch sind – auch wenn ihnen dies nicht immer zugetraut wird.»
Der Literaturausschuss der NVB war auf jeden Fall begeistert von «Prinzessin Sophie’s Märchenwelt» und hat der Utzenstorfer Regisseurin grünes Licht gegeben. Im August werden nun die Proben beginnen – und am
29. November 2020 wird das Erstlingswerk von Rebekka Rohrbach im Käfigturmtheater Bern Premiere feiern…

 

Andrea Flückiger


Weitere Informationen unter www.nvbtheater.ch.


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