Kontroverse um geplanten Kindergartenmodulbau

  21.10.2020 Aktuell, Kirchberg, Kultur, Wirtschaft, Bildung / Schule, Gesellschaft, Politik

In Kirchberg entstehen neue Wohnquartiere und in bestehenden Einfamilienhausquartieren wird ein Generationenwechsel vollzogen. Diese Entwicklung führt zu einer Zunahme der Einwohner; vor allem der Schülerinnen und Schüler. Dies führt zu Problemen bei der Schulraumplanung. Einerseits schreibt der Kanton vor, wie viel Schulraum pro Kind zur Verfügung stehen muss, andererseits bestimmt er auch über die Eröffnung und Schliessung von Klassen. Deshalb hat die Gemeinde Kirchberg die langfristige Schulraumplanung «Campus25+» aufgegleist. Diese sieht vor, vom Kindergarten bis zur Oberstufe alles im Zentrum von Kirchberg unterzubringen.
Aktuell zeigt sich nun, dass in den Quartieren «Rötimatte» und «Hell­acher» ab Sommer 2021 eine zusätzliche Kindergartenklasse eröffnet werden muss. Gemäss Daten der Einwohnerkontrolle und Analyse der Schulleitung Kirchberg wohnen dort in den nächsten fünf Jahren die meisten Kinder im Kindergartenalter. Die Gemeinde ist Besitzerin einer Parzelle in der Rötimatte, auf welcher sich seit Jahren ein Spielplatz befindet. Diese Parzelle bietet sich an, um temporär einen Kindergarten als Modulbau, welcher mobil einsetzbar ist, zu errichten. Mit diesem Modulbau könnte die Zeit bis  zu «Campus25+» überbrückt werden. Diese Pläne haben nach Bekanntgabe für einige Diskussionen zwischen der Bevölkerung und dem Gemeinderat geführt. Die Gemeinde lud daher am 15. Oktober 2020 zu einer Infoveranstaltung, um die kurzfristige Schulraumplanung zu präsentieren.
Die Gemeindepräsidentin Marianne Nyffenegger konnte circa 60 Einwohner/innen im Saalbau begrüssen und freute sich, über die Fakten zu informieren. Die zuständige Gemeinderätin Vanessa Aeberhardt stellte die Ausgangslage vor und erklärte, wieso der Standort Rötimatte gewählt wurde. Die Kinder aus dem betroffenen Gebiet sollen den Schulweg zu Fuss bewältigen können und dadurch auch den Schülertransportdienst entlasten. Der Modulbau soll als Satellit eingesetzt werden, sprich er kann nach Inbetriebnahme von «Campus25+» verkauft oder an einem anderen Standort innerhalb der Gemeinde weitergenutzt werden. Der Architekt Gregor Frutiger stellte den Modulbau vor. Dieser soll ebenerdig und rollstuhlgängig sein und innerhalb der bestehenden Bäume und Hecken erstellt werden. Die Grösse des Innen- und Aussenbereichs entspricht den kantonalen Vorgaben und Richtlinien. Neben dem Gebäude soll weiterhin eine freie Fläche für die Allgemeinheit zur Verfügung stehen.
Nach der Präsentation der Ausgangslage und Fakten wurde die Diskussion eröffnet. Schnell zeigte sich, dass den Anwohnern das fehlende Verkehrskonzept (Mehrverkehr durch Elterntaxis) sauer aufstösst. Zusätzlich sind viele der Meinung, dass die zurzeit rege als Spiel- und Begegnungsplatz genutzte Fläche nach dem Kindergartenbau zu klein ist. Auch stellt sich die Frage, ob Kindergarten und Spielplatz-Betrieb nebeneinander möglich sind. Einige Anwohner haben Angst, dass sich das Provisorium als «definitiv» herausstellen könnte und daher zu wenig Aufenthaltsraum für das Quartier (gemäss Berner Baugesetz Art. 15) zur Verfügung stehen wird. Die Kosten von rund 620 000.00 Franken werden für ein Provisorium für fünf Jahre ebenfalls als zu hoch eingeschätzt.  Die Gemeinde habe erst vor Kurzem Liegenschaften im Zentrum erworben. Wieso diese nicht genutzt oder vermietet werden, wurde gefragt. Diese seien im Projekt «Campus25+» integriert und würden diese Planung behindern, meinten die Verantwortlichen. Im Gegenzug erzählte eine Mutter von ihren Kindern im Kindergartenalter, welche täglich zwei Mal (teilweise vier Mal) eine halbe Stunde Fussweg zum Schulbus auf sich nehmen müssen. Mit dem neuen Kindergarten in der Nähe würden ihre Kinder wie auch sie selbst wieder etwas mehr Freizeit erhalten. Marianne Nyffenegger, Vanessa Aeberhardt und Architekt Gregor Frutiger nahmen die Voten und Anmerkungen ernst und beantworteten diese individuell. Trotz vieler Emotionen verlief die Veranstaltung sachlich. Das letzte Wort hat die Gemeindeversammlung am 14. Dezember 2020. Dort wird die Kreditgenehmigung vors Volk gebracht. Bei einem Ja wird das Baubewilligungsverfahren durchgeführt und der sportliche Terminplan sieht anschliessend den Bezug des neuen Standortes im Juli 2021 vor.


Alexandra Weber


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