Die geschichtsträchtige Dammstrasse 62

  06.10.2020 Aktuell, Wirtschaft, Foto, Region, Burgdorf, Kultur, Gesellschaft

Die Familie Feraudi-Denier ist dankbar, in einem so geschichtsträchtigen Haus wie jenem an der Dammstrasse 62 zu leben und zu arbeiten. In das denkmalgeschützte Fachwerkhaus, nur wenige Minuten vom Bahnhof Burgdorf entfernt, ist das Ehepaar Feraudi-Denier mit seinen Kindern 2015 eingezogen und führt heute dort die Kulturwerkstatt Papier, ein Familienbetrieb, in welchem farbenfrohe und nachhaltige Kartonagen und spannende Buchbinder-Workshops angeboten werden. Dem Ehepaar wurde dabei schnell klar, dass sich immer noch viele Burgdorferinnen und Burgdorfer an die bewegte Geschichte des Gebäudes erinnern.
Bereits die Familie Marthaler führte vor vielen Jahrzehnten einen Familienbetrieb an der gleichen Adresse: die blühende Metzgerei Marthaler. Durch gute Kontakte mit der Familie Mar­thaler, welche bis vor Kurzem weiterhin Vermieterin des Fachwerkhauses war, sind Benedicta Feraudi spannende Bilder aus der Vergangenheit in die Hände gekommen. Besonders auffällig: Vor der Tür, welche früher der Eingang zur Küche für Pensionäre war und heute die Kulturwerkstatt Papier beheimatet, hatten sowohl Familie Marthaler wie auch Familie Feraudi-Denier tolle Bilder mit der Familie gemacht. Um diese schöne Erinnerung zu teilen, machte Benedicta Feraudi die Bilder auf der Facebook-Seite der Kulturwerkstatt (cartaperbene) zugänglich und tatsächlich meldeten sich mehrere Burgdorferin­nen und Burgdorfer, welchen die alte Metzgerei Marthaler noch gut in Erinnerung geblieben ist.
«Und immer gab es für uns Kinder ein Stück Wurst», erinnert sich etwa ein Burgdorfer an die Zeit zurück. Einer anderen Nutzerin mit Nachnamen Marthaler fällt auf, dass sie, als sie in der Kulturwerkstatt Papier einen «tollen Kurs» besucht hatte, ja sozusagen direkt auch bei ihren Verwandten war und für einen Nachbarn war es ein «allwöchentliches Highlight», wenn immer montags die frisch geschlachteten Tiere in das Haus getragen wurden.

Die Geschichte des Fachwerkhauses
Gebaut wurde das Haus 1906 und beheimatete bis 1954 ebenfalls eine Metzgerei der Familie Lerch. Von 1954 bis 1983 führte die Familie Marthaler ihre immer noch bekannte Metzgerei Marthaler. Danach war bis circa 1996 die Metzgerei Rothen ansässig. Später gingen die Räumlichkeiten durch verschiedene Hände, so gab es etwa einen Computerladen und zwei Naturheilpraxen; die Naturheilpraxis Eggler ist immer noch im alten Verkaufsraum der Metzgerei zu finden. Mitte August 2019 konnte die Familie Feraudi-Denier schliesslich das schöne Fachwerkhaus von der Familie Marthaler übernehmen, startete im Herbst 2019 (in Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz) Renovierungsarbeiten an der Aussenfassade und baute die Parkplätze zu ihrer vorherigen Funktion als Gärten zurück. «Mich beeindruckt, dass in diesem Haus schon immer mit Händen gearbeitet wurde», freut sich Benedicta Feraudi. «Heute wird zwar nicht mehr Wurst gemacht, aber auch wir führen die Tradition mit unserem Handwerk weiter und geniessen die schöne Atmosphäre des Hauses.» Kundinnen und Kunden erinnern sich an die blühende Vergangenheit des Hauses, auch wenn diese zum Teil Jahrzehnte zurückliegt, wie Benedicta Feraudi erzählt. «Viele freuen sich, dass wieder Leben im Haus herrscht.»

David Kocher

www.kulturwerkstattpapier.com
www.christine-eggler.ch


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