Recycling auf eine etwas andere Art

| Do, 15. Apr. 2021

KIRCHBERG: Kurt Meister recycelt ganz speziell: Er verarbeitet Aluminiumverpackungen zu Kunstwerken. red

Egal ob als Schale, Dose, Tube oder Folie – für Erfrischungsgetränke, Katzenfutter oder Senftuben ... Aluminium ist heutzutage so gut wie überall. Ende 2019 vermerkte das Bundesamt für Umwelt BAFU eine Gesamtmenge von über 13 000 Tonnen recyceltem Aluminium, was sich pro Einwohner auf 1,5 kg rechnet. Damit liegt es zwar noch deutlich hinter Altpapier (Gesamtmenge von 1,2 Millionen Tonnen und knapp 140 kg pro Einwohner) und PET-Getränkeflaschen (36 000 kg – 4,2 kg pro Einwohner), doch eignet sich Aluminium hervorragend zur Wiederaufbereitung. Bei der Verpackung aus recyceltem Alu spart man bis zu 95 Prozent der Energie, welche für Neumaterial benötigt würde. Eine ganz spezielle Art der Wiederaufbereitung dieses Abfallprodukts betreibt der Kirch­berger Kurt Meister. Seit rund 17 Jahren fertigt er als Hobby Figuren aus dem verbreiteten Leichtmetall an.

Recycling-Wettbewerb
Schon bevor Kurt Meister auf die fantasievolle Verarbeitung mit Aluminium gestossen ist, hat sich der ehemalige Gärtner gerne künstlerisch betätigt. Einmal habe sich ein Nachbarsjunge so sehr über eine von Meister gebastelte Figur aus Papiermaschee erschrocken, dass er sie angegriffen hat, wie Meister lachend erzählt. In den frühen 2000er-Jahren ist Kurt Meister auf einen Wettbewerb von sogenannter Recyclingkunst aufmerksam geworden. «Das Material hat mir gefallen und auch, dass es dabei um Recycling geht», so Meister. Bei den Recyclingwettbewerben machen viele Kinder mit, doch gibt es auch eine Kategorie für erwachsene Teilnehmerinnen und Teilnehmer und ihre ausgefeilten Kunstwerke.
Schon bald reichte Kurt Meister seine eigenen Kunstwerke ein und gehörte ab da regelmässig zu den Wettbewerbsgewinnern dazu. Meis­ter schätzt dabei auch die interessanten Kreationen seiner Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Viele Jahre wurde der Wettbewerb von Rolf Knie prämiert und die Preisverleihung im Knie Kinderzoo durchgeführt. Mehrere Kunstwerke werden nach der Preisverleihung versteigert und der Erlös zugunsten der Stiftung Pro Infirmis eingesetzt, welche sich für die Integration von Menschen mit Beeinträchtigungen einsetzt.
Letztes Jahr musste der Wettbewerb aufgrund der Coronapandemie leider verschoben werden, doch hofft man dieses Jahr auf eine Durchführung. Der Einsendeschluss für den diesjährigen Wettbewerb ist erst vor Kurzem, am 31. März 2021, abgelaufen.

Liebenswürdiges aus Metall
Die Arbeit mit Aluminium ist nicht zu unterschätzen, wie Kurt Meis­ter ausführt. Besonders die Vorbereitung sei sehr zeitintensiv. «Senf- und Ma­-
yonnaisetuben müssen etwa geputzt und fertig gemacht werden», erzählt der Künstler. «Ausserdem muss man aufpassen, dass man sich nicht am Metall schneidet. Als Gärtner bin ich aber daran sowieso schon gewohnt.» Das Material für seine Werke erhält er meistens von Bekannten. Aber auch für ihn kann es zu viel des Guten werden. Meister: «Manchmal sammelt sich so viel Material an, dass ich selbst zur Alusammelstelle gehen muss.»
Einige seiner Werke hat Kurt Meis­ter auch schon verkauft oder verschenkt, etwa die kleinen Elefanten, welche an die afrikanischen «Lucky Bean»-Glücksbringer angelehnt sind. Der Verkauf steht aber eindeutig im Hintergrund. «Es ist ein Hobby, das ich mache, um selbst zu spüren, wie gut ich darin bin. Ich sehe es als Herausforderung», erzählt der Pensionär.
Aber auch Anfänger sollten sich von den kreativen Aluarbeiten nicht abschrecken lassen. «Es gibt auch sehr Einfaches, das man in kurzer Zeit machen kann», weiss Kurt Meis­ter. Manchmal gehe es auch ihm darum, aus wenig Material möglichst viel herauszuholen. So rät Meister, mit einem kleinen Schmetterling oder Fisch zu beginnen. Aus Aluformen für «Chäschüechli» lassen sich etwa ideale Flügel machen. Ergänzen lassen sich diese zum Beispiel mit einem Körper aus dem abgeschnittenen Rand einer Alubüchse oder einem Pfeifenputzerdraht.
Viele seiner Kunstwerke sind für Kinder ausgerichtet, wie Kurt Meis­ter weiss: «Man merkt, dass ich Grossvater bin.» Bei einigen Arbeiten hätten die Jungen sogar die Nase vorne: «Beim Aufziehen von Ringen auf Schnüre sind Kinder viel schneller als ich.»
Für Kurt Meister spielt nicht nur die Wiederaufbereitung des Materials eine wichtige Rolle, sondern auch die emotionale Beziehung. «Aluminium ist ein sehr kaltes Material. Daraus möchte ich etwas machen, das warm und liebenswürdig wird.» Als Paradebeispiel dafür steht etwa ein Teddybär, welchen der Pensionär ebenfalls aus recyceltem Material geschaffen hat.

David Kocher

Informationen zu Recycling allgemein und den Recyclingwettbewerben unter www.ferrorecycling.ch und www.igora.ch.

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