«Dem Leben nicht mehr Jahre geben, sondern den Jahren mehr Leben»

  14.07.2021 Aktuell, Foto, Gesellschaft, Hindelbank

Die Corona-Zeit war nicht einfach, überall. Jede Person erlebte Einschränkungen, musste sich an die vorgegebenen Massnahmen halten. Die Leiterin Pflege und Betreuung des Seniorenzentrums Jurablick, Silvia Anneler, zeigt sich irritiert über die teils negative Berichterstattung in Alters- und Pflegeinstitutionen. In ihrer Funktion kennt sie die Situation der Bewohner/innen ebenso wie diejenige des Personals. Nach der Zeit der grossen Einschränkungen freut sie sich über die Lockerungen. Das Leben nimmt seinen Lauf. Doch in den Köpfen vieler Leute sei ein negatives Bild über die Zustände in Seniorenzentren hängen geblieben, fälschlicherweise.
Ein Blick hinter die Kulissen des Seniorenzentrums vermittelt eine fami­liäre Atmosphäre, obwohl dort über 100 Senioren/-innen zusammenleben. Von den Bewohnenden kennen sich viele von früher, was den Eindruck vermittelt, es sei «ein Dorf im Dorf». Die Mitarbeitenden unterstützen sich wo möglich, während dem Lockdown
beispielsweise beim Verteilen und Abräumen der Mahlzeiten, aber auch in der Administration. Am Empfang melden sich nicht nur Gäste, sondern auch die Bewohnenden kommen gerne mal für einen Schwatz vorbei. Man kennt sich!
Vom Empfang gelangen die Gäste ins Restaurant, den Garten, auf die Abteilungen oder in eines der drei Wohnhäuser. Alle Gebäude sind über den Garten oder durch unterirdische Gänge miteinander verbunden.

Das Seniorenzentrum liegt im Dorf Hindelbank
Die Wohngebäude mit Holzfassaden, grossen Fensterflächen und Balkonen stehen im Grünen. Darin befinden sich 60 Alterswohnungen mit 1½, 2½ und 3½ Zimmern. In den grösseren Wohnungen leben vorwiegend Ehepaare, bei denen eine Person zusätzliche Betreuung und Unterstützung braucht. Der oder die gesunde Partner/in wird dadurch entlastet, muss jedoch nicht auf die eigene Selbstständigkeit verzichten. In kleineren Wohneinheiten fühlen sich auch Alleinstehende wohl. Sie können selbst entscheiden, welche Freiheiten ihnen wichtig sind, ohne jedoch einsam sein zu müssen.
Im Hauptgebäude leben Menschen, die pflegerische Unterstützung benötigen. Von 30 Pflegeplätzen gehören 10 Zimmer zur Demenzabteilung mit einem weitläufigen Demenzgarten. Angeboten werden helle Wohnräume, die mit eigenen Möbeln ergänzt eine persönliche Note erhalten. Sie bieten Aussicht auf Felder, Wiesen und den Wald. Die Gartenanlage zwischen den Häusern  – mit eigener Bocciabahn – nennt sich Juraplatz, weil bei idealer Wetterlage die Jurakette greifbar nahe erscheint. Sie gab dem Seniorenzentrum den Namen «Jurablick».
Der Tierpark mit Schafen, Hasen, Hühnern und Schildkröten ist ein beliebter Treffpunkt, der Bewohnende, Angehörige und die Dorfbevölkerung zusammenführt. Hier isst man an warmen Tagen gemeinsam ein Eis, plaudert und freut sich über das Miteinander von Menschen und Tieren. Therapie- und Dienstleistungsangebote oder Veranstaltungen des Heims können auch durch Senioren/-innen der angrenzenden Alterswohnungen genutzt werden. Ebenso stehen ihnen bei Bedarf Pflegeleistungen durch die eigene Spitin oder Spitex (spitalexterne Krankenpflege) und betriebsinterne Leistungen wie Reinigungsdienst und Wäscheservice zur Verfügung. Die Möglichkeit, jederzeit so viel Unterstützung wie nötig zu erhalten, gibt Sicherheit und Entlastung im Alltag. Und wer keine Lust zum Kochen hat oder wegen schlechtem Wetter nicht einkaufen will, kann sich unkompliziert im Restaurant verwöhnen lassen. Die Küche sei exzellent, die Kochequipe topmotiviert. Bei schönem Wetter gönnt man sich einen Platz auf der Gartenterrasse. Gerne essen hier auch Berufstätige aus dem Dorf, was nun endlich wieder möglich sei.
Das Personal parkiert das eigene Fahrzeug in der Tiefgarage. Einige Schritte weiter kommen die Mitarbeitenden zum Wäschepool, wo sie täglich frische Arbeitskleidung abholen, bevor sie sich in der Garderobe umziehen. Vorbei am Mehrzweckraum, der auch für private Feiern gemietet werden kann, gelangen sie zu ihrem Arbeitsplatz.

Hier finden Menschen im höheren Alter ein Zuhause
Die Wenger Betriebs AG, ein Familienbetrieb, führt fünf verschiedene Alters- und Pflegeinstitutionen in den Kantonen Bern und Zürich. Dazu gehört auch der «Jurablick». Im Mittelpunkt der Dienstleistungsbetriebe steht der Mensch. Wenn er sich in seinem eigenen Zuhause überfordert fühlt oder aus gesundheitlichen Gründen auf Hilfe angewiesen ist, findet er hier einen neuen Lebensort. Hier ist er umgeben von Menschen, die ihm Vertrauen und Herzlichkeit vermitteln und ihn in Konfliktsituationen unterstützen. In einer familiären Atmosphäre wird den Bewohnenden Achtung, Würde und Toleranz entgegengebracht. Mit einem 24-Stunden-Notrufsystem besteht auch für die Seniorenwohnungen die Sicherheit, dass in Notsituationen schnell Hilfe kommt.

Administration und Organisation
Das Wohlbefinden der Bewohner/innen steht an oberster Stelle. Dazu gehört eine umfassende Pflege mit qualifiziertem Fachpersonal. Die Gesundheits- und Fürsorgekommission verlangt Zusatzausbildungen für Palliativ­pflege und Demenzbetreuung. Auch die Gerontopsychiatrie setzt grosses Fachwissen im Umgang mit psychisch kranken Menschen voraus. Silvia Anneler unterstützt diese Forderungen des Kantons, versteht jedoch nicht, dass gewisse Leistungen nicht entsprechend abgerechnet werden können. Die Einschränkungen während des Lockdowns und Quarantänevorschriften forderten ein Vielfaches an Aufwendungen fürs Personal. Das sei mit guter Teamarbeit zu schaffen gewesen, doch entsprechende Tarife fehlten dafür. Aber Anneler will nicht klagen. Wichtig sei eine angenehme Atmosphäre für die Bewohner/innen und die Mitarbeitenden. Der Vers, der auf der Website zu lesen ist, passt also: «Dem Leben nicht mehr Jahre geben, sondern den Jahren mehr Leben.»


Helen Käser

www.sz-hindelbank.ch


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