Geschäftsübergabe der Käserei Vorderrinderbach

  14.01.2021 Aktuell, Foto, Wirtschaft, Gesellschaft, Rüegsbach

Sie bedankten sich bei der Kundschaft für die Treue und für interessante und schöne Begegnungen. Nun haben sie ihr Geschäft in junge Hände über­geben. Seit Anfang 2021 führen
Benjamin Fankhauser und seine Ehefrau Vanessa zusammen die Käseproduk­tion sowie das Käsefachgeschäft.

Die Käserei Vorderrinderbach blickt auf eine lange Geschichte zurück
Nach der Gründung der ersten Tal­käserei in Kiesen im Jahr 1815 beschlossen innovative Bauern, auch im Rinderbach die Käseproduktion zu professionalisieren. Im Dezember 1839 besiegelten 15 Mitglieder die Gründung der «Sennerei im Vorderrinderbach». Seither führten verschiedene Käser den Betrieb, seit 1947 immer ein Fankhauser: zuerst Chris­tian, ab 1981 sein Sohn Alfred und nun seit Anfang 2021 sein Enkel Benjamin in dritter Generation.
Im Laufe der Jahrzehnte hat sich viel verändert. Vor 40 Jahren wurden im Emmental noch 12 000 Tonnen Emmentaler produziert, heute sind es nur noch rund 3000 Tonnen. Das hatte zahlreiche Schliessungen von Käsereien zur Folge. Alfred Fankhauser hat als ehemaliger Emmentaler Fabrikant an die zehn verschiedene Sorten Halbhartkäse produziert. Sein bekanntester ist wohl der «Hagu Hans». Dieser aromatische Halbhartkäse wird nach einem uralten Rezept mit moderner Technik und dem heutigen Wissensstand aus silofreier Rohmilch hergestellt. Seine vielseitige Verwendungsmöglichkeit macht ihn zum Favoriten unter den Käsesorten. Sein Name stammt aus dem Roman «Uli der Pächter» vom Emmentaler Schriftsteller Jeremias Gotthelf.
Die Käserei Vorderrinderbach verarbeitet silofreie Milch aus sechs Landwirtschaftsbetrieben der Bergzone zu Emmentaler AOP und weiteren Köstlichkeiten wie Joghurt, Butter, Rahm und Ziger. Der Käse wird mit Rohmilch hergestellt, die fertigen Käselaibe werden vor Ort eingekellert und bis zur Handelsreife durch die Familie Fankhauser gepflegt. Dass die Milch frisch und vor Ort zu Käse verarbeitet wird, passt zu einem klimaschonenden Verhalten: keine weiten Transportwege und eine geringe chemische und maschinelle Belastung.

Ein Rückblick
Annerös Fankhauser bezeichnet ihre Arbeit im Käsefachgeschäft als Seelenbalsam. Gemeinsam haben sie und ihr Mann Alfred die Idee, einen Laden einzurichten, in die Tat umgesetzt. Leute jeder Generation kaufen seither hier ein, treffen sich für einen Schwatz und schätzen dabei das offene Ohr von Annerös Frankhauser. Hier stehen neben einer grossen Auswahl an Käsespezialitäten auch regionale Produkte zum Verkauf, wie beispielsweise ein feines Züpfenmehl der nahen Mühle Kleeb, Meringue aus Biglen, Bracher’s Sirupe und Konfitüren aus Dürrenroth und Fleischprodukte aus den Metzgereien Flückiger und Gygax. Das Standbein des Ladens ist die hausgemachte Hagu- Hans-Fonduemischung. Bestellungen von Käseplatten oder Apéros werden nach Wünschen der Kundschaft zusammengestellt. Der Fantasie seien keine Grenzen gesetzt, meinte Alfred Fankhauser. Sie hätten während ihrer Geschäftstätigkeit zahlreiche einmalige Events erlebt. Bei einer Aktionärsversammlung bereiteten sie zusammen mit einem Catering-Unternehmen Fondue für 300 Personen zu. In acht grossen Pfannen wurde das Fondue sorgfältig hergerichtet und dann in 75 Caquelons auf den Tischen serviert. Ein anderer Auftrag bestand darin, im Piemont einen 100 Kilogramm schweren Emmentaler AOP vor Publikum von Hand in 500 Gramm schwere Portionen zu schneiden und zu verpacken, um diese an die Geschäftskunden des italienischen Initianten zu verteilen. Solche Spezialaufträge oder die Möglichkeit, gelegentlich mal in die Ferien zu fahren, waren nur dank der treuen, langjährigen Mitarbeit von Niklaus Fankhauser möglich.

Ein Ausblick
Fankhausers Junior und seine Ehefrau werden die aktuellen Produkte weiterführen. Natürlich haben sie auch eigene Ideen, doch diese müssen reifen wie der Käse in ihrem Keller. Sie wollen präsenter werden auf den Plattformen der sozialen Medien wie Facebook, um ihre Produkte auch ausserhalb des Emmentals bekannter zu machen, und online Bestellungen fördern.
Benjamin Fankhauser arbeitet seit zwei Monaten im Betrieb. So ist eine reibungslose Geschäftsübergabe garantiert. Sein Vater wird ihn als Teilzeitangestellter vor allem in der Käsepflege unterstützen. Vanessa Fankhauser arbeitet seit zwei Jahren im Käsefachgeschäft mit und schätzt es, dass ihre Schwiegermutter nach der Geschäftsübergabe weiter hier tätig sein wird. So bleibt dem jungen Paar genügend Zeit für ihre beiden Kinder, die vierte Generation.

Helen Käser


Das Käsefachgeschäft öffnet mit leicht angepassten Zeiten von Dienstag bis Freitag, 9.00 bis 12.00 Uhr und 14.00 bis 18.30 Uhr, am Samstag, 9.00 bis 12.00 Uhr und 14.00 bis 17.00 Uhr. Am Montag, an Sonn- und Feiertagen bleibt es geschlossen.
www.kaese-vorderrinderbach.ch


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