Haussanierung statt Ferien

  04.05.2021 Aktuell, Foto, Wirtschaft, Region

Die fehlenden Reise- und Ausgeh­möglichkeiten seit Beginn der Corona­pandemie haben viele Hausbesitzer animiert das vorhandene  Geld in ihr Eigenheim zu stecken. Neuanschaffungen im Aussenbereich wie Terrassen, Pools, Pergola, Gartenhäuser und Saunas wurden und werden vorgenommen. Die starke Nachfrage nach Holz, Holzwerkstoffen, Hobelwaren sowie Parkett- und Laminatfussböden in Europa sind das eine. Die grosse Menge Holz, welche die USA und China in Europa einkaufen sind das andere. Während viele Produktionsstandorte wegen der Pandemie reduziert haben oder gar nicht arbeiten, benötigen Betriebe in anderen Teilen der Welt viel Holz. Das knappe Angebot an Frachtmöglichkeiten verschärft das Problem zusätzlich und lässt die Preise in die Höhe schnellen. Kostete ein Containertransport Schweiz/China im Oktober 2020 noch 2000 Franken muss heute bereits 10 000 Franken dafür bezahlt werden.
Für die Schweizer Waldeigentümer heisst dies, dass ihr Holz in Zukunft sehr gefragt sein wird und sie, nach einer langen Durststrecke, vielleicht endlich wieder einen angemessenen Preis für ihr Material und ihre Arbeit erzielen. Die Preise für Holzwerkstoffe steigen fast täglich. Dies sorgt voraussichtlich für einen zunehmenden Holzschlag in unseren Wäldern. Wenn man noch die zwingenden Holzschläge wegen Borkenkäfer und anderen Krankheiten dazu nimmt, haben viele Spaziergänger und Waldbesucher das Gefühl, der Wald werde gerodet und wenden sich besorgt an Förster und Gemeinden. Waldbesucher können jedoch beruhigt sein. Der Schweizer Wald hat genügend Holzvorrat (teilweise sogar zu viel) und kann die gestiegene Nachfrage abdecken. Die Waldbesitzer wurden in den letzten Jahren erfolglos aufgefordert mehr Holz zu schlagen. Der geringe Verkaufspreis hielt die meisten davon ab. Der nun voraussichtlich steigende Marktwert könnte dies ändern. Meist werden für den Holzschlag spezialisierte Firmen beauftragt, welche mit grossen Geräten im Wald wirken. Dieser vermeintliche «Kahlschlag» und die schweren Geräte sorgen bei den zuständigen Stellen nochmals für besorgte Anrufe. Auch hier gibt es Entwarnung. Diese Art der Holzerei ist sehr effizient. Am Anfang sieht es zwar etwas grob aus, dafür bleibt das betreffende Waldstück in den folgenden Jahren unangetastet und kann sich wieder erholen. Beim konventionellen Holzschlag, wo einzelne Bäume aus einem dichten Bestand geschlagen werden, sieht es für den Waldbesucher schonender aus. Oft werden dabei jedoch die umstehenden Bäume eher verletzt oder beschädigt und zusätzlich muss diese Prozedur fast jährlich stattfinden. Kurz gesagt: industrielle Variante ist gröber aber selten; handwerkliche Variante ist sanfter, aber öfter.
Die Äste der geschlagenen Bäume werden oft im Wald belassen, teilweise wild verstreut, teilweise angehäuft. Sie dienen einerseits als Rückzugsort und Lebensraum für Tiere, andererseits als Nährstoffe und Schutz für den Boden. Viele Wälder sind mit sogenannten «Rückegassen» (circa alle 30 Meter) ausgestattet. Diese wurden gebildet, um mit Geräten in den Wald zu gelangen und das geschlagene Holz auf den Waldweg / an den Waldrand zu transportieren / schleifen. Diese Gassen dienen nur der Bewirtschaftung und sollten von sämtlichen Waldbesuchern nicht benutzt werden.
Durch die erhöhte Nachfrage nach Holzprodukten kommt es zu Liefer­engpässen. Die holzverarbeitende Branche sowie das Baugewerbe sind im Moment stark unter Druck und können  Baumaterialien teilweise nur mit Verzögerung und/oder massiven Preisaufschlägen liefern. Konkret: Viele Termine können nicht eingehalten werden. Es gibt in einigen Branchen bereits Hamsterkäufe, welche die Situation noch verschärfen ... Kaum zu glauben, das passiert doch sonst nur bei WC-Papier …

Alexandra Weber

 


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