Schöne Feier zum 300-Jahr-Jubiläum
06.10.2020 Aktuell, Jegenstorf, Foto, Region, Kultur, GesellschaftAm Sonntag, 4. Oktober 2020, am fünften Schlössertag, öffneten 25 Schweizer Schlösser ihre Türen für das Publikum. Museumsleiterin Murielle Schlup vom Barockschloss Jegenstorf und ein ansehnliches Team haben die Gelegenheit nicht verpasst und für die zahlreichen Besucher/innen und Familien einen kurzweiligen Schlossrundgang inszeniert. Neben der freien Besichtigung von Schätzen und Trouvaillen im Schloss war auch ein Such-Entdeckungspfad durch die Etagen zu erkunden. Im frisch restaurierten Schlosspark rannten beim ausgesteckten Orientierungslauf Jung und Alt um die Wette. Kleine Konzerte in barocker Räumlichkeit erfreuten die Museumsbesucher und die Kleinsten warteten geduldig, bis ihre Gesichter kunstvoll geschminkt wurden oder sie stapften viele Treppenstufen in den Turm hinauf zum «Louis Toujours», dem Bastelspass für Kinder. Im Schlosscafé genoss man die wunderbaren Kuchen, Torten und Suppen und an der Imbiss-Bar im Park wurden Raclettebrot und Wurst genüsslich vertilgt. Dieser lockere und unterhaltsame Aufenthalt im Schloss Jegenstorf macht Lust auf weitere Besuche! Das Schlossmuseum ist dieses Jahr noch bis am 18. Oktober 2020 geöffnet.
Seit 300 Jahren steht das Schloss nun äusserlich fast unverändert im schönen Schlosspark. Der ursprüngliche Bergfried (Wehrturm) wurde 1720 mit geschicktem Um- und Anbau im barocken Stil in das heutige Schloss integriert. Die vorangegangene Entstehungsgeschichte dieses Bauwerks ist nicht nur für Historiker interessant, sondern kann auch allgemein viele Zusammenhänge zur Entwicklung der heutigen Gesellschaft erklären. Mit dem Umbau zum repräsentativen barocken Schloss nach Auftrag von Albrecht Friedrich von Erlach (1696 –1788) entstand auch die grosszügige Parkanlage zum Spazieren und Verweilen. Das Schicksal des Schlosses bis zum heutigen Tag ist eine weitere höchst interessante Geschichte, deren Aufzeichnungen in entsprechender Fachliteratur nachzulesen sind. Das Schloss wurde als Nachlass des verarmten letzten Besitzers Arthur von Stürler 1936 konkursamtlich versteigert und vom vorgängig gegründeten «Verein zur Erhaltung des Schlosses Jegenstorf» in leerem Zustand erworben. Während dem Aufbau eines Schlossmuseums erfuhr das ehrwürdige Gebäude zwischenzeitlich eine besondere Bedeutung. 1944 verlegte General Guisan seinen Kommandoposten ins Schloss Jegenstorf und lenkte von dort aus die Schweizer Armee während des Zweiten Weltkrieges. Für ältere Einwohner von Jegenstorf ein unvergessliches Erlebnis war 1954 der Besuch des äthiopischen Kaisers Haile Selassie im Schloss. Seit 1955 ist das Schloss samt Park, Nebengebäuden, Sammlungen und Museum im Besitz der Stiftung Schloss Jegenstorf. Die Stiftung bezweckt, die gesamte Schlossanlage dem Kanton Bern und seiner Bevölkerung als geschichtliches Denkmal zu erhalten. Neben dem Museum sind Veranstaltungen, Ausstellungen und weitere Angebote ein starker Magnet für ein breites Zielpublikum.
Henry Oehrli