Neue Kampfflugzeuge für die Schweiz?

  02.09.2020 Aktuell, Politik, Wirtschaft, Foto, Region, Burgdorf, Kultur

Braucht die Schweiz neue Kampfflugzeuge? Diese Frage wurde am öffentlichen Vortrag, welcher die Offiziersgesellschaft Burgdorf organisiert hat, ausführlich und kompetent beantwortet. Als Referenten konnten Thierry Burkart, Ständerat und Co-Präsident «Ja zur Beschaffung neuer Kampfflugzeuge», und Oberst im Generalstab Peter Merz, Projektleiter NKF Luftwaffe, gewonnen werden. Thierry Burkart ist seit 2015 im Ständerat, Peter Merz ist aktiver F/A-18-Pilot und wird per 1. Juli 2021 Chef der Luftwaffe.
Normalerweise ist die Luftwaffe vor allem als Luftpolizei im Einsatz. Bei Konferenzen oder in Krisensituationen muss die Luftwaffe die Schweiz vor Angriffen schützen. Gibt es noch Krisensituationen? In naher Vergangenheit fanden drei bis vier Flugstunden entfernt Kriege im Kosovo, Irak, Georgien, Lybien und Syrien statt. Cyberangriffe sind jederzeit möglich und es kommen immer mehr Bedrohungen (wie Pandemien) dazu.
Die Schweiz hat völkerrechtlich die Aufgabe, neutral zu bleiben. Dadurch muss der eigene Luftraum selber bewacht werden, sonst übernimmt ein anderes Land den Luftraum und man kann nicht mehr neutral sein. Am Boden sorgen Behörden, Polizei, Feuerwehr und die Armee  für Sicherheit. In der Luft sorgt nur die Luftwaffe für die Sicherheit der Milizbehörden. Wenn die Luftwaffe nicht mehr einsatzfähig ist, kann die Sicherheit nicht mehr vollumfänglich garantiert werden.
Die Schweiz verfügt aktuell über zwei Flugzeugtypen. Der F-5 Tiger steht seit 40 Jahren im Einsatz, die F/A-18 20 Jahre. Es sind Oldtimer und nicht mehr voll einsatzfähig. Die Tiger sind nicht mehr bewaffnet und nur noch im Einsatz, um die F/A-18 zu schonen und zu trainieren. Das Kampfflugzeug F/A-18 müsste eigentlich im 2025 aus dem Verkehr gezogen werden. Unterhalt und Reparaturen werden aufwendiger und teurer. Nach 2030 wären wir das einzige Land mit diesem Flugzeug und  Ersatzteile müssten beispielsweise extra hergestellt werden.
Das Parlament hat vor diesen Hintergründen vor drei Jahren den Planungsbeschluss für den Ersatz der Kampfflugzeuge gefasst. Ein Planungsbeschluss deshalb, damit ein Referendum ergriffen werden kann – was auch gemacht wurde. Die Bevölkerung stimmt am 27. September 2020 über den Grundsatz zur Beschaffung neuer Kampfflugzeuge ab. Wieso stimmen wir nicht über Flugzeugtypen ab? Die Parlamentarier sind der Meinung, dass seine Mitglieder, aber auch die Bevölkerung nicht in der Lage sind, das geeignetste Flugzeug auszuwählen. Das überlässt man den Experten.
Welcher Flieger soll es denn sein? Grundsätzlich gibt es nicht mehr viele Flugzeuge, welche zur Auswahl stehen. Vier Anbieter aus Europa und Amerika haben Offerten eingereicht. Diese vier Flugzeuge wurden letztes Jahr auf Herz und Nieren geprüft und in der Schweiz wie auch beim Hersteller getestet. Ziel ist es, die Flugzeuge möglichst original ohne Schweizer Extras zu kaufen, um die Kosten tief zu halten. Die Kosten der Präsentationen wurden übrigens von den jeweiligen Ländern/Anbietern getragen. Die Aussage «Dann können die Amerikaner unsere Flieger abstellen» ist technisch nicht haltbar. Die Flieger sind autonom. Einzig für GPS oder andere Kommunikationsprogramme kauft man beim Hersteller(land) Lizenzen. Der Hersteller kann einzig dieses Programm abstellen, was auf die Flugtüchtigkeit des Fliegers jedoch keinen grossen Einfluss hat.

Alexandra Weber

Weitere Infos findet man auf der Website www.vbs.ch/air2030.


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