SwissSkills-Gold für Milena Schöni

  22.09.2020 Aktuell, Bildung, Foto, Kultur, Gesellschaft, Bildung / Schule

Auch dieses Jahr traten in der Schweiz die besten Lehrabgängerinnen und Lehrabgänger des vorherigen Jahres gegeneinander an, um sich in ihren jeweiligen Berufen zu messen und herauszufinden, wer an der Spitze der jungen Berufsfachleute steht. Diese Idee ist auch keinesfalls neu: Bereits 1950 fanden die ersten internationalen Berufsmeisterschaften statt, die Schweiz nahm erstmals 1953 mit einer kleinen Delegation von vier Kandidaten an diesen sogenannten internationalen Berufswettbewerben (IBW) teil. Nachdem diese Meisterschaften auch mehrmals in der Schweiz durchgeführt wurden (1968 als internationale Berufswettbewerbe in Bern und 1997 sowie 2003 als WorldSkills in St. Gallen) fand 2014 erstmals eine zentrale Berufsschweizermeisterschaft in Bern statt. 2018 folgten die zweiten zentralen SwissSkills: 75 Berufe kämpften um Medaillen, weitere 60 Lehrberufe wurden in Form von Demonstrationen präsentiert und gewährten einen Einblick in ihren Arbeitsalltag; besonders für junge Menschen, die vor der Qual der Berufswahl stehen, eine ideale Gelegenheit, um sich über verschiedene Möglichkeiten zu informieren. 2018 nutzten dies über 120 000 Besucherinnen und Besucher und schauten den jungen Berufsleuten in der BERNEXPO bei ihrer Arbeit zu. Knapp die Hälfte der Besucher machten dabei Schulklassen aus.
Eigentlich hätte dieser Grossevent auch 2020 in Bern stattfinden sollen, doch musste er aufgrund der Coronakrise auf das Jahr 2022 verschoben werden. Als Ersatz werden die nun dezentral durchgeführten SwissSkills Championships 2020 abgehalten, welche je nach Beruf zwischen September und November 2020 stattfinden werden.

Erster Sieg für Fachfrauen Haus­wirtschaft
Auch das Emmental darf sich 2020 wieder über Medaillen freuen. So konnte Milena Schöni aus Aefligen eine Goldmedaille nach Hause bringen und dabei sogar «Geschichte» schreiben. In ihrer Kategorie «Hotellerie / Hauswirtschaft» haben in den vorherigen Ausgaben der SwissSkills stets die Hotellerieangestellten dominiert. Nun landete mit Milena Schöni erstmals eine Fachfrau Hauswirtschaft EFZ ganz oben auf dem Podest. Doch dahinter steckt nicht nur eine Leidenschaft für den Beruf, sondern auch sehr viel Fleiss und gute Vorbereitung.

Die richtige Lehrstelle
Lange habe sie gar nicht gewusst, was sie nach der Sekundarschule machen solle, wie die 20-Jährige der «D’REGION» erzählt. Erst durch den Tipp einer Bekannten hat sie in zwei Altersheimen eine Schnupperlehre durchgeführt und ist sofort auf den Geschmack gekommen. Eines dieser beiden Altersheime, das Alters- und Pflegeheim Landblick in Grosshöchstetten, bot ihr auch direkt eine Lehrstelle an. Und diese Lehre scheint auch gefruchtet zu haben, 2019 schloss Milena Schöni mit der Note 5,4 als Kantonsbeste ab.

Vorbereitung seit Juni
Die Berufsmeisterschaften hat sie auch davor schon immer mitverfolgt, wie die Hauswirtschafterin erzählt, doch gezielt darauf hingearbeitet habe sie nicht und sich stattdessen voll auf die Ausbildung konzentriert. Schlussendlich hat sie sich dann für die Swiss­Skills beworben und wurde zusammen mit acht weiteren Teilnehmerinnen angenommen. Und auch bei der Vorbereitung auf die SwissSkills Championships 2020 hat Milena Schöni alles gegeben: «Seit dem Kick-off-Event im Juni habe ich nonstop daran gearbeitet, oft auch am Abend nach der Arbeit. Ich habe zwar sehr gute Unterstützung durch meinen Arbeitgeber erhalten, aber auch viel auf mich selbst genommen. Es war wirklich spannend und ich habe in dieser Zeit viel gelernt, da ich Themen viel fokussierter anschauen konnte.»

Ein Wettkampf mit Überraschungen
Im Wettkampf «Hotellerie / Hauswirtschaft», welcher vom 11. bis 13. September 2020 in Weggis stattfand, erwartete die Fachfrauen Hauswirtschaft EFZ und Hotelfachfrauen EFT auch einige Überraschungen. «Im Juni haben wir die Aufgaben erhalten, doch konnte sich daran noch bis zu 30 Prozent ändern», wie Milena Schöni erzählt. Eine der Aufgaben bestand etwa darin, ein Gästezimmer komplett einzurichten. Milena Schöni hat sich dabei an einem «Naturerlebnis» orientiert: Mit einer Holzwand, passenden Bildern und Bettwäsche richtete sie das Zimmer so schön ein, dass sie sich damit den Publikumspreis sicherte. Beim Zubereiten eines Birchermüeslis wartete dann eine der Überraschungsaufgaben: Die Finalistinnen mussten die beiden Cocktails Cuba Libre und Screwdriver mischen, ganz ohne Rezept oder Anleitung. «Das habe ich wirklich nicht erwartet», lacht Milena Schöni. «Ich habe aus Versehen die Drinks verwechselt und Rum mit Orangensaft sowie Wodka mit Cola gemischt statt umgekehrt. Aber da ging es uns allen ähnlich.»
Die grösste Überraschung war aber eine andere: An der Rezeption wollte plötzlich ein Gast auf Englisch bedient werden. Hier musste die 20-Jährige improvisieren: «Im Altersheim benutze ich kein Englisch und in meiner Ausbildung zur Fachfrau Hauswirtschaft lernen wir das auch nicht. Irgendwie konnte ich mich dann aber schon verständigen.» Ihre Vorbereitung und konstant gute Leistung bei den Wettkämpfen brachten Milena Schöni schliesslich ganz an die Spitze. Als sie am Sonntagabend, 13. September 2020, siegreich ins Alters- und Pflegeheim Landblick zurückkehrte, überraschte sie dort das Heimteam mit einem herzlichen Empfang und gratulierte zur hervorragenden Leistung. An den WorldSkills 2021 in Shanghai kann die Aefligerin leider nicht teilnehmen – ihre Kategorie «Hotellerie / Hauswirtschaft» ist dort nicht vertreten.

David Kocher


Image Title

1/10


Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote