Eine Petition für den Erhalt der Stuker-Linde beim alten Schulhaus

| Mi, 24. Feb. 2021
Die Stuker-Linde beim alten Schulhaus in Grünenmatt.

GRÜNENMATT: Gegen die Absicht, die geschichtsträchtige Linde zu fällen, regt sich Widerstand. red

Nach Ansicht der Tiefbaukommission der Gemeinde Lützelflüh soll die mächtige, über 150-jährige Linde neben dem alten Schulhaus in Grünenmatt in Kürze gefällt werden. Gepflanzt wurde sie vom Schulmeister Johannes Stuker (1819 –1901), einem Freund des Pfarrers und Schriftstellers Albert Bitzius, als nach 17 Ehejahren mit Verena Stuker-Iseli endlich der langersehnte Kinderwunsch in Erfüllung ging und der Knabe Robert am 18. Februar 1863 das Licht der Welt erblickte. Robert Stuker führte – wie die Zeitung «D’REGION» in einem historischen Porträt in der Ausgabe vom 2. Februar 2021 aufzeigte – ein bewegtes Leben: Er avancierte zum Prinzenerzieher am griechischen Königshof und pflegte bis zu seinem Tod im Jahr 1940 enge und freundschaftliche Kontakte zu mächtigen Herrschern und einflussreichen Regenten. Gegen den Plan der Tiefbaukommission, die geschichtsträchtige Linde zu fällen, die sich auf gemeindeeigenem Boden befindet, formt sich in Lützelflüh nun Widerstand.
Alt-Gemeinderatspräsidentin Marianne Flückiger regte nach der Lektüre des «D’REGION»-Artikels in einer Mail an die Gemeindebehörden an, bei der Stuker-Linde sowie bei der nach Ende des Ersten Weltkriegs gepflanzten Friedenslinde, die in unmittelbarer Nähe beim neuen Schulhaus Grünenmatt steht, Erinnerungstafeln anzubringen, um die historische Bedeutung der beiden Bäume aufzuzeigen. «Meine Freude über unsere lebendigen Denkmäler schlug in Betroffenheit um, als ich orientiert wurde, dass die Linde aus dem Jahr 1863 nach dem Willen der Tiefbaukommission in der nächsten Zeit verschwinden wird», erklärt Flückiger, die sich in verschiedenen kulturellen Vereinen der Gemeinde Lützelflüh engagiert.
Gemeinderat Beat Zaugg (SVP), Ressort Tiefbau, bestätigt gegenüber der Zeitung «D’REGION», dass der Baum in Zusammenhang mit der Sanierung der Zufahrt «Stühligen» und der Installation einer neuen Entwässerungsleitung gefällt werden soll: «Die Linde wächst immer weiter in den Weg hinein und erschwert zunehmend die Durchfahrt. Der neue Strassenbelag nähme innerhalb kürzester Zeit Schaden durch das Wurzelwachstum. Zugleich befindet sich das Wurzelwerk genau dort, wo die Entwässerungsleitung erstellt wird. Der Baum, der zudem sehr nahe beim alten Schulhaus steht, wird also durch die geplanten Bauarbeiten zwangsläufig verletzt.» Anstelle der alten Linde soll – etwas versetzt und in grösserem Abstand zum Gebäude – ein neuer Baum, eventuell ein Feldahorn, gepflanzt werden. Der Erhalt der Stuker-Linde wäre gemäss Zaugg mit einem enormen Aufwand – und damit auch mit zusätzlichen Kosten – verbunden. Die Strasse müsste verlegt und eine neue Linienführung gewählt werden. Zusätzliche Massnahmen zur Hangsicherung würden notwendig und das Problem, dass sich die Stuker-­Linde so nahe beim Gebäude befindet, bliebe ungelöst.
Marianne Flückiger kann die Argumentation der Tiefbaukommission durchaus nachvollziehen. «Der rationellste und schnellste Weg ist sicherlich das Fällen des Baumes, der die Ausführung der notwendigen Arbeiten erschwert. Es gibt aber auch eine andere Sichtweise. Für mich ist die Stuker-Linde keineswegs ein Störfaktor, sondern vielmehr ein bedeutendes Zeugnis unserer geschichtsträchtigen Vergangenheit. Wird sie abgeholzt, geht ein Stück Kultur für immer verloren. Die Linde hat also einen nicht zu unterschätzenden symbolischen Wert. Es gilt somit sorgfältig abzuwägen, welche Prioritäten gesetzt werden.»
Um ihre Ansicht und Position im Gemeinderat zur Diskussion zu stellen, lancierte Marianne Flückiger deshalb in der vergangenen Woche eine Petition. Diese fordert die Gemeindebehörde auf, die Gesamtsituation nochmals zu analysieren und alle Möglichkeiten für den Erhalt der symbolträchtigen Linde zu prüfen. Die Aktion entstand kurzfristig, da die Baumaschinen schon bald auffahren werden. Bis letzten Freitag unterzeichneten 32 Bürgerinnen und Bürger das Begehren. Flückiger ist überzeugt, dass sich eine alternative Lösung finden lässt: «Da sich gemäss Ortsplan das Land auf der gegenüberliegenden Seite des Baumes im Besitze der Gemeinde befindet, besteht die Möglichkeit, die Strasse zu verschieben.»
Über das Schicksal der Stuker-Linde wird also demnächst der Gemeinderat von Lützelflüh entscheiden.

Markus Hofer

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